Behandelter Abschnitt Mt 18,32-34
Was ist hier die Belehrung? Es ist ein Vergleich mit dem Reich der Himmel und bezieht sich auf einen Zustand, der hier auf der Erde durch Gottes Willen geschaffen wurde. Obwohl wir das Prinzip auf uns anwenden können und müssen, wird doch viel mehr gelehrt als das.14 Im Großen genommen, stellt der Knecht, der die zehntausend Talente schuldet, den Juden dar, der von Gott besonders begünstigt wurde, der aber die enorme Schuld aufgenommen hatte, die er niemals bezahlen konnte. Als sie diese Schuld durch den Tod ihres Messias beglichen hatten, wurde ihnen eine Botschaft der Vergebung gesandt: „So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden“ (Apg 3,19). Sie brauchten es nur zu tun, und ihre Sünden würden ausgelöscht werden: Gott würde den Messias wieder senden und die Zeiten der Erquickung herbeiführen. Der Heilige Geist, indem das Gebet unseres Herrn am Kreuz erhört wird, gebraucht Petrus, um ihnen zu sagen: „Und jetzt, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, so wie auch eure Obersten.... So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden“, so wie der Herr gesagt hatte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). So hatte der Knecht den Klang der Vergebung für sich gehört, ohne sie jedoch wirklich zu begreifen. Er geht hinaus und wirft einen Mitknecht ins Gefängnis wegen einer sehr kleinen Schuld. Das ist die Art und Weise, wie die Juden gegenüber den Heiden handelten. Und so wurde die ganze Schuld, die Gott ihnen vergeben hatte, auf sie gebunden. Der Herr spricht zu dem Knecht:
Dann rief ihn sein Herr herzu und spricht zu ihm: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, da du mich ja batest; hättest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Und sein Herr wurde zornig und überlieferte ihn den Peinigern, bis er [ihm] die ganze Schuld bezahlt habe (18,32–34).
Ich zweifle nicht daran, dass wir dies auf einen Menschen anwenden können, der das Evangelium gehört hat und nicht danach handelt. Das entsprechende Prinzip gilt für jeden bloßen Bekenner des Evangeliums in diesen Tagen, der wie ein weltlicher Mensch handelt. Aber wenn man es in einem größeren Rahmen betrachtet, muss man die Handlungen Gottes mit den Juden miteinbeziehen. Der Tag wird kommen, an dem der Herr sagen wird, dass Jerusalem von seiner Hand das Doppelte für alle ihre Sünden empfangen hat (Jes 40,1.2). Er wird das Blut Christi auf sie anwenden, das den zehntausend Talente entspricht, und noch mehr. Aber das ungläubige Geschlecht Israels wird ins Gefängnis geworfen und wird niemals herauskommen. Der jüdische Überrest wird in der Zukunft durch die Gnade Gottes herauskommen. Der Herr wird aus dem Überrest eine bedeutende Nation machen.
In der Zwischenzeit müssen wir uns immer wieder an den großen Grundsatz der Vergebung erinnern. Wir müssen uns besonders an all das erinnern, was sich gegen uns stellt. Mögen wir sofort unerschütterlich auf das schauen, was unser Gott und Vater für uns getan hat! Wenn wir in der Gegenwart solcher Gnade hart sein können wegen irgendeiner Kleinigkeit, die uns selbst angetan wurde, so lasst uns bedenken, wie der Herr hier urteilt.
Möge der Herr es uns geben, dass seine Worte für uns nicht vergeblich sind, dass wir danach trachten, uns an die übergroße Gnade zu erinnern, die uns zuteilgeworden ist, und was Gott von uns erwartet!
14 Während in diesem Gleichnis des Reiches die Vergebung oder die Wiedergutmachung der Schuld auf staatlicher Ebene das Thema ist, würde ein unversöhnlicher, unerbittlicher Geist ein Herz zeigen, das von Gottes Barmherzigkeit unberührt bleibt, was ewige Konsequenzen nach sich zieht (Herausgeber).↩︎