Behandelter Abschnitt Mk 10,35-37
Da kamen die Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes (mit ihrer Mutter, wie wir aus Matthäus wissen), und sagen zu ihm: Lehrer, wir wollen, dass du uns tust, um was irgend wir dich bitten werden. Er aber sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich euch tun soll? Sie aber sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir einer zu deiner Rechten und einer zur Linken sitzen mögen in deiner Herrlichkeit (10,35‒37).
Wie oft verrät sich die fleischliche Gesinnung in den Gläubigen, sogar auf dem Gebiet des Glaubens! Wie schwach waren doch jene, die dazu bestimmt waren, Säulen zu sein! Wie leuchtet der Meister selbst in Gegenwart der Gesegnetsten unter seinen Dienern! Sie wussten nicht, worum sie baten. Das war keine Frage für den leidenden Sohn des Menschen auf seinem Weg zum Kreuz; sondern vielmehr: Können sie das trinken, was Er trinken würde? Können sie mit der Taufe getauft werden, die vor Ihm stand? Ach! dem Ehrgeiz, sogar in den Dingen des Reiches, folgt bald das Selbstvertrauen: „Wir können es.“ Was für eine Antwort! Müssen wir uns wundern, dass auch diese beiden Jesus verließen und in der Stunde des Kreuzes flohen? Dennoch besiegelt der Herr ihre Antwort mit der Verheißung seines eigenen bitteren Anteils, innerlich und äußerlich; aber Er lässt sie wissen, dass jene hohen Plätze um Ihn in der Herrlichkeit nicht Ihm gehören, sondern denen, für die sie bereitet sind. Er weigert sich, von diesem moralisch höchsten Platz in einer solchen Welt wie dieser – Gottes Diener unter den Menschen – abzuweichen.
Wenn aber die beiden Söhne des Zebedäus auf diese Weise ihre Unwissenheit über die moralische Herrlichkeit Christi verrieten, wie verhielten sich dann die anderen? Nicht mit Traurigkeit des Herzens für ihre Brüder.