Als aber die Saat aufsprosste und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut (13,26).
Das geschah einige Zeit danach, als das Christentum begann, auf der Erde rasche Fortschritte zu machen. Aber es ist offensichtlich, dass das Unkraut fast unmittelbar nach dem guten Samen gesät wurde. Egal, was das Werk Gottes ist, Satan ist ihm immer dicht auf den Fersen. Als der Mensch geschaffen wurde, hörte er auf die Schlange und fiel in Sünde. Als Gott das Gesetz gab, wurde es gebrochen, noch bevor es in die Hände Israels gelegt wurde. So ist die Geschichte des Menschen immer verlaufen.
So wird das Unheil auf dem Feld angerichtet und nie wieder behoben. Das Unkraut wird vorerst nicht vom Feld entfernt, es gibt kein Gericht darüber. Heißt das, dass wir Unkraut in der Versammlung dulden sollen? Wenn mit dem Reich der Himmel die Versammlung gemeint wäre, dürfte es überhaupt keine Zucht geben: Unreinheit des Fleisches oder des Geistes, Schmäher, Trunkenbolde, Ehebrecher, Trennungstreiber, Irrlehrer und Antichristen müssten darin erlaubt sein. Hier ist es wichtig, den Unterschied zwischen der Versammlung und dem Reich zu sehen. Vom Unkraut, das sich jetzt im Reich der Himmel befindet, sagt der Herr: „Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte“ (V. 30), das heißt, bis Er zum Gericht kommt. Wäre das Reich der Himmel dasselbe wie die Versammlung, würde es, ich wiederhole es, auf nichts Geringeres hinauslaufen als darauf, dass kein noch so auffälliges oder offenkundiges Böses bis zum Tag des Gerichts aus der Versammlung hinausgetan werden darf. Wir sehen also, wie wichtig es ist, diese Unterscheidungen zu treffen, die viele ablehnen. Sie sind ganz wichtig für die Wahrheit und Heiligkeit; und es gibt kein einziges Wort Gottes, auf das wir verzichten könnten.
Aber dieses Gleichnis hat nichts mit der Frage der Gemeinschaft in der Versammlung zu tun. Es ist „das Reich der Himmel“, von dem gesprochen wird – der Bereich des Bekenntnisses zu Christus, ob wahr oder falsch. So sind Griechen, Kopten, Nestorianer, Römisch-Katholische wie auch Protestanten im Reich der Himmel; nicht nur Gläubige, sondern alle, die sich äußerlich zum Namen Christi bekennen. Einige mögen unmoralisch sein oder Irrlehre vertreten, dennoch können sie nicht aus dem Reich der Himmel ausgeschlossen werden. Doch wäre es richtig, ihn am Tisch des Herrn zu empfangen? Gott bewahre! Die Kirche (das ist die Versammlung Gottes) und das Reich der Himmel sind zwei verschiedene Dinge.
Eine Person, die in offenbare Sünde fällt, darf nicht in die Gemeinschaft zugelassen werden. Man kann sie jedoch nicht aus dem Reich der Himmel ausschließen. In der Tat könnte man das nur tun, indem man ihr das Leben nähme, denn das Ausreißen des Unkrauts bedeutet dies. Und das ist es, was die weltliche Christenheit in nicht allzu langer Zeit zu Fall brachte, nachdem die Apostel die Erde verließen. Zeitliche Strafen wurden zur Zucht eingeführt; Gesetze wurden gemacht, um die Widerspenstigen der unterwürfigen bürgerlichen Macht zu überantworten. Wenn sie die sogenannte Kirche nicht ehrten, durfte man sie nicht am Leben lassen. So trat genau das Böse ein, vor dem unser Herr die Jünger gewarnt hatte: Der Kaiser Konstantin setzte das Schwert ein, um kirchliche Missetäter zu unterdrücken. Er und seine Nachfolger führten zeitliche Strafen ein, um dem Unkraut zu Leibe zu rücken, um es auszurotten. Nehmt die Kirche von Rom, wo ihr die Verwechslung der Kirche mit dem Reich der Himmel gründlich habt: sie behaupten, wenn ein Mensch ein Ketzer ist, ihn den Gerichten der Welt zu übergeben, um ihn zu verbrennen; und sie gestehen niemals das Unrecht ein oder korrigieren es, weil sie vorgeben, unfehlbar zu sein. Angenommen, ihre Opfer wären sogar Unkraut, so bedeutet das, sie aus dem Reich auszureißen. Wenn man ein Unkraut auf dem Feld ausreißt, tötet man es. Es mag draußen Menschen geben, die den Namen Gottes entweihen; aber wir müssen es Gott überlassen, sich mit ihnen zu befassen.
Für die christliche Verantwortung gegenüber denen, die am Tisch des Herrn teilnehmen, haben wir klare Anweisungen in dem, was über die Versammlung geschrieben steht. „Der Acker ist die Welt“, doch die Versammlung umfasst nur diejenigen, die Glieder des Leibes Christi sind. Nimm 1. Korinther, wo der Heilige Geist uns die Ordnung des Hauses Gottes und seine Zuchtbeschreibt. Angenommen, es gibt dort einige, die sich einer unbußfertigen Sünde schuldig gemacht haben. Solche Personen dürfen nicht geduldet werden, solange sie in dieser Sünde fortfahren. Ein wahrer Gläubiger kann in offenbare Sünde fallen, aber die Versammlung, die das weiß, ist verpflichtet, zu handeln, um Gottes Urteil über die Sünde auszusprechen. Würden sie einem solchen Menschen absichtlich erlauben, zum Tisch des Herrn zu kommen, würden sie den Herrn in der Tat zum Teilhaber an dieser Sünde machen. Die Frage ist nicht, ob die Person bekehrt ist oder nicht. Wenn ein Mensch nicht bekehrt ist, hat er in der Versammlung nichts zu suchen. Wenn er bekehrt ist, darf die Sünde nicht ignoriert werden. Die Schuldigen werden nicht aus dem Reich der Himmel ausgeschlossen; sie sollen aus der Versammlung ausgeschlossen werden.
Die Lehre des Wortes Gottes ist also in Bezug auf diese beiden Wahrheiten sehr eindeutig. Es ist falsch, weltliche Strafen anzuwenden, um mit einem bösen Menschen in geistlichen Dingen zu handeln. Ich mag sein Wohl suchen und die Ehre Gottes in Bezug auf die Sünde aufrechterhalten, aber das ist kein Grund, weltliche Strafen anzuwenden. Die Unbekehrten werden vom Herrn bei seinem Erscheinen gerichtet werden. Das ist die Lehre des Gleichnisses vom Unkraut. Er gibt eine sehr ernste Sicht des Christentums. Es gibt ein Heilmittel für das Böse, das in die Versammlung eindringt, aber noch nicht für das Böse in der Welt.