„Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herzu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben?“ (V. 17).
Es fehlte hier nicht an sittlicher Aufrichtigkeit, nicht an Ehrerbietung gegen einen Mann, den er unwillkürlich als überlegen erkannte, sowie Fleiß, der jede Mühe auf sich nahm. Nein, hier war Ernsthaftigkeit, ehrenvolle Achtung vor jenem gerechten Mann und ein aufrichtiges Verlangen, eine neue Lektion zu lernen und einen weiteren Schritt im Gutestun zurückzulegen. Hier war die menschliche Natur, die ihr Bestes tat und sich doch grundsätzlich auf dem falschen Weg befand; denn seine Frage setzte voraus, dass der Mensch gut war und Gutes tun konnte, und zwar so, wie er ist. Schon sein Gruß der Ehrerbietung an Jesus bewies, dass er Ihn nicht kannte. Und infolgedessen war ihm auch die Wahrheit über Gott und den Menschen unbekannt.
Wenn der junge Oberste geglaubt hätte, dass Jesus der Sohn des lebendigen Gottes ist, dann hätte er Ihn nicht mit „Guter Lehrer“ begrüßt. Diese Ausdrucksweise passte zu einem geachteten und geehrten Lehrer; sie war jedoch überflüssig und unangemessen bei der Anrede einer Person, die Gott gleich und selbst Gott war. Er hatte sich nie die Bosheit des Menschen, die vollständige, hoffnungslose Sünde und die Verderbnis des Herzens in den Augen Gottes vergegenwärtigt.
Darum wurde nie das Bedürfnis nach einer Person wie Jesus gefühlt – nach einer Person, die Gott und Mensch in einem, in göttlicher Liebe in die Tiefen der Sünde hinabkam und in göttlicher Gerechtigkeit zum Thron Gottes erhöht worden ist. Er erkannte nicht, dass er den Einen benötigte, der auf der Erde für sündige Menschen von der Hand Gottes alles erduldete, damit Er den Menschen erlöst, versöhnt, gerechtfertigt und verherrlicht durch sich selbst bei sich im Himmel habe und damit, wie in allem, durch beide Handlungen Gott durch Jesus Christus verherrlicht werde.