Behandelter Abschnitt Lk 1,5-6 „Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein gewisser Priester, mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und seine Frau war von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (V. 5.6). So haben wir ein lebendiges Bild von dem Zustand, der damals in Israel herrschte. Es gab zwar einen fremden Fürsten über sie ‒ einen Edomiter ‒ und Hohepriester in fremder Verwirrung, wie wir gleich sehen werden; aber immerhin gab es einen Priester, der mit einer der Töchter Aarons verheiratet war, Zacharias, aus dem Umfeld von Abija.
So niedrig der Zustand in Israel war und das äußerlich höchst unregelmäßig, so gab es doch mitten unter allen Gottesfürchtige; und das Einzige, was in Israel zu einem solchen Wandel befähigte, war der Glaube an den kommenden Messias: Dieser war wenigstens nicht verschwunden. Im Gegenteil, Gottes Geist wirkte in den Herzen einiger weniger und bereitete sie auf den vor, der kommen sollte. Zacharias und Elisabeth gehörten zu diesen wenigen. Sie waren in Erwartung des Glaubens, dessen Wirkung, wo sie echt ist, darin besteht, Kraft zum rechten Wandel zu geben. Die einzigen Menschen, die auch nach dem Gesetz recht wandelten, waren die, die über das Gesetz hinaus auf Christus schauten. Solche, die sich nur auf dem Gesetz ausruhten, übertraten es, obwohl das Gesetz ihr Stolz sein mochte. Im Gegenteil, solche, die auf den Messias schauten, waren treu und „wandelten untadelig in allen Geboten und Ordnungen des Herrn“ (V. 6).
So ist es im Prinzip auch heute. Es gibt solche, die das Gesetz als Lebensregel beachten, aber solche fühlen sich auch nach diesem Maßstab nie gut. Im Gegenteil, solche, die im Sinn der Gnade Gottes vorangehen und die volle Befreiung des Gläubigen in der Erlösung, die in Christus ist, kennen, offenbaren wirklich die Gerechtigkeit des Gesetzes, wie es heißt: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3).
Wenn ich nach dem Gesetz wandle, erfülle ich es nicht; wenn ich nach dem Geist wandle, erfülle ich es. Die gleiche Lehre erscheint in Galater 5. Wenn wir nach dem Geist wandeln, gibt es gute Früchte: „Gegen solche gibt es kein Gesetz“ (Gal 5,23). Im Gegenteil, das Gesetz rechtfertigt die Früchte des Geistes, aber der Geist rechtfertigt niemals die Wege eines Menschen, der seine Lebensregel im Gesetz findet, das für einen sündigen Menschen eine Regel der Verdammnis und des Todes ist und sein muss. Es gibt keine Kraft der Gnade, wenn Christus nicht das Ziel des Herzens ist.
So war es auch bei diesem gottesfürchtigen Ehepaar in Israel. Der alte Priester und seine Frau erwarteten wirklich (d. h. gläubig) den Messias. Ihre Hoffnung war kein fleischliches Verlangen, sich selbst oder ihre Nation in irdischer Macht zu erhöhen; obwohl es wahr bleibt, dass Israel dann, wenn der Messias kommt, das Haupt und die Heiden der Schwanz sein werden (5Mo 28,13); dann wird Er ihre letzte feurige Drangsal beenden und sie von ihren Feinden erlösen. Aber an jenem Tag werden die Herzen des gottesfürchtigen Überrestes über Stolz oder Eitelkeit erhoben werden, sie werden es ertragen, über alle anderen Völker der Erde erhaben zu sein. Das ist der göttliche Ratschluss gemäß der Prophezeiung, den Gott sicher zu seiner Zeit erfüllen wird.
Beachte, wie der Glaube zur Treue führt. Solche, die nur auf das Gesetz schauen (im Sinn von: Gott verlangt), erfüllen niemals seine gerechte Forderung. In jedem Fall muss man über allen Verpflichtungen stehen, um sie zu erfüllen. Ich muss den Glauben an Gottes Ziel haben, um seinen Willen erfüllen zu können. Wenn mein Geist mit Christus beschäftigt ist, werde ich in gleichem Maß in der Lage sein, Gott zu verherrlichen.
So war es auch bei Zacharias und seiner Frau. Sie warteten im Glauben auf den Messias; darum waren sie gerecht und wandelten untadelig in den Geboten und Satzungen des Herrn. Dennoch hatten sie eine Enttäuschung des Herzens, die dem Zustand der Dinge in Israel entsprach.