Behandelter Abschnitt Mt 15,7-9
Ich spreche jetzt von der christlichen Versammlung, in der der Geist persönlich anwesend ist, um nach seinem eigenen Willen inmitten der Jünger zu handeln, die dort zu dem Zweck versammelt sind, Gott zu verherrlichen und Christus zu erheben. In einer solchen Versammlung würde sich die Frage der Wahl eines Geistlichen nicht stellen. Nimmt man also diese übliche protestantische Tradition der Wahl eines Amtsträgers, steht sie in deutlichem Gegensatz zum Wort Gottes. Es könnte gut für eine christliche Versammlung sein, ihre Schwachheit zu spüren. Es mag niemand mit einer besonderen Gabe unter ihnen sein: Einige mögen in der Lage sein, in der Anbetung und im Gebet zu helfen, wenn auch nicht im Predigen oder Lehren. Aber der gesegnete Trost ist, dass, selbst wenn es keine besonders begabten Menschen im Wort gäbe, der Heilige Geist in der Lage ist, die Gläubigen auch ohne solche zu erbauen. Gott mag es in seiner Weisheit gefallen, in einer bestimmten Versammlung niemanden zu erwecken, oder Er mag zwei, drei oder mehr zum Dienst dorthin senden. Ich glaube nicht, dass ein einziger Mensch genügend Gaben für die Versammlung hat. Die Vorstellung, dass eine einzige Person das ausschließliche Mittel der Mitteilungen Gottes an sein Volk sein soll, ist ein Unrecht für sie und vor allem für den Herrn. Bei der Reformation ging es darum, die Bibel zu bekommen, damit arme Seelen zu ihrer Errettung von Christus lernen konnten. Aber fast alles, was man über die Wahrheit wusste, endete dort. Die Reformation berührte nie die wahre Frage der Versammlung. Die Reformatoren hatten es mit einem sehr groben Feind zu tun. Sie mussten die Gesteinsmassen im Steinbruch sprengen; und wir dürfen nicht tadeln, wenn sie die Steine nicht mit gleicher Geschicklichkeit bearbeiten und aufbauen konnten. Aber wir sollten nicht bei ihren Hauen stehen bleiben.
Hier, bei den Pharisäern, ging es nicht nur darum, der Tradition zu folgen, sondern sie zu benutzen, um dem heuchlerischen Egoismus zu frönen. Der Herr sagt zu ihnen:
Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja über euch geweissagt, indem er spricht: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren“ (15,7‒9).