Behandelter Abschnitt Amos 5,18-20
Ein Böses war damals vorherrschend, das der Prophet besonders feststellt, nämlich die Dreistigkeit, mit der das Volk sagte, dass es den Tag des Herrn begehre. „Wehe denen, die den Tag des Herrn herbeiwünschen! Wozu soll euch der Tag des Herrn sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht: Wie wenn jemand vor dem Löwen flieht, und es begegnet ihm ein Bär; und er kommt nach Hause und stützt seine Hand an die Mauer, und es beißt ihn eine Schlange. Wird denn nicht der Tag des Herrn Finsternis sein und nicht Licht, und Dunkelheit und nicht Glanz?“ (V. 18–20). Das ist in der Tat eine anmaßende Sünde, dem Evangelium nicht zu glauben und so dem Tag des Herrn zu trotzen. Das ist nicht so ungewöhnlich. Wir treffen das oft in der Christenheit an. Hast du nicht gehört, wie Männer inmitten der gegenwärtigen Verwirrung sagten, während sie ihr auf die Sprünge halfen: „Es ist wahr, dass der Zustand der Christenheit schrecklich ist; aber es gibt einen Trost, dass der Herr bald kommt, um alles in Ordnung zu bringen.“ Ist dieses Wünschen des Tages des Herrn nicht in einem Sinn, der von dem, was hier angeprangert wird, nicht weit entfernt ist? „Zu welchem Zweck ist es für euch?“ Wenn wir uns praktisch von dem trennen würden, was sein Wort verurteilt, und uns den Dingen widmen würden, die Er uns auferlegt, wäre das eine andere Sache. Denn der Tag des Herrn kann ein Gegenstand der Begierde sein, wenn wir frei sind, soweit es unser Gewissen weiß.
Wir dürfen, wie wir sollen, und müssen dann seine Erscheinung lieben. Das ist keineswegs unvereinbar mit seinem Willen und Wort, sondern es steht uns zu. Wenn wir im Gehorsam und in der Heiligkeit wandeln, sollten wir es sicherlich wünschen; aber es ist eine leere und dreiste Illusion, sich bewusst auf das zu verlassen, was der Schrift widerspricht, und dann von der Sehnsucht nach dem Tag des Herrn zu reden. Das scheint genau die Sünde Israels zu sein, die hier angeprangert wird. Es war eine offensichtliche Täuschung; nicht nur ein machtloses Wort ohne Kraft für das Gewissen, sondern das Zeugnis der Gleichgültigkeit des Herzens gegenüber dem Willen des Herrn.
Im Allgemeinen gibt es in der Tat nichts Gefährlicheres und Schrecklicheres, als die Schrift nicht zum Gewissen reden zu lassen. Wenn ich die Hoffnungen der Schrift einfach zu einer phantasievollen Vision vor meinen Augen mache, statt sie als das zu hören, was das beurteilt, was ich gerade tue, sage und fühle, dann ist es offensichtlich, dass ich darüber nicht in Gemeinschaft mit Gott bin. Ich spreche nicht nur von denen, die, da sie keine wirklichen Christen sind, notwendigerweise keinen Anteil an der Segnung haben, sondern auch von denen, die scheinbar Christen sind, aber dennoch das Gegenstück zu Israels kühnem Unglauben aufweisen. Sicherlich ist ihr Zustand schlecht, und der Gedanke ist Gott unangenehm. Die Wahrheit ist, dass ein Ziel, das der Geist verfolgt, wenn Er uns seine Wiederkunft vor Augen stellt, darin besteht, uns dazu zu bringen, uns von allem zu reinigen, was mit seinem Willen unvereinbar ist. So sagt der Apostel Johannes: „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, der reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1Joh 3,3).
Es geht nicht nur darum, dass der Herr reinigen wird, wenn Er kommt. Er wird es tun; aber dies wird auf dem Weg des Gerichts geschehen. Kein Mensch soll es wagen, diesen Prozess der Reinigung abzuwarten: Was wir zu tun haben, ist, sie jetzt von Gott durch sein Wort und seinen Geist zu erbitten. Wir kennen die Liebe Christi; wir erfreuen uns an seiner Herrlichkeit; wir haben ihn als unser Leben; und deshalb können wir es nicht ertragen, dass irgendetwas auf unseren Wegen geduldet wird, was seinem Wort widerspricht. Das ist der einzig richtige Weg, wenn wir auf Christus warten.