Behandelter Abschnitt Mt 4,12-16
Ich glaube, dass die Grundsätze, die uns in diesem Kapitel vorgestellt werden, für die Kinder Gottes von größter praktischer Bedeutung sind. Die wenigen Bemerkungen, die ich gemacht habe, mögen dazu beitragen, die Gläubigen auf den praktischen Wert dieser Versuchungen unseres Herrn für die Führung auf unserem eigenen Weg hinzuweisen. Deshalb empfehle ich dem Leser das ganze Thema zur Aufmerksamkeit, das, obwohl wir ihm vielleicht schon oft begegnet sind und wir oft über seinen praktischen Wert nachgedacht haben, immer noch unsere Aufmerksamkeit beansprucht, da unser betendes Studium sicher belohnt werden wird.
Als er aber gehört hatte, dass Johannes überliefert worden war, zog er sich nach Galiläa zurück; und er verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naphtali, damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: „Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen: Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen – Licht ist ihnen aufgegangen (4,12‒16).
Es mag lehrreich sein, die verschiedenen Arten zu vergleichen, wie der Heilige Geist den Dienst unseres Herrn in den Evangelien einführt. Wenn ich von seinem Dienst spreche, meine ich seinen öffentlichen Dienst, denn es gab vieles, was den Herrn betraf – vollbrachte Wunder und bemerkenswerte Reden –, bevor sein Dienst offiziell begann. Was ich jetzt bemerken möchte, ist die Weisheit, mit der er uns in jedem dieser verschiedenen inspirierten Berichte ein klares Bild von unserem Herrn gezeichnet hat. Wir können Ihm ehrfürchtig folgen, der es für gut befunden hat, die Schreiber so unterschiedlich zu begaben, bestimmte Aussagen in einigen wegzulassen und in anderen wiederzugeben. Manchmal wird die Reihenfolge der berichteten Ereignisse ab und zu geändert, um so den Zweck vollkommener zu erfüllen. Wenn wir diese Berichte miteinander vergleichen, können wir sehen, dass der Heilige Geist immer den großen Plan jedes Evangeliums beibehält, und dies ist die Grundlage jeder richtigen Erklärung. Wenn wir ständig im Auge behalten, was sein Ziel ist, werden wir feststellen, dass wir hierin den Grundsatz finden, nach dem die Evangelien geschrieben wurden, und das allein befähigt uns, sie richtig zu verstehen.
Ich habe bereits gezeigt, um mit dem Matthäusevangelium zu beginnen, dass der Heilige Geist uns durchweg den Messias mit den vollsten Beweisen seiner Sendung vorstellt, doch leider wie Er leidet und verworfenen wird, und dies besonders von seinem eigenen Volk; und unter ihnen wird Er am meisten von denen verworfen, die, menschlich gesprochen, am meisten Grund hatten, ihn aufzunehmen. Gab es solche, die sich in der Einschätzung des Volkes besonders durch ihre Rechtschaffenheit auszeichneten? Waren es die Pharisäer, die so bitter gegen Ihn waren? Gab es solche, die wegen ihrer Kenntnis der Schrift angesehen wurden? Die Schriftgelehrten waren es, die sich mit den Pharisäern gegen Ihn verbündeten. Die Priester, eifersüchtig auf ihre Stellung, würden sich natürlich gegen jemand stellen, der die Wirklichkeit einer göttlichen Macht zeigte, die der Sohn des Menschen auf der Erde durch die Vergebung der Sündenausübte. All diese Dinge kommen im Matthäusevangelium mit erstaunlicher Kraft und Klarheit zum Ausdruck. Doch obwohl wir noch nicht bei diesen Einzelheiten angekommen sind, so zeigt sich doch die Beschreibung des Heiligen Geistes in der Art und Weise, wie unser Herr in dem Abschnitt, der jetzt vor uns steht, zu Beginn seines öffentlichen Dienstes vorgestellt wird.
Zunächst einmal wird bei Matthäus nichts davon erwähnt, was alles in Jerusalem geschah. Der Heilige Geist wusste dies ganz genau; Er brauchte darüber nichts zu erfahren. Menschlich gesehen hätte Matthäus die früheren Lebensumstände unseres Herrn und insbesondere seine Verbindung mit dieser Stadt ebenso gut kennen und erforschen können wie der geliebte Jünger Johannes. Doch von vielem, was in Johannes berichtet wird, erscheint kein Wort bei Matthäus.
Im vierten Evangelium haben wir eine Abordnung aus Jerusalem, um zuerst Johannes den Täufer zu befragen, und dann wird unser Herr als das Lamm Gottes anerkannt und als der, der mit dem Heiligen Geist tauft. Dann gibt unser Herr sich verschiedenen Personen zu erkennen, unter anderem Simon Petrus, nachdem sein Bruder Andreas bereits in der Gesellschaft des bewunderungswürdigen Fremden war. Dann wird Philippus berufen, der Nathanael findet. Und so breitet sich das Werk des Herrn von einem zum anderen aus, entweder dadurch, dass der Herr sie selbst direkt anzieht, oder durch die Vermittlung derer, die bereits berufen waren. All dies wird hier völlig ausgelassen. Dann, in Johannes 2, wird das erste Wunder oder Zeichen erwähnt, wodurch Christus seine Herrlichkeit offenbarte – die Verwandlung von Wasser in Wein. Danach geht unser Herr nach Jerusalem hinauf und übt Gericht in Bezug auf die Geldsucht, die damals sogar in der berühmten Stadt der Heiligkeit herrschte.
Wir finden dort auch einen kleinen Hinweisnebenbei auf das, was unser Herr während dieser Zeit in Jerusalem tat. Er wirkte dort wunderbare Zeichen, und viele glaubten an ihn, wenn auch auf natürliche Weise. Es heißt von Ihm: „Jesus selbst aber vertrautes sich ihnen nicht an, weil Er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen“ (Joh 2,24.25). Dann entfaltet Er die große Lehre von der neuen Geburt und weist auf das Kreuz hin – auf sich selbst, der zur Sünde gemacht werden würde, so wie die Schlange von Mose in der Wüste erhöht worden war, „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).
All das geschah vor den von Matthäus aufgezeichneten Ereignissen. Wenn man das sieht, muss es jeden aufmerksamen Leser des Wortes Gottes beeindrucken. Es kann nicht sein, dass Matthäus diese Dinge unbekannt waren: Sie konnten nicht unbekannt sein, wenn man ihn, abgesehen von der Inspiration, als einen Jünger betrachtet. Andreas, Petrus und Johannes und die anderen werden sich über ihre erste Bekanntschaft mit dem Heiland immer wieder unterhalten haben. Doch Matthäus sagt kein Wort darüber, auch nicht Markus und Lukas– nur Johannes berichtet davon. Nun, wenn wir die Evangelien selbst untersuchen, finden wir die wirkliche Lösung. Es ist weder die Unwissenheit des einen Evangelisten, noch das Wissen des anderen, das die Auslassungen oder Einfügungen erklärt. Gott gibt einen solchen Bericht über Jesus, der die Belehrung, die Er in jedem Evangelium vorstellt, vollkommen wiedergibt.
Warum erscheint alles, was wir erwähnt haben, passend in Johannes? Ganz eindeutig, weil es zu der Wahrheit passt, die dort gelehrt wird. In Johannes haben wir das völlige Verderben des Menschen, ja, der Welt, und das von Anfang an. Das erste Kapitel zeigt uns den praktischen Beweis dafür, was das Judentum war – der Herr, der von den Seinen nicht angenommen wurde, aber dennoch rechtzeitig kam und so seine eigenen Schafe mit Namen rief und sie hinausführte. Denn das Zeugnis Johannes des Täufers hatte keine bleibende Wirkung auf die Masse. Es ging zwar von Mund zu Mund, aber es fiel ungehört in die Ohren derer, die keinen Glauben hatten: „... aber ihr glaubt nicht, denn ist seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe“ (Joh 10,26).Jetzt haben wir die Schafe, die einzeln mit Namen genannt werden, und eins von ihnen bekommt einen neuen Namen, der ganz dem Charakter des Johannesevangeliums entspricht.
Bei Matthäus haben wir keine dieser auffälligen Begebenheiten, denn dort führt uns der Heilige Geist Jahwe-Jesus, den Messias, vor Augen, der Wunder wirkt, Prophezeiungen erfüllt, das Reich der Himmel verkündigt. Zugleich leidet Er jedoch Not und wird verachtet; Er ist der Gefährte derer in Galiläa. Denn Er wird hier nicht als der Sohn Gottes gesehen, sei es von Ewigkeit her oder als in die Welt hineingeboren, sondern Er selbst nimmt einen Platz in der Absonderung ein, um das große Wort zu erfüllen, zu dessen Offenbarung der Prophet Jesaja Hunderte von Jahren zuvor von Gott inspiriert worden war.