Hier wird unser Herr vorgestellt, wie Er diese Welt verlässt und in ein fernes Land geht. Dies ist eine bemerkenswerte Art und Weise, in der unser Herr hier vorgestellt wird. Bei Matthäus wird davon ausgegangen, dass seine Heimat auf der Erde ist, weil Er der Messias ist, der zu den Seinen kam, auch wenn die Seinen Ihn nicht aufnahmen (Joh 1,12). Als der verworfene Messias verlässt Er seine Heimat und geht als leidender, aber verherrlichter Sohn des Menschen in ein fernes Land, das eindeutig der Himmel ist. Und während Er dort ist, hat Er seine Diener, denen Er einige seiner Güter anvertraut hat; und mit diesen sollten sie arbeiten:
Der die fünf Talente empfangen hatte, ging hin und handelte damit und gewann weitere fünf (25,16).
Hier haben wir eine andere Art des Dienstes. Es geht nicht darum, dem Haus zu dienen und ihnen zu gegebener Zeit etwas zu essen zu geben (wie in Mt 24,45), sondern es geht darum, zu handeln oder zu anderen hinauszugehen. Das ist ein Merkmal des Christentums. Im Judentum gab es so etwas nicht, dass der Herr seine Diener hierhin und dorthin schickte, um Menschen zu gewinnen. Als der Herr Jesus jedoch diese Welt verließ und in den Himmel hinaufstieg, sandte Er sie so aus. Er übergab ihnen Mittel, mit denen sie handeln konnten. Es ist die Tätigkeit der Gnade, die hinausgeht, um Sünder zu suchen, sowie das Zeugnis der Wahrheit Gottes unter den Gläubigen zu verbreiten.
Wenn der Herr zum Dienst ruft, gibt Er auch Gaben entsprechend unseren unterschiedlichen Fähigkeiten. Der Charakter der Gabe, die uns zur Verfügung gestellt wird, ist in der Weisheit des Gebers sowohl der Aufgabe als auch dem Gefäß angemessen. Es gibt eine Souveränität, und alles ist weise geordnet. Wie könnte es anders sein, da es doch der Herr ist, der beruft? Auch in diesem Punkt hat die Christenheit weitestgehend versagt. Würde jemand jetzt anfangen zu predigen und zu lehren ohne irgendeine menschliche Erlaubnis, würden viele es als regelrechtes Stück Überheblichkeit, wenn nicht sogar als Anmaßung betrachten. Dabei sündige ich in Wahrheit gegen Christus, wenn ich die Autorisierung der Kirchen suche, um zu predigen oder dem Herrn zu dienen. Jede Ernennung durch Menschen zu einem solchen Zweck ist nicht autorisiert und widerspricht dem Geist Christi; und die, die sie als unerlaubt handelnd betrachten würden, befinden sich in Wirklichkeit auf dem niederen Weg des Gehorsams und werden ihre Rechtfertigung am großen Tag finden. Es ist ganz und gar eine Frage zwischen Christus und seinen eigenen Dienern. Er gibt dem einen, ein Prophet zu sein, dem anderen, ein Evangelist zu sein, dem dritten, ein Hirte und Lehrer zu sein (Eph 4,11). Aber es gibt zwei Dinge im Blick auf einen Diener – beide sind von Bedeutung. Er gab ihnen Gaben, aber es war nach ihren verschiedenen Fähigkeiten. Der Herr beruft niemanden zu einem besonderen Dienst, der nicht eine Fähigkeit für einen ihm anvertrauten Dienst hat. Der Diener muss bestimmte natürliche und erworbene Qualifikationen haben, neben der Kraft des Geistes Gottes. Er gab ihnen Talente – dem einen fünf, dem anderen zwei, dem dritten eins. Hier finden wir die Kraft des Heiligen Geistes – die Kraft, die der Herr von oben gibt, und zwar bezüglich der Wahl jedes Menschen „nach seiner eigenen Fähigkeit“.