Behandelter Abschnitt 4Mo 16
Doch nach solch tröstlichen Gedanken wie diesen kommt in diesem Kapitel 16 etwas noch Ungeheureres zum Vorschein als je zuvor. Es ist jetzt keine Klage und kein Murren; es ist nicht nur Unglaube wegen der Schwierigkeiten in der Wüste, und es ist auch nicht die Ablehnung der Gabe Gottes und des erwählten Landes als etwas Schlechtes, das ihr Unglaube nicht hinaufziehen und im Namen des Herrn einnehmen wollte. Es handelt sich um eine Verschwörung unter den denkbar anständigsten Vorwänden. Das macht die Sache nicht besser. Die niederträchtigsten Dinge nehmen manchmal den frommsten Anstrich an. Kein Mensch sollte sich vom Schein täuschen lassen. Der Christ soll die Dinge im Sinne Gottes beurteilen. Die Männer, die das taten, waren keineswegs solche, denen man am ehesten zugetraut hätte, dass sie sich gegen den Herrn auflehnten. „Und Korah, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis [der ehrenvollste Teil unter denen, die den direkten Dienst am Heiligtum hatten], und mit ihm Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pelets, die Söhne Rubens, ... Männer von Namen“ (V. 1.2). Es gab also solche, die zur dienenden Klasse gehörten, und solche, die führende Männer in der Gemeinde waren, allgemeine Vertreter dessen, was man heute als führende Männer in Kirche und Staat bezeichnen würde. „... und sie standen auf gegen Mose, mit 250 Männern von den Kindern Israel, Fürsten der Gemeinde, Berufenen der Versammlung, Männern von Namen. Und sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron und sprachen zu ihnen: Lasst es genug sein; denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der Herr ist in ihrer Mitte! Und warum erhebt ihr euch über die Versammlung des Herrn? Als Mose es hörte, fiel er auf sein Angesicht“ (V. 2‒4).
Es ist gut, wenn der Hochmut, den Satan so gut zu erregen weiß, nichts anderes als Demut und Erniedrigung unsererseits vor Gott hervorbringt. Hochmut neigt dazu, Hochmut zu provozieren, und Fleisch neigt dazu, Fleisch zu reizen; aber bei Mose war es nicht so. „Und er redete zu Korah und zu seiner ganzen Rotte und sprach: Am Morgen, da wird der Herr kundtun, wer sein ist und wer heilig ist, dass er ihn zu sich nahen lasse; und wen er erwählt, den wird er zu sich nahen lassen. Dies tut: Nehmt euch Räucherpfannen, Korah und seine ganze Rotte, und morgen tut Feuer hinein und legt Räucherwerk darauf vor dem Herrn; und es soll geschehen, der Mann, den der Herr erwählen wird, der sei der Heilige. Lasst es genug sein, ihr Söhne Levis! Und Mose sprach zu Korah: Hört doch, ihr Söhne Levis! Ist es euch zu wenig, dass der Gott Israels euch aus der Gemeinde Israel ausgesondert hat, um euch zu sich nahen zu lassen, damit ihr den Dienst der Wohnung des Herrn verrichtet und vor der Gemeinde steht, um sie zu bedienen“ (V. 5‒9).
Gerade in dieser Form zeigt sich der Unglaube immer wieder. Wenn Gott auf einen Menschen eine Ehre legt, und Er nimmt sie nicht von Ihm, so ist das nur ein Sprungbrett, um den Gott, der sie ihm gegeben hat, zu verachten und nach dem zu greifen, was Er nie gegeben hat. Es gibt nichts, was eine solche Unzufriedenheit hervorruft, als wenn das Herz das nicht richtig schätzt, was Gott uns zugeteilt hat. Was immer sein Wille ist, es führt allein zu wahrer Freude und Kraft und glücklichen Ergebnisse zur Ehre des Herrn. In diesem Fall waren diese Männer nicht zufrieden mit ihrer Stellung als Vorsteher der Gemeinde einerseits und als Leviten andererseits. Sie strebten danach, wie Aaron und Mose zu sein.
Dieses Kapitel ist so ernst, dass der Geist Gottes es deutlich auf den zu erwartenden Lauf der Christenheit anwendet. Wir alle brauchen seine Warnung. Im Judasbrief werden uns der Anfang, der Weg und das Ende völlig vor Augen geführt. „Der Weg Kains“ ist das große Abweichen am Anfang der moralischen Geschichte dieser Welt, wo der Bruder den Bruder erschlug, eifersüchtig auf seine Annahme bei Gott, wie auch auf die Gerechtigkeit, die seinen eigenen Mangel daran tadelte. „Der Irrtum Bileams“ ist das klerikale Böse, den Namen Gottes als ein Mittel zu irdischer Ehre und Gewinn zu gebrauchen, nicht ohne Heuchelei. Das letzte haben wir jetzt vor uns, den „Widerspruch Korahs“, und hier gehen die zugrunde, die von Gott abfallen. Denn dies ist nicht nur die selbstsüchtige Missbrauch der Wahrheit zu einem Mittel der Erhebung nach der Begehrlichkeit des Herzens, so schlimm es auch war, sondern offener, vorsätzliche Auflehnung gegen die Rechte Christi selbst. Mose war der Apostel des jüdischen Bekenntnisses, wie Aaron sein Hohepriester war. Christus ist der Apostel und der Hohepriester unseres Bekenntnisses; und die Behauptung und die Ausübung eines Priestertums jetzt für den Menschen ist ein direkter Eingriff in das, was nur durch Jesus Christus zur Rechten Gottes ausschließlich ausgeübt werden kann.
Es gab nie eine Zeit, in der solche Ansprüche deutlicher vorgebracht wurden als in unserer Zeit. Früher war das nicht ganz so. In früheren Zeiten zeigen zum Beispiel die Schriften derer, die man gemeinhin „die Väter“ nennt, dass es eher ein unbewussten Abgleiten war; aber jetzt tritt uns die ernste Tatsache entgegen, dass es von Seiten der Menschen, die die Bibel haben, und diese auf den Straßen verbreitet, gelesen, verkündet wird – eine beispiellose Ausbreitung des Wortes Gottes und dessen, was aus dem Wort Gottes geschöpft wird, und das sogar in den sogenannten „protestantischen Ländern“. Folglich nimmt es die Form eines Abfalls an, begleitet von Hass gegen die Wahrheit Gottes; und das umso mehr, als es in der vergangenen Geschichte die fatale Erfahrung der Auswirkungen gab, die auf ein Abgleiten in ein menschliches Priestertum folgen. Aber jetzt gibt es eine wachsende Ablehnung der Wahrheit Gottes und eine Missachtung des Geistes, der die Gnade Christi bezeugt. Es wird wieder versucht, von der Gnade und der Wahrheit zum Naturalismus zurückzukehren, nachdem beides den Menschen gerecht vor Augen geführt worden ist. Kein Wunder also, dass der Geist Gottes sagt, dass sie in dem Widerspruch Korahs untergehen werden.
Aber der Herr handelt in seiner ernstesten Rechtfertigung seines Willens gegen die Widersacher, wie in diesem Kapitel beschrieben wird. Auch sie gehen zugrunde: „... und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang sie und ihre Familien und alle Menschen, die Korah angehörten, und die ganze Habe. Und sie fuhren lebendig in den Scheol hinab, sie und alles, was ihnen angehörte; und die Erde bedeckte sie, und sie wurden mitten aus der Versammlung vertilgt. Und ganz Israel, das rings um sie her war, floh bei ihrem Geschrei; denn sie sprachen: Dass die Erde uns nicht verschlinge! Und Feuer ging von dem Herrn aus und fraß die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten“ (V. 32‒35).