Behandelter Abschnitt Mt 24,5-6
Hier geht es um falsche Christusse, denn unser Herr sprach zu den Jüngern über jüdische Beziehungen und Hoffnungen, obwohl Er sich danach christlichen Themen zuwendet. Die Prophezeiung besteht aus drei großen Teilen. Die Geschichte des jüdischen Überrestes wird gründlich beschrieben; dann kommt der Teil der Christen, und danach der der Heiden. Die Prophezeiung gliedert sich in diese drei Abschnitte. Die Juden werden zuerst vorgestellt, weil die Jünger noch nicht aus ihrer jüdischen Stellung herausgenommen waren: Erst als Christus gekreuzigt wurde, wurde die Mauer der Trennung niedergerissen. Die Absicht unseres Herrn war es, einen jüdischen Überrest zu sammeln und zu zeigen, dass es am letzten Tag eine Gemeinschaftauf demselben Boden wie diese Jünger geben würde –in der Zwischenzeit würde es Christen geben. Das finden wir im letzten Teil des Kapitels und im größeren Teil von Matthäus 25 beschrieben. Dann haben wir die Heiden, „alle Nationen“, versammelt vor dem Sohn des Menschen. Das ist der rote Faden, der die Teile dieser großen Rede verbindet.
Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: „Ich bin der Christus!“, und sie werden viele verführen. Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Gebt Acht, erschreckt nicht; denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. (24,5.6).
Beachte, dass unser Herr hier zwei große moralische Warnungen ausspricht. Erstens sollten sie sich vor einer wahren Hoffnung hüten, die falsch angewendet wird. Falsche Christusse würden sich der Tatsache bedienen, dass die Juden nach Christus Ausschau halten, und sie würden vorgeben, Christus zu sein. Zweitens könnten sie durch den Feind erschreckt werden, der solche Umstände zu nutzen weiß. Vers 6 bewahrt sie deshalb vor alarmierenden Nachrichten: „Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ Offensichtlich ist das nicht für Christen bestimmt, denn wo warnt der Heilige Geist Christen vor Unruhe durch Kriege und Kriegsgerüchte? Wir finden nichts darüber in den Briefen, wo die christliche Versammlung richtig beschrieben wird. Wird damit die Wichtigkeit der Warnung des Herrn geleugnet? Gott bewahre uns davor!
Der Abschnitt, den wir betrachten, bezieht sich jedoch nicht auf Christen, sondern auf die jüdischen Jünger, wie sie damals waren und wie sie sein werden. Unsere Berufung findet statt, nachdem unser Herr in den Himmel zurückgekehrt ist und bevor Er in Herrlichkeit wiederkommt, während der jüdische Überrest am letzten Tag auf ähnlicher Grundlage und mit Hoffnungen gefunden werden wird, wie sie die Jünger hatten, die unser Herr hier ansprach. Wenn wir die Dinge im Wort Gottes richtig miteinander verbinden wollen, müssen wir beachten, was und zu wem Er spricht. Wenn ich, ein Heide, die Sprache eines Juden gebrauche, werde ich einen großen Fehler machen; oder wenn ein Christ die Sprache entweder eines Juden oder eines Heiden gebraucht, gibt es wieder den gleichen Fehler. Deshalb wird so viel Wert darauf gelegt, „das Wort der Wahrheit recht zu teilen.“
Wir finden verschiedene Wege Gottes nach seinem souveränen Willen über diejenigen, mit denen Er handelt, und wir müssen darauf achten, sein Wort richtig anzuwenden. Die Jünger, als der jüdische Überrest, der eine besondere Berufung in einem besonderen Land, dem Land Judäa, hatte, sollten sich nicht beunruhigen, wenn sie von Kriegen und Kriegsgerüchten hörten: „denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende“ (V. 6). Finden wir jemals die Apostel sagen: „Das Ende ist noch nicht für uns“? Im Gegenteil, es wird von uns gesagt, „auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1Kor 10,11), während der Herr, wenn Er sich an den jüdischen Überrest wendet, sagt, „aber es ist noch nicht das Ende“– weil viele Dinge noch vollendet werden müssen, bevor die Juden gesegnet werden können. Aber für Christen sind alle Dinge schon jetzt unser in Christus; der Segen ist niemals aufgeschoben, obwohl wir die Krone bei seinem Kommen erwarten.