Behandelter Abschnitt Mk 7,26-27
Welchen Anspruch hatte diese Frau? Nicht den geringsten. „Die Frau aber war eine Griechin, eine Syro-Phönizierin von Geburt“ (V. 26a). Sie stammte aus dem fruchtbaren Stamm der Feinde Israels, den verdorbenen und götzendienerischen Verächtern des wahren Gottes. Aber wenn Jesus eine Gelegenheit suchte, die Gnade Gottes zu zeigen, die über allen Fragen des Rechts, der Untreue oder jedem denkbaren Vorwand stand, außer dem des völligen Elends, das auf die göttliche Barmherzigkeit in Ihm geworfen wurde, so gab es nie einen bedürftigeren Bewerber: „und sie bat ihn, dass er den Dämon von ihrer Tochter austreibe“ (V. 26b).
Doch wenn der Glaube der Frau triumphieren sollte, so wurde er doch nicht weniger versucht. Und ich halte es für moralisch lehrreich zu beachten, dass die reichste Gnade von Seiten Christi die Prüfung des Glaubens nicht abschwächt, sondern vergrößert. Wer wenig geübt ist, isst nie den Kern des Segens, beweist nie die Tiefen, die in Gott und seiner Gnade sind.
Markus, so genau sein Evangelium gewöhnlich in Einzelheiten ist, gibt uns nicht die Einzelheiten ihrer ersten Bitte an den Heiland als „Sohn Davids“, deren Angemessenheit bei Matthäus offensichtlich ist. Ebenso wenig bringt unser Evangelium sein ungewohntes Schweigen und das Flehen der Jünger sowie die feste Erklärung seiner Mission als Diener der Beschneidung, für die wir uns ebenfalls an Matthäus wenden müssen.
Dennoch hält unser Herr auch hier das Prinzip „der Jude zuerst“ aufrecht, wie die Einfalt des Glaubens (was ist so echt einsichtig?) in ihr drängt, „und auch der Heide.“ Aber da ist noch mehr. Die Gnade spricht die ganze Wahrheit aus und stärkt ihren Empfänger, sie zu ertragen, sie zu bekennen und sich an ihr zu erfreuen. So fügt der Herr hier hinzu: