Von dort aus lehrt Er sie. Schon die Handlung unseres Herrn deutete darauf hin, dass es ein sehr weit verbreitetes Zeugnis geben würde. Die Gleichnisse selbst beschränken sich nicht auf den Bereich der früheren Handlungen unseres Herrn, sondern nehmen einen viel größeren Bereich ein als alles, was Er in vergangenen Zeiten gesprochen hatte.
Und er redete vieles in Gleichnissen zu ihnen und sprach (13,3a).
Es wird nicht angedeutet, dass wir alle Gleichnisse haben, die unser Herr geredet hat; aber der Heilige Geist gibt uns hier sieben zusammenhängende Gleichnisse, die alle zusammengebracht und zu einem einheitlichen System verdichtet wurden, wie ich zu zeigen versuchen werde. Der Heilige Geist übt eindeutig eine gewisse Autorität aus, was die hier ausgewählten Gleichnisse betrifft, denn die Sieben ist die biblische Zahl für etwas Vollständiges: ob es sich ‒ geistlich gesehen ‒ um das Gute oder das Böse handelt, ist sieben regelmäßig die verwendete Zahl. Wenn die Zahl der Zwölf symbolisch verwendet wird, drückt sie Vollständigkeit aus, nicht geistig, sondern in Bezug auf das, was mit dem Menschen zu tun hat. Die Zahl Zwölferscheint dort, wo die menschliche Verwaltung in den Vordergrund gerückt wird, um die Absichten Gottes auszuführen. So haben wir die zwölf Apostel, die eine besondere Beziehung zu den zwölf Stämmen Israels hatten. Doch wenn die Versammlung vorgestellt werden soll, hören wir wieder die Zahl sieben –„die sieben Versammlungen“. Wie dem auch sei, wir haben hier sieben Gleichnisse, um die neue Ordnung der Dinge, die beginnen soll, vollständig darzustellen: das Christentum und die Christenheit, sowohl die wahre Christenheit als auch die unechte.
Die erste Frage, die sich stellt, ist also: Wie kommt es, dass wir diese Reihe von Gleichnissen hier haben und nirgendwo sonst? Einige Gleichnisse stehen bei Markus, einige bei Lukas; aber nirgendwo, außer bei Matthäus, haben wir die vollständige Liste von sieben. Die Antwort ist: Nichts kann schöner oder richtiger sein, als dass sie in einem Evangelium gegeben werden, das Jesus als den Messias für Israel vorstellt. Und nach seiner Verwerfung sehen wir, was Gott als nächstes hervorbringen würde. Was konnte für die Jünger, als ihre Hoffnungen dahinschmolzen, von größerem Interesse sein, als die Art und das Ende dieses Zeugnisses zu erfahren? Wenn der Herr sein Wort unter die Heiden aussendet, was würde das Ergebnis sein? Dementsprechend ist das Matthäusevangelium das einzige, das uns eine vollständige Beschreibung des Reiches der Himmel gibt. So gibt es uns auch die Andeutung, dass der Herr die Versammlung gründen würde. Beides finden wir nur im Matthäusevangelium. Dies behalte ich mir jedoch für einen späteren Zeitpunkt auf; aber ich muss anmerken, dass das Reich der Himmel nicht dasselbe ist wie die Versammlung, sondern eher der Bereich, in dem die Autorität Christi zumindest äußerlich anerkannt wird. Es mag real sein oder nicht, aber jeder bekennende Christ befindet sich im Reich der Himmel. Jeder Mensch, der sich, auch wenn auf eine äußere, rituelle Weise zu Christus bekennt, ist nicht bloß ein Jude oder ein Heide, sondern im Reich der Himmel. Es ist etwas ganz anderes, als wenn ein Mensch wiedergeboren wird und durch den Heiligen Geist in den Leib Christi getauft wird (1Kor 12). Wer den Namen Christi trägt, gehört zum Reich der Himmel. Es mag sein, dass er dort nur ein Unkraut ist, aber dennoch ist er dort. Das ist eine sehr ernste Sache. Wo immer Christus nach außen hin bekannt wird, gibt es eine Verantwortung, die über die hinausgeht, die der Rest der Welt hat.
Mt 13,3b
Das erste Gleichnis weist hin auf das Tun unseres Herrn, als Er auf der Erde war. Es ist sehr allgemein und würde auf den Herrn in Person oder im Geist zutreffen. Daher kann man sagen, dass es immer weitergeht, denn im zweiten Gleichnis finden wir den Herrn wieder dargestellt, der immer noch guten Samen sät: Nur ist es hier das Reich der Himmel, das mit einem Mann verglichen wird, der guten Samen auf sein Feld säte. Das erste bezieht sich auf das Werk Christi, das Wort unter den Menschen zu verbreiten, während Er hier unten war. Das zweite bezieht sich eher auf unseren Herrn, der durch seine Diener sät, das heißt, der Heilige Geist wirkt durch sie nach dem Willen des Herrn, während Er oben ist, und dann wird das Reich der Himmel aufgerichtet. Damit ist sogleich ein wichtiger Schlüssel zu dem ganzen Thema gegeben. Da die Bedeutung des ersten Gleichnisses sehr allgemein ist, gibt es in der ganzen moralischen Lehre des Gleichnisses sehr viel, das jetzt genauso gilt wie zu der Zeit, als unser Herr auf der Erde war.
Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen (13,3b).