Behandelter Abschnitt Mt 4,3-4
Doch obwohl die Versuchungen unseres Herrn, von denen hier die Rede ist, von außen kamen, passte Satan sie doch den Umständen an, in denen sich unser Herr damals befand. Er war vierzig Tage lang ohne Nahrung, und das erste Wort des Versuchers ist:
Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine zu Broten werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von einem jeden Wort, das durch den dem Mund Gottes ausgeht“ (4,3.4).
Unser Herr bezieht sich auf das Kapitel in 5. Mose, das sich auf das Manna bezieht, die tägliche Nahrung Israels, die eine Abhängigkeit von Gott bedeutete und zeigte, dass Israel nicht die Hilfsquellen der Welt brauchte, um sich zu ernähren. Sie brauchten kein reiches Land, das sie aus seiner überfließenden Ernte versorgte; sie waren auch nicht von Gold und Silber abhängig. Bevor Israel ein Land hatte, das sie bebauen konnten, und die Mittel, um die Früchte einzusammeln, wurde es allein von Gott unterrichtet. In der Wüste, in die Er sie als seinen erstgeborenen Sohn geführt hatte, stellte Er sie auf die Probe; und die Frage war, ob sie mit Gott und mit der Kost, die Er ihnen Tag für Tag gab, zufrieden waren. Ach, sie waren es nicht!
Hier ist die Begebenheit völlig anders. Hier ist es ein Mensch in der Wüste; doch Satan ist dort, und nicht Gott. Im Geist wohnte unser Herr immer bei seinem Vater; denn selbst dann, als Er auf der Erde war, war Er „der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh 3,13). Er vereinte also zwei Dinge in seiner eigenen Person. Tag für Tag war Er der Mensch, der in allem von Gott abhängig war. Und das war die erste große Versuchung des Teufels – der Appell an seine irdischen natürlichen Bedürfnisse. Es war keine Sünde, hungrig zu sein; doch es wäre eine Sünde gewesen, Gott wegen des öden Ortes zu misstrauen. Wusste Gott nicht, dass es dort kein Brot gab? Und war es nicht sein Geist, der ihn dorthin geführt hatte? Hatte Gott Ihm befohlen, die Wüste zu verlassen oder die Steine in Brot zu verwandeln? Er würde seine eigene Kraft nicht unabhängig von Gottes Wort gebrauchen.
Und es ist das ständige Kennzeichen der Weise, wie der Heilige Geist den Kindern Gottes Kraft gibt, dass sie Wunderkraft nicht für sich selbst oder für ihre Freunde einsetzen. Wenn wir ins Neue Testament schauen, finden wir Paulus, der Wunder wirkte und die Kraft Gottes benutzte, um die Kranken in der Umgebung zu heilen. Hat er sie jemals benutzt für die, die um ihn waren? Im Gegenteil, Paulus ließ Trophimus krank in Milet zurück und war besorgt um ihn als jemand, der nicht die Macht hatte, den Körper zu heilen. Als Epaphroditus krank war, sehen wir die Ausübung eines Glaubens, der wusste, dass der Wille Gottes, dem er zustimmte, mehr wert war als tausend Wunder. Wunder hatten an sich nicht den hohen Charakter, jemand in Abhängigkeit von Gott zu üben. Gott zu gehorchen, sich Ihm zu unterwerfen, Ihm zu vertrauen, ist etwas, wozu der natürliche Mensch nicht fähig ist. Die Macht allein erreicht nie das hohe Niveau. Deshalb finden wir bei unserem Herrn nie, dass Er seine Werke der Macht mit dem Gehorsam auf eine Stufe stellte. Nein, Er spricht sogar von seinen Jüngern als denen, die größere Werke tun würden, als Er selbst getan hatte (Joh 14,12). Doch der Gehorsam war es, der Christus auszeichnete: Das war bei einem bloßen Kind Adams nie zu finden.