Behandelter Abschnitt Mk 14,1-11
Wir haben hier ein Abendmahl in Bethanien und ein Abendmahl in Jerusalem: Das eine ist einfach ein Abendmahl im Haus derer, die Jesus liebte; das andere eine neue Sache, die am Passahfest eingeführt wurde, die es beiseitestellen sollte, während es für die Versammlung das beständige Gedächtnis des Herrn Jesus sein sollte, das folgen würde.
Diese beiden Abendmahle haben einen sehr wichtigen Platz, denn der Tod des Herrn Jesus Christus ist nicht nur die große zentrale Wahrheit des Letzteren, sondern auch das, was der Geist Gottes bei dem Ersteren in den geistlichen Empfindungen Marias bewirkte. Sie empfand es, wenn auch nicht durch irgendeine deutliche Mitteilung an sie, sondern durch jene Liebe zum Heiland, die der Geist für die Gefahr, die über Ihm schwebte, in einer Weise empfindlich machte, die sie nicht ausdrücken konnte. Der Herr, der ihre Liebe und alles kannte, was geschah, deutete ihre Tat als im Hinblick auf sein Begräbnis geschehen. Bei beiden Gelegenheiten gehen die Jünger sehr schwach auf das Gute und das Böse ein, aber Gott selbst offenbart seine eigene Hand und seine Gedanken als das, das alles beherrschte.
Das ist umso bemerkenswerter, als bei der Gelegenheit des Abendmahls in Bethanien, oder vielmehr in Verbindung damit, die Hohenpriester und Schriftgelehrten zwar suchten, wie sie Jesus „mit List greifen und töten könnten“ (V. 1), aber fest entschlossen waren, dass es nicht am Fest geschähe, „damit nicht etwa ein Aufruhr des Volkes entsteht“ (V. 2). Gott aber hatte schon von früher her beschlossen, dass es an diesem Tag und an keinem anderen sein sollte – am Fest aller Feste, dem Passah, das in der Tat der Vorbild für den Tod Christi war.
So haben wir Gott und den Menschen im Gegensatz; aber ich brauche nicht zu sagen, dass Gott seinen eigenen Willen ausführt, obwohl Er es durch das böse Instrumentarium eben jener Menschen tut, die beschlossen hatten, dass es nicht so geschehen sollte. In der Tat, es ist immer so. Gott regiert nicht nur seine eigenen Kinder, auch die Vernichtung der bösen Menschen ist nicht die Ausführung ihres eigenen Willens, sondern des Willens Gottes. Deshalb steht geschrieben, „die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren“ (Jud 4). Wiederum wurden sie dazu bestimmt, sich an dem Wort zu stoßen, weil sie ungehorsam waren.
Es ist nicht so, dass Gott einen Menschen dazu bestimmt, böse zu sein. Aber wenn der in Sünde gefallene Mensch in seinem Eigenwillen weitergeht, die Finsternis mehr liebt als das Licht und dem Satan verfallen ist, beweist Gott dennoch, dass Er immer die Zügel in der Hand hält und die Oberhand behält, und selbst auf dem Weg, den ihre Begierde oder Leidenschaft einschlägt, scheitert Er nicht, seinen eigenen Willen zu erfüllen. Es ist wie bei einem Menschen, der im Rausch meint, irgendeinen Vorsatz zu verwirklichen, zum Beispiel nach rechts zu lenken, in Wirklichkeit aber links in einen Graben stürzt.
So kann der Mensch schließlich nur das tun, was Gott vorherbestimmt hat. Sein Wille ist machtlos, außer dass er seine Sünde offenbart. Gottes Wille regiert immer, auch wenn der Mensch sich in der Art und Weise, wie er zustandekommt, als unverzeihlich böse erweist. So auch hier. Der Mensch beschloss, Jesus zu töten, aber er entschied, dass es nicht am Festtag geschehen sollte. Gott hatte schon lange vor ihrer Geburt festgelegt, dass ihre Tat am Festtag stattfinden sollte. Und so geschah es.
Wie wir gesehen haben, gab das Abendmahl in Bethanien auch den Anlass für die erste Vorstellung von dem Verrat des Judas. Satan gab es ihm ins Herz. Es war eine Szene der Liebe, aber eine solche Szene zieht schnell den Hass derer ans Licht, die keine Liebe haben. Marias anbetende Zuneigung zur Person des Herrn und ihr Empfinden für die Gefahr, in der Er stand, führten sie weiter, bis das Haus von Bethanien mit dem Wohlgeruch der Salbe erfüllt war, die sie ausgoss. Aber Judas weckte die fleischliche Gesinnung der anderen Jünger; er hatte keine Gemeinschaft mit ihr; Jesus war in seinen Augen nicht wertvoll. Er brachte seinen Unmut also dort hervor, wo Jesus der Gegenstand der Anbetung für Maria war. Es war eine Schmälerung seines eigenen unerlaubten Gewinns. Er plädierte nur für die Sache der Armen und hetzte die anderen Jünger dazu auf: