Behandelter Abschnitt Mt 7,21-23
An jenem Tage. Mt 7,21-23.
Wir sind nun fast am Schluß der Bergpredigt angelangt und es geht uns gleich wie jenen Zuhörern, die bekannten, daß der Herr gewaltig, und nicht wie die Schriftgelehrten rede. Er hat in diesen drei Kapiteln ernsthaft zu allen gesprochen und Herzen und Nieren geprüft. Obwohl der König zunächst zu den Jüngern sprach, bekannten sich auch viele andere zu Ihm. Er teilte sie in zwei Klassen ein, in solche, die von Herzen an Ihn glaubten, also die Wiedergeburt erlebt hatten, und in solche, die wohl Lehre und Lehrer bewunderten, jedoch ohne Herzenserlebnis blieben. Damit sich niemand entschuldigen kann, zeigt der Herr den großen Unterschied zwischen echt und unecht, dabei läßt Er alles im Lichte des Gerichtstages vor Seinen Zuhörern erscheinen.
I. Unter göttlichem Urteil.
Es ist, als mache nun der Herr plötzlich eine Reise "ans Ende" mit
seinen Zuhörern, da die große Prüfung und das Gericht stattfinden
werden. Der beste Beweis für die Echtheit des Bekenntnisses ist der,
wenn es im Lichte des Gerichtstages besehen, bestehen kann. Hält es dort
stand, dann ist alles recht. Der Herr zeigt nun, wie beide, das Echte
und das Unechte, dereinst von Ihm geprüft werden. Petrus fragt, wenn der
Gerechte kaum zu bestehen vermag, was wird der Gottlose tun? (
II. Nicht jeder, der "Herr, Herr" sagt, wird bestehen.
Nicht jeder - also doch manche. Damit zeigt der Herr, daß viele bestehen werden. Die Verlorenen bekannten auch, sie taten also etwas, was manchmal leider selbst Gläubige unterlassen. Ein Bekenntnis ohne Glauben gleicht einem Baum ohne Wurzeln und ist ohne Festigkeit und Fruchtbarkeit. Erst muß also der Glaube kommen, dann folgt das Bekenntnis (Röm 10,10). Die törichten Jungfrauen bekannten auch, aber sie versagten im entscheidenden Moment. Die meisten Menschen bekennen sich äußerlich zu Christus, kennen aber keine innere Verbindung mit Ihm und werden nicht bestehen.
III. Sondern der den Willen des Vaters tut.
Was muß da getan werden, welche Werke? Werden wir nicht aus Gnaden selig? Gewiß, und nichts anderes. Was sollen wir für Werke wirken, so fragten einst die Juden (Joh 6,28-29). Darauf antwortete ihnen der Herr, daß sie an Ihn, den vom Vater gesandten, glauben sollen. Also lebendiger Glaube an den Sohn Gottes ist benötigt, um dereinst bestehen zu können. So viele das tun, haben das Recht, Kinder Gottes zu heißen (Joh 1,12). Wir nehmen nicht nur eine Lehre, sondern eine Person auf. Die im Text Genannten hatten nur eine Lehre, nicht aber den Sohn selbst aufgenommen.
IV. Viele werden sagen "Herr, Herr".
Achten wir auf all das, was sie als Beleg ihrer verdienten Seligkeit bringen.
1. Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Sie weissagten, redeten große Dinge und begeisterten die Menge. Sie zogen viele an sich, aber brachten keine zum Herrn. Sie weissagten, aber sie beteten nicht. Sie redeten nur zu Menschen, aber nicht zu Gott. Sie lehrten andere und waren selbst verwerflich. Groß ist die Zahl dieser Menschen in unsern Tagen. Das wird ein Erwachen sein!
2. Haben wir nicht in deinem Namen große Taten getan? Sind unsere vielen Werke gar nichts wert? Sie bekannten öffentlich und schämten sich Seines Namens nicht. Sie dienten öffentlich, bis sie vor dem Richter standen. Sie mögen Armen und Kranken geholfen haben, aber nur darum, weil es ihr Beruf gebot. Viele traten besonders hervor, sie vollbrachten große Taten. Sie mögen Kranken die Hände aufgelegt haben. Man sah sie auch in allen Wohltätigkeitskomitees. Vor Gott aber gilt nur ein Werk, das Opfer Christi, nur dieses stellt uns tadellos vor Gott dar.
3. Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Die Werke werden immer auffallender. Selbst ein Judas trieb Teufel aus, aber er unterließ es, wie noch viele andere auch, den Teufel aus sich selbst auszutreiben. Wir rühmen uns nicht der Teufelsaustreibungen, sondern daß unsere Namen im Lebensbuch eingetragen sind (Lk 10,20). Sie alle fordern das Reich, ja sie meinen sogar, daß ihnen Unrecht geschehe, indem sie nicht angenommen werden. Ausschlaggebend ist die Tatsache, daß ihre Namen nicht im Buche des Lebens stehen (Off 20,15).
V. Ich kenne euch nicht.
Wie schrecklich hatten sie sich getäuscht, sie, die mit einem Ehrenplatz rechneten, haben sogar ihren Teil mit den Übeltätern. Der Selbstbetrug ist der furchtbarste Betrug. Diese hier hatten oft vor Zuhörern "Herr, Herr" gesagt, hatten aber nie diesen Herrn zu sich selbst reden lassen. Sie waren mit ihren Wundern und Zeichen beschäftigt, aber nicht mit dem größten Wunder, dem der Fleischwerdung Christi, welcher kam, sie zu versöhnen.
Kennt uns der Herr? Gewiß! Woran kennt Er uns? (2Tim 2,19.) Er kennt uns, weil wir die Ungerechtigkeit verlassen und Buße getan, Vergebung erlangt, und von unsern Sünden gewaschen sind (Eph 1,7; Off 1,5). Er kennt uns an unserm Dank für die erfahrene Erlösung (Ps 103).
VI. Weichet von mir, ihr Übeltäter.
Sie entdeckten ihren Mangel zu spät. Da erklang kein Kommruf mehr, kein Gnadenangebot. nur noch das erschütternde "weichet von mir" müssen sie hören. Allen ihren Werken und ihrem Bekennen fehlte des Herrn Anerkennung. Sie segelten unter falscher Flagge gleich den törichten Jungfrauen. Was wird der Herr einst zu dir sagen, lieber Leser? Diese Worte gab der Herr allen zur Prüfung, jenen damals, und auch uns heute.