Behandelter Abschnitt 4Mo 20
In diesem Kapitel erscheint die damit verbundene Wahrheit, als sie nach Wasser rufen: „Und es war kein Wasser da für die Gemeinde, und sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron“ (V. 2). Das richtete sich, wie wir sagen würden, gegen die unendliche Gnade unseres Herrn Jesus. Das ist es, was dem im Gegenbild entspricht. Es mag streng erscheinen, dies von Christen zu sagen; aber tun wir das nicht immer wieder, wenn wir versucht werden und mit den Umständen beschäftigt sind? Denkt ihr, dass der Herr nicht weiß, was uns bedrückt? Meint ihr, der Herr schickt es nicht zu unserem Besten? Es mag in einem anderen Fall schlecht sein; aber der Hauptpunkt ist, dass wir auf den Herrn achten, dass wir dessen gute Hand sehen, ganz gleich was es ist. Wir sollen uns nicht „von dem Bösen überwinden“ lassen, sondern „das Böse mit Gutem“ überwinden (Röm 12,21). Der wahre Weg ist, dass wir darauf vertrauen, dass der Herr Jesus alles regelt. Ihm ist alle Macht gegeben auf der Erde und im Himmel (Mt 28,18); und warum sollten wir nicht glücklich sein über seine Wege mit uns? Er ist es, der mit uns handelt, was auch immer das Instrument und die Umstände sein mögen.
Hier fing das Volk, das kein Wasser hatte, an, mit Mose zu hadern, „und sie sprachen und sagten: Wären wir doch umgekommen, als unsere Brüder vor dem Herrn umkamen!“ (V. 3). Es ist nichts zu niederträchtig für jemand, der Gott angehört, wenn Gott nicht vor seinen Augen ist. „Und warum habt ihr die Versammlung des Herrn in diese Wüste gebracht, dass wir da sterben, wir und unser Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt, um uns an diesen bösen Ort zu bringen? Es ist kein Ort der Aussaat und der Feigenbäume und der Weinstöcke und der Granatbäume, und es gibt kein Wasser zu trinken. Und Mose und Aaron gingen von der Versammlung weg zum Eingang des Zeltes der Zusammenkunft und fielen auf ihr Angesicht; und die Herrlichkeit des Herrn erschien ihnen. Und der Herr redete zu Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen zu dem Felsen, so wird er sein Wasser geben; und du wirst ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und der Gemeinde zu trinken geben und ihrem Vieh. Und Mose nahm den Stab vor dem Herrn weg, so wie er ihm geboten hatte. Und Mose und Aaron versammelten die Versammlung vor dem Felsen; und er sprach zu ihnen: Hört doch, ihr Widerspenstigen!“ (V. 4–10). Anstatt zum Felsen zu sprechen, spricht er zu dem Volk. Es wurde ihm nicht befohlen, dies zu tun.
Es wäre Ungehorsam gewesen, wenn Mose nicht mehr getan hätte; aber er geht sogar noch weiter als das, wie wir sehen werden. „Hört doch, ihr Widerspenstigen! Werden wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen? Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit seinem Stab zweimal“ (V. 10.11). Er brachte leider einen anderen Stab, seinen eigenen, während der Herr ihm gesagt hatte, er solle den Stab bringen, nämlich den Stab Aarons. Es war der Stab der priesterlichen Gnade, mit dem Gott zu dem Felsen sprechen wollte; der Stab, der sagte, wie Gott Leben wirken konnte, wo Tod gewesen war, und auch Frucht hervorbringen konnte nach seiner eigenen wunderbaren Gnade; denn Er weiß, wie Er beleben kann, ganz jenseits der Gedanken des Menschen oder der Natur. Obwohl Mose den Stab nach dem Wort des Herrn hervorholt, benutzt er ihn nicht nach ihm. Er schlägt mit seinem eigenen Stab. Was war sein besonderes Merkmal? Sein Stab war der Stab der Autorität und der richterlichen Macht. Früher hatte er diesen Stab recht benutzt (2Mo 17): Es ging darum, dass das Gericht auf den Felsen fällt – nur dann. So hat auch Christus „einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (1Pet 3,18). Jetzt lebt Er ewig, um für uns einzutreten.
Aber hier verlor Mose die unendliche Gnade Gottes in diesem wundersamen Vorgang und der Fürsorge für sein Volkes völlig aus den Augen und fiel auf das Prinzip des Gerichts zurück, wodurch er den Gott, den er zu verherrlichen suchte, und dessen Gnade zu offenbaren seine größte Freude war, falsch darstellte. Das war jetzt nicht so, und daher ein schweres Versagen. Es wurde für Mose zur Sünde zum Tod, denn Gott nimmt es am meisten übel, wenn jemand, der Ihn eigentlich gut hätte kennen sollen, Ihn schwerwiegend falsch darstellt. Gerade weil Mose und Aaron Gott so nahe waren, weil sie (besonders Mose) die Gnade des Herrn verstanden hatten, wurde nun unter diesen Umständen ihr völliges Versagen zum Anlass, Mose als ein Gefäß, das seine Arbeit getan hatte, beiseitezustellen. Er war nicht geeignet, sie in das Land – das gute Land – zu führen. Es war eine schmerzliche Prüfung; es war ein tiefer Schmerz für das Herz Moses, obwohl er dem Herrn danach nie misstraute, wie ich überzeugt bin, sondern sich mit beeindruckender Gnade seinem Willen beugte, wie wir in der folgenden Begebenheiten sehen werden. Zugleich empfand Mose alles und sollte es auch empfinden.
Aber es ist traurig, dass jemand, der sie so wahrhaftig Gott entsprechend geführt hatte und der unter noch schwierigeren Umständen so standhaft geblieben war, gleichsam versagte, als sie nahe an der Grenze des Landes waren – als sie sich dem Punkt näherten, von dem aus sie das Kanaan, das der Herrn erwählt hatte, betreten sollten. Aber so war es. Mose versagte, wich von der reichen Gnade Gottes ab, fiel auf das Gericht zurück; und das Gericht ging entsprechend mit ihm um. Mose handelte nicht im Sinn des Herrn. Er erhob seine Hand und schlug mit seinem Stab zweimal auf den Felsen. Der Herr hielt das Wasser nicht zurück, es kam reichlich hervor; aber das war zu Gottes eigenem Lob und keineswegs eine Bestätigung des Versagens Moses. „Da sprach der Herr zu Mose und zu Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, mich vor den Augen der Kinder Israel zu heiligen, darum sollt ihr diese Versammlung nicht in das Land bringen, das ich ihnen gegeben habe“ (V. 12).
Danach finden wir, dass Mose Boten aussendet, damit sie durch das Land Edom durchzogen (V. 14). Edom weigert sich; und der Herr bittet Aaron, auf den Berg hinaufzusteigen. Die Zeit war gekommen, dass er starb und dass sein Sohn Eleasar seinen Platz einnahm.
Das Bestreben, 5. Mose 2,29 in Gegensatz zu 4. Mose 20,14-21 zu setzen, ist entweder auf perversen Unwillen oder auf reine Unachtsamkeit und Unbesonnenheit zurückzuführen.5 Edom weigerte sich zwar, Israel hindurchziehen zu lassen, aber sie zogen schließlich doch hindurch. Die beiden Anlässe waren ganz unterschiedlich. Die Weigerung der Edomiter, von der in der letztgenannten Schriftstelle berichtet wird, geschah zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort als der, an dem Israel den Durchzug durch ihr Gebiet vollzog.
Die Boten wurden von Kades ausgesandt, nicht von dem Bezirk im Allgemeinen, sondern von der Stadt, die sich an ihrer äußersten Grenze befand, wie es scheint, im Nordwesten; und das vor dem Tod von Aaron. Aber der Durchzug erfolgte tatsächlich einige Zeit nach seinem Tod durch den Süden Edoms auf dem Weg durch das Rote Meer, wie wir aus 4. Mose 21 erfahren können. In 4. Mose 33,36ff. sehen wir, wie Israel von Kades zum Berg Hor aufbricht und wie Aaron auf den Berg hinaufsteigt und stirbt. Von Hor hören wir als Nächstes, dass sie in Zalmona lagerten, als sie das südliche Ende Edoms hinter sich gelassen hatten und im Osten des Gebirges nach Norden vorrückten, bevor sie die Grenze Moabs erreichten.
Wenn wir also die vorhergehenden Verse (30–35) vergleichen, sehen wir, dass die Kinder Israel zuerst von Moserot am oder in der Nähe des Berges Hor auf der Westseite von Edom nach Ezjon–Geber am Roten Meer hinunterkamen; von dort aus stiegen sie wieder die Araba hinauf zum Berg Hor (V. 36.37), wo Aarons Tod stattfand; und von dort aus kamen sie auf derselben Westseite von Edom wieder hinunter nach Ezjon-Geber am Roten Meer und umrundeten so den Berg Seir viele Tage, bevor sie sich nach Norden wandten. Nicht weniger als siebenunddreißig Jahre verstrichen von den Tagen an, in denen sie von Kades–Barnea kamen, bis sie den Bach Zeret überquerten (5Mo 2,14). Der Zweck dieses langen Aufenthalts dort war, dass die alte Generation allmählich aussterben würde.
Es kann hinzugefügt werden, dass 5. Mose 10,6.7 vollständig mit den bereits angegebenen Routen übereinstimmt, wobei Vers 6 uns den letzten Teil ihres Hinaufzugs von Ezjon-Geber nach Mosera auf dem Berg Hor zeigt, wo Aaron starb, während Vers 7 die anschließende Reise wieder hinunter bis nach Jotba oder Jotbata nachzeichnet. 4. Mose 33 liefert uns Einzelheiten zu dieser Reise nach Süden, aber nur die groben Fakten, dass sie vom Berg Hor aufbrachen und sich in Zalmona auf ihrem letzten Marsch nach Norden an der Ostseite des Berges Seir lagerten. Ein Abweichen in der Reihenfolge der genannten Orte gibt es nur in den Köpfen von eiligen Lesern, nicht aber in den Schriften, wenn man sie sorgfältig betrachtet.
5 Dr. Davidsons Introd. O. T. i. 70.↩︎