Behandelter Abschnitt Mk 10,17-22
Der Herr hatte die Ehe entsprechend ihrem Anfang durch Gott gegen die Pharisäer gerechtfertigt. Er hatte die Kinder trotz der Zurechtweisung gesegnet, aber jetzt die Jünger zurechtgewiesen. Als Nächstes wird Er von dem reichen jungen Vorsteher eifrig aufgesucht.
Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herzu und kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben? (10,17).
Hier gab es keinen Mangel an moralischer Integrität, kein Versagen in der Ehrfurcht vor jemandem, den man instinktiv als überlegen empfand, keine Trägheit, die Ärger vermied; sondern es gab Ernsthaftigkeit, ehrlichen Respekt vor diesem rechtschaffenen Mann und ein aufrichtiges Verlangen, eine neue Lektion zu lernen und einen neuen Schritt im guten Handeln zu tun. Es war die Natur, die ihr Bestes tat, aber im Grunde genommen einen Fehler machte; denn seine Frage setzte voraus, dass der Mensch gut war und Gutes tun konnte – der Mensch, wie er ist. Schon sein Ehrengruß an Jesus bewies, dass seine Person unbekannt war und damit auch die Wahrheit, sowohl was Gott als auch was den Menschen betraf.
Hätte der junge Vorsteher geglaubt, dass Er der Sohn des lebendigen Gottes ist, hätte er Ihn nicht mit „Guter Lehrer“ angesprochen – ein Stil, der für einen geachteten und verehrten Lehrer angemessen ist, aber sowohl unnötig als auch unpassend, wenn man sich an jemanden wendet, der Gott gleich ist und Gott ist. Aber er hatte das Böse des Menschen nie erkannt – die völlige, hoffnungslose Sündhaftigkeit und das Verderben des Herzens in Gottes Augen. Daher wurde das Bedürfnis nach jemandem wie Jesus nicht empfunden – nach jemandem, der, Gott und Mensch, in göttlicher Liebe in die Tiefen der Sünde hinabgestiegen und in göttlicher Gerechtigkeit zum Thron Gottes emporgehoben ist; der alles auf der Erde von Gott für den schuldigen Menschen erlitten hat, damit der Mensch durch und mit Ihm im Himmel erlöst, versöhnt, gerechtfertigt, verherrlicht werde, und in beidem, wie in allen Dingen, Gott durch Jesus Christus verherrlicht werde.
Unser gepriesener Herr verweigert also die Ehre, die die einzige gerechte Grundlage dafür ignoriert, eifersüchtig auf die Wahrheit wie auf die Ehre Gottes, wie es in der Tat die einzig wahre Liebe zum Menschen ist. Wenn nicht Gott, war Christus nicht gut; wenn Er gut ist, ist Er Gott.