Wir kommen in regulärer historischer Reihenfolge zu Antiochus Epiphanes und treffen dann auf einen großen Bruch. Die Heilige Schrift selbst deutet das an. Aber Antiochus tat im Kleinen, was der große König des Nordens der letzten Tage in größerem Maßstab tun wird. Es heißt:
Und von den Verständigen werden einige fallen, damit sie geläutert und gereinigt und weiß gemacht werden bis zur Zeit des Endes; denn es verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit (11,35).
Dort hält Gott inne. Er sagt sozusagen: Ich bin zu dem Mann gekommen, der euch in einem Vorbild zeigt, was euch in den letzten Tagen widerfahren wird; und so verweilt er mit Nachdruck bei diesem König und führt ihnen die extreme Bosheit seines Herzens und Verhaltens vor Augen. Dann bricht der Geist den Lauf der Geschichte ab und stürzt sich sofort in die letzte Szene. Diese muss jedoch einer anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben. Was wir gesehen haben, zeigt uns, dass, was auch immer der allgemeine Umriss der Ereignisse an anderer Stelle sein mag, Gott in den Einzelheiten einer Prophezeiung außerordentlich genau sein kann und manchmal auch ist, und nirgendwo mehr als in diesem Kapitel. Und was ist der Haupteinwand, der von Ungläubigen dagegen erhoben wird? Dass es geschrieben worden sein muss, nachdem die Ereignisse stattgefunden hatten! Sicher ist, dass es seit diesen Zeiten keinen Historiker gibt, der uns einen solch bewundernswerten Bericht gibt, wie wir ihn in diesen wenigen Versen haben. Wenn ich die Geschichte dieser beiden kämpfenden Monarchien, Syrien und Ägypten, wissen will, muss ich hier nachsehen. Wie vollkommen können wir dem Wort Gottes über alles vertrauen! Es mag eine Ausnahme von seiner allgemeinen Regel sein, sich mit den Königen des Nordens und des Südens zu befassen, aber Er tut dies bisweilen. Die große Sache, um die Er sich kümmert, sind die Glieder seines Volkes. Mögen unsere Herzen auf das Interesse antworten, das Er an uns hat!
Ab Vers 21 haben wir den Bericht über den König des Nordens, der in der profanen Geschichte als Antiochus Epiphanes bekannt ist. Der Geist Gottes ist in seiner Geschichte viel ausführlicher geworden, weil sein Verhalten, besonders am Ende, als er sich mit den Juden, ihrer Stadt und ihrem Heiligtum anlegte, den Anlass zu einem Vorbild des letzten Königs des Nordens lieferte, der in der Spur seiner Vorgänger zu finden sein wird, nur dass seine Schuld in den Augen Gottes unvergleichlich schwerer sein wird – in der Tat so offensichtlich, dass sein Gericht nicht länger auf sich warten lässt. Dies erklärt einen Umstand, der die Studenten der Prophezeiung Daniels oft verblüfft hat. Wir lesen von einem „verwüstenden Gräuel“ in dem vorhergesagten Bericht über Antiochus (Dan 11,31). Man hat allgemein angenommen, dass unser Herr sich in Matthäus 24,15 darauf bezieht. Solche, die die zukünftige Erfüllung dieses Gräuels erwarteten, haben versucht, es mit den Tatsachen in Einklang zu bringen, indem sie annahmen, dass der Geist Gottes zu der zukünftigen Persönlichkeit, die Antiochus repräsentierte, abgezweigt sein muss. Aber meines Erachtens gibt es keinen Grund für so etwas Unnatürliches. Antiochus Epiphanes war nur ein Vorbild, und Vers 31 geht nicht über seine Geschichte hinaus, außer als Vorahnung.
Mit anderen Worten, bis zum Ende von Vers 31 ist alles streng historisch – natürlich vorbildlich für die Zukunft, aber mehr nicht. Und deshalb ist die Antwort auf die Schwierigkeit, die manche darin sehen, dass unser Herr, wie sie vermuten, Kapitel 11,31 zitiert, wirklich so klar wie möglich. Er zitiert diesen Vers nicht. Die Stelle, auf die Er sich bezieht, steht in Kapitel 12. Dort finden wir in Vers 11 einen ähnlichen Ausdruck wie diesen: „Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Gräuel aufzustellen, sind 1.290 Tage.“
Hier haben wir ein bestimmtes Datum, das diese letzte Aufrichtung des verwüstenden Gräuels mit der Befreiung verbindet, die unser Herr in Matthäus 24 voraussagt; denn die feurigste Prüfung Jakobs ist die, die seiner Befreiung unmittelbar vorausgeht.
Nun gibt es mehr als einen Grund, diese Stelle in Kapitel 12 für das zu halten, was unser Herr zitiert. Einige von ihnen hängen von Überlegungen ab, die eher für das Studium als für den öffentlichen Dienst geeignet sind. Aber die Summe der Sache ist, dass die Ausdrücke, die der Heilige Geist in Kapitel 11,31 und in Kapitel 12,11 benutzt, sich unterscheiden. In Kapitel 11,31 heißt es „den verwüstenden Gräuel [o. der Gräuel, der Verwüstung bringt]“. In Kapitel 12,11 hingegen ist die wahre Bedeutung die, die in den Worten unseres Herrn angegeben ist – nicht „der Gräuel, der Verwüstung bringt“, sondern der „Gräuel der Verwüstung“. Das ist, wie ich annehme, was in der englischen Version mit den Worten that makes desolate gemeint ist. Die beiden Ausdrücke sind also unterschiedlich. Obwohl es eine Ähnlichkeit zwischen ihnen gibt, gibt es auch einen Unterschied; und dieser Unterschied reicht aus, um zu zeigen, dass unser Herr nicht von dem Gräuel sprach, den Antiochus aufstellte, sondern von dem, der in Kapitel 12 genannt ist. Folglich gibt es in der Tat keine Schwierigkeit zu beseitigen; denn die Verwüstung, von der in Kapitel 11 die Rede ist, ist vergangen, und die Verwüstung von Kapitel 12, auf die unser Herr hinweist, ist zukünftig.