Behandelter Abschnitt 4Mo 21
Der einzige weitere Punkt, den ich zum Abschluss dieses Teils meines Themas anmerken möchte, steht in diesem Kapitel: Wir finden Israel in der Gegenwart des kanaanäischen Königs von Arad, der zunächst einige Gefangene macht. Israel schwört beim Herrn, dass er sie völlig vernichten wird, wenn Er das Volk in seine Hand gibt. Der Herr erhört sie, und es kommt zu einer solchen Zerstörung, dass der Ort von da an Horma genannt wird.
Bald darauf folgt jedoch eine sehr ernste Begebenheit, die eine Warnung für uns darstellt (V. 4ff.). Es ist kein ungewöhnlicher Fall: Eine Zeit des Sieges muss beobachtet werden, damit sie nicht ein Vorbote der Gefahr ist. Eine Zeit der Niederlage hingegen bereitet einen ständig auf einen neuen und größeren Segen Gottes vor – so reich ist seine Gnade. Er weiß, wie man die Gefallenen aufrichtet, aber Er lässt die, die zu leicht mit ihrem Sieg umgehen, ihre völlige Schwäche und die ständige Notwendigkeit spüren, dass sie Ihn brauchen. So war es auch mit Israel. Unmittelbar nach ihrem großen Sieg wurden sie sehr entmutigt, und sie reden gegen Gott und gegen Mose. „Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel“ (V. 6). Sofort eilen sie zu Mose und bitten ihn, für sie zum Herrn zu beten; und Mose wird von dem Herrn angewiesen, eine feurige Schlange zu machen. „Mache dir eine feurige Schlange und tu sie auf eine Stange; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben. Und Mose machte eine Schlange aus Kupfer und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben“ (V. 8.9).
Ich denke, es ist wichtig für uns, dies zu sehen – dass es in der Verbindung mit der Wüste und dem Fleisch kein Leben für den Menschen gibt. Das Leben ist nicht für den Menschen im Fleisch. Der Tod ist der Weg des Herrn, mit der gefallenen Menschheit zu handeln. Wie also soll der Mensch leben? „Ich, wenn ich von der Erde erhöht werde, werde alle Menschen zu mir ziehen“, um eine andere neutestamentliche Anwendung der Wahrheit zu zitieren, die wir jetzt vor Augen haben. „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32) – das ist ein Erlöser, der nicht mehr auf der Erde ist, sondern von ihr erhöht ist: Ich sage nicht in den Himmel, sondern ein verworfener und gekreuzigter Heiland. Das ist das Mittel der göttlichen Anziehungskraft, wenn die Sünde auf diese Weise endgültig verurteilt wurde. Es gibt keinen angemessenen Segen ohne das Kreuz für den Menschen, wie er ist; denn nur so wird Gott verherrlicht, was die Sünde betrifft. Das ist es, was uns hier im Vorbild vor Augen steht.
Aber warum, so mag man fragen, die kupferne Schlange? Warum nach diesem Bild? Aus einem anderen, höchst ernsten Grund. Nicht nur, dass ein gekreuzigter Erlöser das Mittel zur Errettung des Menschen ist, sondern das Bild deutet auch auf jemandem hin, der „zur Sünde gemacht“ wurde, obwohl Er in seiner eigenen Person der Einzige war, der „keine Sünde kannte“. Hätte Er die Sünde gekannt, hätte Er kein Erlöser entsprechend der göttlichen Heiligkeit sein können; wäre Er nicht zur Sünde gemacht worden, wären wir niemals wirklich vom Gericht über sie erlöst worden. Er ist und wurde genauso gemacht, wie Gott Ihn haben wollte und wie wir Ihn am meisten brauchten. Er ist all das für uns, und zwar jetzt für uns. Wir werden all die herrlichen Folgen zu gegebener Zeit haben; aber schon jetzt, da Er sein Werk vollendet hat, haben wir alles im Glauben an Ihn. So hatte Israel hier alle Dinge nebenbei; sie hatten Leben, wie wir sehen – Leben, das durch den Sieg über die Macht der Sünde und des Todes gewonnen wurde.
So gibt Gott ihnen, wie wir gleich danach hören, Freude am Weg – Quellen der Freude und des Glückes, wie wir nachher finden –, den Brunnen in der Wüste, den die Fürsten gruben. Es war ja nicht vieles Graben nötig: Es reichte mit ihren Stöcken völlig aus. Das ist die Güte Gottes zu uns, auch in der Wüste. Der Brunnen wurde nicht durch harte Arbeit derer gegraben, die es gewohnt waren zu arbeiten. Die Fürsten legten mit ihren Stöcken Hand an; und sie kannten wahrscheinlich nicht viel von Arbeit. Aber es war genug. Die überschwängliche Gnade gibt also dem Volk reichlich Erquickung nach dem Vorbild, das Gott vor sich hatte – dem schönen Vorbild, das Christus selbst auf sein eigenes Tragen des Gerichts über die Sünden am Kreuz anwandte: Wenn die Sünde gerichtet ist, wenn das Leben gegeben ist, was gibt Gott nicht deswegen und im Einklang damit? „Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat: wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32).
Der Rest des Kapitels zeigt uns den triumphalen Fortschritt des Volkes mit all seinen Siegen (auf die im Gesetz und in den Psalmen oft angespielt wird) über Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan. Der Bericht darüber enthält zwei Hinweise: einen auf ein Buch in jener Zeit, das Buch der Kriege des Herrn (V. 14), den anderen auf bestimmte sprichwörtliche Sprüche oder Legenden, die damals in Mode waren (V. 27–30). Dies gibt nicht, wie die Rationalisten vorgeben, die geringste Unterstützung für die Hypothese, dass Mose den Pentateuch aus einer Menge von vorhandenen Materials zusammenstellte, das unter den Israeliten seiner Zeit und ihren heidnischen Nachbarn umherflog. Diese schriftlichen und mündlichen fremden Überlieferungen werden absichtlich mit dem außergewöhnlichen Ziel zitiert, anhand von Zeugen, die in den Augen ihrer eifrigsten Gegner unanfechtbar sind, zu beweisen, dass das Land, um das es geht, als Israel es durch Eroberung einnahm, nicht zu Ammon oder Moab gehörte, sondern zu den dem Untergang geweihten Völkern Kanaans und seiner Umgebung. Auf das Land der Ersteren hatten sie keinen gerechten Anspruch. Der Amoriter und so weiter war von Gott aufgegeben worden. Die Amoriter hatten es den Moabitern weggenommen, und die Israeliten den Amoritern. Sie wohnten danach in allen ihren Städten, vom Arnon bis zum Jabbok, in Hesbon und allen seinen Dörfern. Eine jüdische Aufzeichnung ihrer früheren Besitzer und ihrer eigenen Siege könnte als von einem Feind interessiert angefochten werden; aber ein Zitat aus ihren eigenen aktuellen sprichwörtlichen Liedern war schlüssig; und der Geist Gottes erlaubt sich, einen Auszug zu diesem Zweck zu verwenden. In Richter 11 sehen wir, wie Jephta genau diesen Grund anerkannter Tatsachen anführt, um die Ansprüche des damaligen Königs von Ammon zu widerlegen, und seine Behauptungen werden durch den unwiderlegbaren Beweis bestätigt, dass der Amoriter das umstrittene Gebiet besaß, als Israel sich zum Herrn darüber machte, trotz Balak, dem König von Moab, und allen anderen Rivalen. Nach einem etwas ähnlichen Prinzip zögert der Apostel nicht, heidnische Zeugnisse im Neuen Testament zu zitieren, als ein nicht geringes Bekenntnis ihrerseits für eine vorliegende Sache (Apg 17,23.28; 1Kor 15:33; Tit 1,22).