„Und sie bat ihn, dass er den Dämon von ihrer Tochter austreibe“ (V. 26).
Auch wenn der Glaube der Frau triumphieren sollte, so musste er doch erst erprobt werden. Und ich halte es für sittlich außerordentlich lehrreich, wenn wir beobachten, wie die reichste Gnade von Seiten Christi die Erprobung des Glaubens nicht verkleinert, sondern sogar vergrößert. Eine Seele, die nur wenig geübt wird, genießt niemals den Kern der Segnung und erlebt niemals die Tiefen in Gott und seiner Gnade.
Obwohl Markus in seinem Evangelium normalerweise sehr genau bei den Einzelheiten ist, berichtet er uns hier nicht von den Besonderheiten ihres ersten Appells an den Heiland als „Sohn Davids“, die im Matthäusevangelium angebracht sind (Mt 15,21.22). Auch zeigt unser Evangelium nicht sein ungewohntes Schweigen, die eindringliche Fürsprache der Jünger und die bestimmte Erklärung seiner Mission als Diener der Beschneidung. Dafür müssen wir uns wieder zum Matthäusevangelium wenden.
Nichtsdestoweniger hielt unser Herr auch hier den Grundsatz „dem Juden zuerst“ (Röm 1,16) aufrecht, während die Einfalt des Glaubens (und wer sonst begreift wirklich so schnell!) in der Frau geltend machte: „als auch dem Griechen.“ Doch wir finden noch mehr. Die Gnade spricht die ganze Wahrheit aus und kräftigt ihren Gegenstand, sie zu ertragen, zu bekennen und sich daran zu erfreuen. So fügte der Herr in Vers 27 hinzu:
„Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen. Sie aber antwortete und sprach zu ihm: [Ja,] Herr; und doch fressen die Hunde unter dem Tisch von den Brotkrumen der Kinder“
Sie wurde vom Herrn belehrt, ihren wahren Platz einzunehmen. Doch sie klammerte sich an die unerschütterliche Gewissheit, dass auch Er seinen Platz nicht verleugnen würde. Sie war nicht besser als ein Hund. Ist Gott aber nicht sogar voller Freigebigkeit und Güte gegen Hunde?