Doch zur selben Stunde sehen wir, dass Er sich im Geist freut und sagt: „Ich preise Dich, Vater.“ Das ist der deutlichste Beweis der unvergleichlichen Sanftmut Jesu. Dieselbe Stunde, in der wir die Tiefe seines Kummers über den Menschen sehen, sehen wir auch seine vollkommene Beugung vor Gott, wenn auch um den Preis all dessen, was das für Ihn selbst bedeuten würde. Im Bewusstsein dessen sagt Er: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11,28.29). Nun, ich glaube, ich darf kühn sagen, dass diese Sanftmut, die in ihrer absoluten Vollkommenheit in Jesus gefunden wurde, auch das ist, was die sich allmählich vertiefende Erkenntnis der Wege Gottes, sogar im Sinn der überbordenden Schlechtigkeit dieser Welt und des Versagens dessen, was den Namen Christi trägt, im Heiligen Gottes hervorbringt. Denn inmitten all dessen, was der Gläubige um sich herum sieht, erkennt er den verborgenen Plan Gottes, der sich trotz allem erfüllt. So sieht das Herz, das sich weder über das Böse ärgert noch gleichgültig dem gegenüber ist und auch nicht das geringste Gefühl von Neid auf den Wohlstand der Bösen aufkommen lässt, seine Quelle in Gott, „dem Herrn des Himmels und der Erde“. Das ist ein höchst gesegneter Ausdruck, weil er die absolute Kontrolle kennzeichnet, in der alles von Gott aufrechterhalten wird. Jesus ist der Sanftmütige, und die, die Ihm angehören, werden ebenfalls zu dieser Sanftmut geführt.
Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben (5,5).
Das Land– warum nicht den Himmel? Die Erde ist der Schauplatz all dieses Übels, das solchen Kummer und solche Trauer verursacht. Aber jetzt, nachdem sie Gottes Wege besser kennengelernt haben, können sie Ihm alles anvertrauen. Sanftmut ist nicht nur ein Gefühl der Nichtigkeit in uns selbst oder der Trauer über den Widerstand gegen Gott hier auf der Erde, sondern es ist vielmehr die Gelassenheit, die die Dinge Gott übergibt und sich vor Gott beugt und seinen Willen dankbar annimmt, auch da, wo es natürlich für uns selbst sehr schwierig sein mag.