Verse 18 | Der Tag des HERRN
Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu soll euch der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht:
Das „Wehe“ (vgl. Amos 6,1) ist das Ergebnis des Durchziehens des HERRN durch die Mitte Israels. Trotz allem, was der HERR ankündigt, glaubt das Volk weiterhin, dass ihnen nichts passieren wird. Sie glauben gut zu wissen, dass der Tag des HERRN den Heiden Unglück bringt aber nicht ihnen. Sie denken, dass der HERR an diesem Tag zu ihren Gunsten handeln wird, indem Er einerseits ihre Feinde besiegt und andererseits sie selbst für immer als sein Volk bestätigt. Sie sehen ihre Auserwählung als unveränderliche Garantie für diese Gunst.
Ihre Sehnsucht nach diesem Tag zeigt, dass sie ein verhärtetes Gewissen haben. Zu diesem Volk sagt Amos, dass der nächste Tag ein Tag der Finsternis sein wird. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass sie sich wie die Heiden verhalten. Deshalb wird dieser Tag auch für sie ein Tag des Gerichts sein.
Der „Tag des HERRN“ weist auf die Zeit hin, in der der Herr Jesus wieder direkt in das Weltgeschehen eingreifen wird. Diese Periode beginnt nach der Entrückung der Gemeinde. Die mit diesem Tag verbundenen Ereignisse werden im Buch der Offenbarung beschrieben (Offenbarung 6-19). Dort sehen wir, wie die Gerichte über die gottlose Welt, die abgefallene Christenheit und das ungläubige Israel kommen. Alle werden von dem Mann gerichtet, den Gott dazu bestimmt hat und Er hat „allen [den] Beweis [davon] gegeben, indem er ihn aus [den] Toten auferweckt hat“ (Apg 17,31). Dann ist der Tag des Menschen zum Ende gekommen, die Zeit, in der der Mensch nach eigenem Gutdünken gehandelt hat in seiner Rebellion gegen Gott.
Wie kann sich ein Mensch nach diesem Tag verlangen, wenn er ohne Rücksicht auf Gott lebt? Wir können nach diesem Tag nur verlangen, wenn wir in Gehorsam und Heiligkeit wandeln.
Wir können auch eine Anwendung für heute machen. Wir können über den Zustand der Christenheit sprechen und dann sagen: „Glücklich, dass der Herr bald kommt, und dann wird Er alles wieder in Ordnung bringen.“ Aber wenn wir uns selbst nicht von der allgemeinen Untreue distanziert haben, wird sein Kommen auch unser Gericht oder unsere Beschämung einschließen. Der Tag des HERRN ist ein Tag, nach dem wir uns nur sehnen können, wenn unsere Gewissen rein sind und wenn wir im Gehorsam und in der Heiligkeit wandeln.
Es ist eine sinnlose und überhebliche Illusion nach dem Tag des HERRN zu verlangen, während wir uns bewusst inmitten dessen befinden, was der Schrift widerspricht. Das scheint die Sünde zu sein, der sich Israel hier schuldig gemacht hat. Die Zukunftserwartung des Volkes hat einen fleischlichen Charakter. Das zeigt sich daran, dass man sich selbst nicht kennt und blind ist in Bezug auf das eigene Fehlverhalten. Darüber hinaus ist keine Empfindungen vorhanden in die heilige Empörung Gottes darüber, dass dieses Fehlverhalten ausgerechnet inmitten seines Volkes gefunden wird. In diesem Zustand glauben sie, dass Gott mit ihnen ist (Vers 14).