Behandelter Abschnitt Mt 19,8-9
Unser Herr macht den Unterschied deutlich. Mose erließ gewisse Dinge, die nicht der ursprünglichen, anfänglichen Absicht Gottes entsprachen. Das sollte auch nicht verwundern, denn das Gesetz brachte nichts zur Vollkommenheit. Es war in sich selbst gut, aber es konnte das Gute nicht vermitteln. Das Gesetz mochte für seinen eigenen Zweck vollkommen sein, aber es machte nichts vollkommen, noch war es je die Absicht Gottes, dass es das tun sollte. Mehr als das: Das Gesetz enthielt gewisse Zugeständnisse, die überhaupt nicht Gottes Gedanken ausdrückten; denn Gott handelte darin mit einem Volk nach dem Fleisch. Das Gesetz sieht den Menschen nicht als von Gott geboren an; das Christentum schon. Die gläubigen Menschen unter dem Gesetz waren natürlich von Gott geboren. Aber das Gesetz selbst zog keine Grenze zwischen Wiedergeborenen und Nichterneuerten; es richtete sich an ganz Israel und nicht nur an die Gläubigen; daher litten sie unter bestimmten Dingen im Hinblick auf die Härte ihrer Herzen. So rechtfertigte unser Herr, während er eine gewisse Rücksicht auf den Zustand Israels im Fleisch andeutete, gleichzeitig Gottes Gesetz vor den verdorbenen Schlussfolgerungen dieser selbstsüchtigen Pharisäer.
Er spricht zu ihnen: Mose hat euch wegen eurer Herzenshärte gestattet, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer irgend seine Frau entlässt, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch (19,8.9).
Unser Herr fügt hier hinzu, was nicht im Gesetz stand, und bringt den vollen Sinn Gottes in Bezug auf diese Beziehung zum Ausdruck. Es gibt nur einen gerechten Grund, aus dem sie aufgelöst werden kann; oder besser gesagt, die Ehe muss moralisch aufgelöst werden, um als Tatsache zu enden. Im Falle der Unzucht ist das Band vor Gott zerstört; und die Trennung verkündet vor dem Menschen nur, was in Gottes Augen bereits geschehen ist. Alles ist vollkommen klargestellt. Die Gerechtigkeit des Gesetzes ist so weit aufrechterhalten wie möglich, aber sie bleibt hinter der Vollkommenheit zurück, indem sie in bestimmten Fällen ein geringeres Übel zulässt, um ein größeres zu vermeiden. Unser Herr stellt die notwendige Wahrheit vor –von Anfang an und auch bis zum Ende.