Behandelter Abschnitt Mt 20,13-15
Natürlich nahmen die Letzten ihren Lohn dankbar an. Aber als die Ersten davon hörten, meinten sie, ihnen stünde mehr zu – sie, die die Last und die Hitze des Tages getragen hatten. Aber der Meister erinnert sie daran, dass alles schon geregelt war, bevor sie ihre Arbeit antraten. In ihrem Egoismus vergaßen sie sowohl die Bedingungen als auch die Gerechtigkeit dessen, mit dem sie zu tun hatten. Wenn es Ihm aus der Freigebigkeit seines Herzens heraus gefiel, den Letzten genauso viel zu geben wie den Ersten, was ging das sie an? Gott wahrt sein eigenes Recht. Es ist von größter Wichtigkeit für uns, dass wir in allem an den Rechten Gottes festhalten. Die Menschen werden sich darüber streiten, ob es gerecht ist, dass Gott diesen oder jenen Menschen erwählt hat. Aber auf dem Boden der Gerechtigkeit sind alle verloren, und zwar für immer. Wenn es nun Gott gefällt, seine Barmherzigkeit nach seiner Weisheit und zu seiner Ehre an diesen armen Verlorenen zu erweisen, wer soll dann mit ihm streiten? „Wer bist du denn, o Mensch, der du das Wort nimmst gegen Gott?“ (Röm 9,20). Gott ist gerecht, wenn Er nach dem handelt, was in seinem Herzen ist; und sollte „der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ (1Mo 18,25). Ist Er berechtigt, aus sich selbst heraus zu handeln? Er kann nicht aus dem Menschen heraus handeln, denn es gibt keine Grundlage, auf der Er so handeln kann; es ist ausschließlich eine Frage seines eigenen Wohlgefallens. Und wir müssen uns daran erinnern, dass es keinen Menschen gibt, der verloren ist, der die Barmherzigkeit Gottes ablehnte, sie verachtete oder sie für seine eigenen egoistischen Zwecke in dieser Welt benutzte. Der Mensch, der gerettet wird, ist der Einzige, der ein wahres Empfinden für die Sünde hat, der sich selbst als verloren aufgibt und auf Gottes Barmherzigkeit in Christus vertraut, dass Er einen verlorenen Sünder rettet.
Den Ersten antwortete der Hausherr:
Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht über einen Denar mit mir einig geworden? Nimm das Deine und geh hin. Ich will aber diesem letzten geben wie auch dir. Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin? (20,13–15).
Da kommt das ganze Geheimnis zum Vorschein. Ein Mensch, ja, ein bekennender Jünger, ein Arbeiter in seinem Weinberg, kann sich streiten, weil er meint, ihm stehe mehr zu als einem anderen, der seiner Meinung nach im Vergleich zu ihm wenig getan hat. Die Frage, ob man ein Kind Gottes ist, kommt in diesem Gleichnis nicht vor; und was den Dienst betrifft, so kann man ein wahrer Diener oder ein bloßer Mietling sein.