Dies ist das einzige Evangelium, das das Gleichnis vom Unkraut enthält. Lukas erwähnt den Sauerteig. Matthäus hat auch das Unkraut. Es lehrt vor allem Geduld für die Gegenwart, im Gegensatz zu den jüdischen gerichtlichen Maßnahmen, wie auch zu ihrer gerechten Erwartung eines gereinigten Feldes unter der tausendjährigen Herrschaft des Messias. Die Juden würden sagen: Warum sollen wir Feinde, Gottlose und Ketzer dulden? Selbst als unser Herr hier unten war und einige Samariter Ihn nicht aufnahmen, wollten Jakobus und Johannes Feuer vom Himmel herabkommen lassen, damit sie verzehrt würden (Lk 9,54). Ihre natürliche Einstellung war, sofort mit dem Unkraut zu handeln, aber der Herr tadelte sie dafür. Sie wussten nicht, wes Geistes Kind sie waren. Der Herr war damals nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten. Das Gericht über die Welt muss auf seine Wiederkunft warten.
Aber wir haben eine weitere Anweisung:
Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune (13,30).
So sollen die himmlischen Gläubigen in die Scheune des Herrn gesammelt werden, um von der Erde in den Himmel aufgenommen zu werden. Aber „die Zeit der Ernte „beinhaltet einen bestimmten Zeitraum, in dem verschiedene Prozesse des Einsammelns stattfinden. Es wird nicht gesagt, dass der Weizen in Bündel gebunden werden soll, um in den Himmel gebracht zu werden. Es gibt keine Andeutung von irgendwelchen besonderen Vorbereitungen an den Heiligen, bevor sie aufgenommen werden. Aber es gibt ein solches Handeln Gottes mit dem Unkraut. Die Engel sollen das Unkraut in Bündeln sammeln, bevor der Herr es vom Feld wegnimmt. Ich gebe nicht vor, zu sagen, wie das sein wird oder ob das System der Vereinigungen in der heutigen Zeit nicht den Weg für das endgültige Handeln des Herrn in Bezug auf das Unkraut ebnet. Aber das Prinzip der weltlichen Vereinigungen wächst rasant.
Das Gleichnis vom Weizenfeld hatte in vollem Umfang gezeigt, was ein unerwarteter Schlag für die Gedanken der Jünger gewesen sein muss, dass die sich öffnende Haushaltung, was die Aufrechterhaltung der Herrlichkeit Gottes durch den Menschen betrifft, ebenso vollständig versagen würde wie die vergangene. Israel hatte Gott entehrt; sie hatten nicht Befreiung, sondern Schande und Verwirrung auf der Erde angerichtet; sie hatten unter dem Gesetz versagt und würden die Gnade so gründlich verwerfen, dass der König gezwungen sein würde, seine Heere zu senden, um diese Mörder zu vernichten und ihre Stadt niederzubrennen. Aber wenn es ein neues Werk geben sollte, Jünger zum Namen Jesu zu sammeln durch das Wort, das ihnen gepredigt wurde, sollte das auch in den Händen der Menschen verdorben werden? Das Heil der Menschen ist in der Tat in Gottes Händen sicher; aber die Prüfung dessen, was der Verantwortung des Menschen anvertraut ist, erweist sich jetzt, wie immer, als ein völliges Versagen. Der Mensch verfehlte die Herrlichkeit Gottes im Paradies, und draußen verderbte er seinen Weg und erfüllte die Erde mit Gewalt. Danach erwählte Gott ein Volk, um es auf die Probe zu stellen, und es scheiterte. Und nun kam die neue Prüfung: Was würde aus den Jüngern werden, die sich zum Namen Christi bekannten? Die Antwort finden wir hier: „Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut“ (V. 25); und die ernste Ankündigung erklärt, dass kein Eifer ihrerseits das Übel beheben konnte. Sie mögen selbst treu und ernsthaft sein; aber das Übel, das durch die Einführung des Unkrauts – falsche Bekenner des Namens Christi – angerichtet wurde, wird niemals ausgerottet werden. Der Herr spricht offensichtlich von dem weiten Feld des christlichen Bekenntnisses und von der traurigen Tatsache, dass das Böse von Anfang an hineingebracht wurde. Und wenn es einmal vorhanden ist, wird es nie wieder ausgerottet werden, bis der Herr selbst zum Gericht zurückkehrt und das Unkraut durch seine Engel in Bündel sammelt, um es zu verbrennen, während der Weizen in die Scheune gesammelt wird.