Was deutet unser Herr also an, wenn Er sagt: „auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“? Offensichtlich etwas, das Er auf dem Bekenntnis errichten wollte, dass Er der Sohn des lebendigen Gottes ist, den der Tod nicht besiegen konnte, sondern nur Anlass zum Aufleuchten seiner Herrlichkeit durch die Auferstehung geben konnte: „auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades [das ist die Macht des Todes]werden sie nicht überwältigen.“ Mit letzterem ist nicht der Ort der Verlorenen gemeint, sondern der Zustand der abgeschiedenen Geister.
Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein (16,19).
Die Versammlung und das Reich der Himmel sind nicht dasselbe. Es wird nie gesagt, dass Christus die Schlüssel der Versammlung Petrus gegeben hat. Wären ihm die Schlüssel der Versammlung oder des Himmels gegeben worden, wundert es mich nicht, dass sich das Volk einen Papst vorgestellt hat. Aber „das Reich der Himmel“ bedeutet die neue Haushaltung, die auf der Erde beginnen sollte. Gott war im Begriff, eine neue Ordnung einzuführen, zugänglich für Juden und Heiden, deren Schlüssel Er Petrus übergab. Einer dieser Schlüssel wurde, wenn ich so sagen darf, am Pfingsttag benutzt, als Petrus den Juden predigte; und der andere, als er den Heiden predigte.12 Es war das Aufschließen des Reiches für Menschen, ob Juden oder Heiden.
Die Vergebung der Sünden für die Ewigkeit hat nur mit Gott zu tun, obwohl es einen Sinn hat, dass die Vergebung Petrus und den anderen Aposteln übertragen wurde, was auch jetzt noch gilt. Wann immer die Versammlung im Namen des Herrn handelt und wirklich seinen Willen tut, ist der Stempel Gottes auf ihren Taten. „Meine Versammlung“, die auf diesem Felsen gebaut ist, ist sein Leib – der Tempel der Gläubigen, der auf Ihm selbst aufgebaut ist. Aber „das Reich der Himmel“ umfasst jeden, der den Namen Christi bekennt. Dies begann durch das Predigen und Taufen. Wenn ein Mensch getauft wird, geht er in das „Reich der Himmel“ ein, auch wenn er sich als Heuchler erweisen sollte. Er wird natürlich nie im Himmel sein, wenn er ein Ungläubiger ist; aber er ist im „Reich der Himmel“. Er kann im Reich der Himmel entweder Unkraut, Tara oder echter Weizen sein; ein böser oder ein treuer Knecht; eine törichte oder eine kluge Jungfrau. Das Reich der Himmel umfasst das gesamte christliche Bekenntnis.
Aber, wie wir gesehen haben, ist es etwas anderes, wenn Christus von meiner Versammlung spricht. Sie ist das, was auf der Anerkennung und dem Bekenntnis seiner Person –„des Sohnes des lebendigen Gottes“– aufgebaut ist. Wir wissen: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren“ (1Joh 5,1). Und weiter: „Denn alles, was auf Gott geboren ist, überwindet die Welt“ (1Joh 5,4). Aber es gibt eine tiefere Kraft des Heiligen Geistes, wenn man Ihn als den Sohn Gottes anerkennt; und je größer die Anerkennung Christi ist, desto mehr geistliche Energie hat man, durch diese Welt zu gehen und sie zu überwinden. Wenn ein Gläubiger geistlicher ist als ein anderer, dann deshalb, weil er die Person Christi besser kennt und wertschätzt. Alle Kraft für den christlichen Wandel und das Zeugnis hängt von der Wertschätzung für Christus ab.
Beachte auch die Reihenfolge der Worte unseres Herrn. Erstens: „Glückselig bist du, Simon Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (V. 17). Christus muss außerhalb der Versammlung und vor ihr gefunden werden; Christus muss zuerst und vor allem von dem einzelnen Menschen erkannt werden; Christus und das, was Er ist, muss vor allem und über allem der Vater dem Herzen offenbaren. Er kann Personen, die der Versammlung angehören, als Werkzeuge gebrauchen, oder Er kann direkt sein eigenes Wort benutzen. Aber welches Mittel auch immer angewandt wird, es ist der Vater, der die Herrlichkeit des Sohnes einem armen, sündigen Menschen offenbart. Und wenn dies mit dem Einzelnen geschehen ist, sagt Christus: „und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen.“ Der Glaube an Christus ist im Wesentlichen Gottes Ordnung und Weg, bevor die Versammlung eine Rolle spielt. Dies ist eine große Kontroverse zwischen Gott und dem Geheimnis der Gesetzlosigkeit, das jetzt in dieser Welt wirkt. Das Ziel des Heiligen Geistes ist es, Christus zu verherrlichen, während das Ziel der anderen ist, sich selbst zu verherrlichen. Der Heilige Geist führt diese große Offenbarung weiter, die der Vater über den Sohn begonnen hat; und wenn die individuelle Frage geklärt ist, dann kommt das gemeinschaftliche Vorrecht und die Verantwortung – die Versammlung.
Wenn ich Christus aufgenommen habe, ist das unendlich gesegnet. Aber ich sollte auch glauben, dass Er seine Versammlung baut. Kenne ich meinen Platz dort? Finde ich mich im Licht Christi wandelnd als ein lebendiger Stein in dem, was Er baut – in gesundem Handeln als ein Glied seines Leibes? Die Erlösung wurde hier auf der Erde bewirkt, und hier wird die Versammlung auf diesem Felsen erbaut; und die Pforten des Hades – der unsichtbare Zustand oder der vom Körper getrennten Geister – werden sie nicht überwältigen. Der Tod mag eintreten, aber „die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“. Der Herr sagt in Offenbarung 1,18, dass Er die Schlüssel des Todes und des Hades hat. Der Tod des Christen liegt in den Händen Christi. Durch das Kreuz hat Er die Macht Satans aufgehoben, und Er ist der Herr sowohl über die Toten als auch über die Lebenden. Nicht der Tod ist unser Herr, sondern Christus. „Denn sei es, dass wir leben, wir leben dem Herrn; sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Sei es nun, dass wir leben, sei es, dass wir sterben, wir sind des Herrn“ (Röm 14,8). Der Herr hat das absolute Recht über uns; und deshalb ist der Tod all dessen beraubt, was ihn so schrecklich macht. In der Offenbarung sehen wir den Herrn mit den Schlüsseln des Todes und des Hades. Die Schlüssel des Reiches der Himmel gibt Er Petrus, weil dieser es war, der den Juden und Heiden predigen sollte. Die Tür wurde zuerst am Pfingsttag aufgestoßen, und danach noch weiter, als die Heiden hinzukamen.
Auch die Verwaltung ist Petrus übertragen, sowohl beim Binden als auch beim Lösen; es ist die Vollmacht, hier auf der Erde öffentlich zu handeln, mit der Verheißung der Anerkennung im Himmel: … und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein (16,19).
12 Man hat angenommen, dass das „Taufen“ und „Lehren“, das der auferstandene Herr befahl, als Er die Jünger zu allen Völkern sandte (Mt 28,18-20), wirklich die „Schlüssel“ des Reiches seien [Herausgeber der englischen Ausgabe].↩︎