Behandelter Abschnitt Mt 7,21-29
Wo die Gnade verleugnet wird, ist die Heiligkeit hohl, oder bestenfalls gesetzlich. Wo die Gnade wirklich aufrechtgehalten und gepredigt wird, wird man zwei Dinge finden: viel größere Sorgfalt in dem, was Gott betrifft, als dort, wo sie nicht gleichermaßen bekannt ist, und auch größere Zärtlichkeit, Nachsicht und Geduld in dem, was nur den Menschen betrifft. Ein Auge bei Sünde zuzudrücken, ist eine Sache, aber unbiblische Strenge ist sehr weit von der göttlichen Gerechtigkeit entfernt und kann mit dem Zulassen des Ichs in mancher Form zugleich bestehen.
Es gibt bestimmte Sünden, die eine Zurechtweisung erfordern, aber nur in den schwersten Fällen sollte man zu extremen Maßnahmen greifen. Es ist uns nicht überlassen, für uns selbst Gesetze über das Böse zu machen: Wir stehen unter der Verantwortung eines anderen, sogar gegenüber unserem Herrn. Wir sollten dabei nicht auf uns selbst vertrauen, sondern die Weisheit Gottes kennenlernen und auf die Vollkommenheit seines Wortes vertrauen. Unsere Aufgabe ist es, das auszuführen, was wir dort finden. Möge die Hilfe kommen, woher sie auch kommen mag, wenn wir dadurch nur das Wort Gottes sorgfältiger befolgen können, sollten wir überaus dankbar sein.
Ernst, sehr ernst sind die Worte, die folgen, wenn das Auge des Herrn das Feld des Bekenntnisses abtastet.
Nicht jeder, der zu mir sagt: „Herr, Herr!“, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter! Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute; und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus an; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann verglichen werden, der sein Haus auf den Sand baute; und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß. Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten (7,21–29).
Der Herr zeigt die Beständigkeit seines Wortes für das gehorsame Herz anhand des Bildes eines Menschen, der auf einen Felsen baut; Er zeigt auch, wie niemand außer Ihm das tun könnte, nämlich das Ende jedes Menschen aufzuzeigen, der seine Reden hört und nicht tut. Aber darauf kann ich jetzt nicht weiter eingehen.
Der Herr schenke es uns, dass unsere Herzen auf Ihn ausgerichtet sind! Wir werden fähig sein, uns gegenseitig zu helfen, und uns wird seine eigene Gnade helfen. Schwach wie wir sind, sollen wir stehen können. Und wenn wir durch Unachtsamkeit ausgerutscht sind, wird der Herr uns gnädig wieder auf die Füße stellen.
Möge Er uns die Einfalt des Auges schenken!