Behandelter Abschnitt Dan 10,16-19
Dann finden wir Daniel, wie er in Demut seine Untauglichkeit zum Empfang solcher Mitteilungen zum Ausdruck bringt. Zuerst berührt jemand von Aussehen wie ein Mensch seine Lippen an, und er wird angewiesen, mit dem Herrn zu sprechen. Er bekennt seine Schwäche – dass keine Kraft mehr in ihm war.
Und siehe, einer, den Menschenkindern gleich, berührte meine Lippen; und ich tat meinen Mund auf und redete und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, wegen des Gesichts überfielen mich die Wehen, und ich habe keine Kraft behalten. Und wie vermag ein Knecht dieses meines Herrn mit diesem meinem Herrn zu reden? Und ich – von nun an bleibt keine Kraft mehr in mir, und kein Odem ist in mir übrig. Da rührte mich wieder einer an, von Aussehen wie ein Mensch, und stärkte mich. Und er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir! Sei stark, ja, sei stark! Und als er mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und sprach: Mein Herr möge reden, denn du hast mich gestärkt (10,16–19).
Menschen sind nicht fähig, aus der Prophetie Nutzen zu ziehen, bevor sie nicht gründlich im Frieden gefestigt sind, bevor ihr Herz nicht die wahre Quelle der Stärke kennt. Hier finden wir Daniel auf seine Füße gestellt, seinen Mund geöffnet, seine Ängste zum Schweigen gebracht, bevor der Herr ihm die Zukunft eröffnen kann. Sein Herz muss in der Kraft des Herrn und in der Gegenwart seines Gottes in völligem Frieden sein. Die Unruhe des Geistes, der Mangel an festem Frieden, hat mehr mit den geringen Fortschritten zu tun, die der Mensch im Verständnis vieler Teile des Wortes Gottes macht, als er denkt. Es ist nicht genug, dass ein Mensch das Leben und den Geist Gottes hat, sondern es muss auch das Zerbrechen des Fleisches und das einfache, friedliche Ruhen im Herrn geben. Daniel muss diese Begebenheiten erleben, damit er für all das, was er lernen soll, vorbereitet wird. Und das müssen auch wir in unserem Maß erleben. Wir müssen denselben Frieden und dieselbe Kraft im Herrn erkennen. Wenn ich mich vor dem Kommen des Herrn fürchte, weil ich nicht sicher bin, wie ich vor Ihm stehen werde, wie kann ich mich dann aufrichtig freuen, dass sein Kommen so nahe ist? Es wird in meinem Geist ein Hindernis für das klare Verständnis der Gedanken Gottes zu diesem Thema sein. Der Grund für diesen Mangel an Verständnis ist nicht der Mangel im Lernen, sondern der Mangel daran, tief in der Gnade gegründet zu sein – der Mangel daran, zu wissen, was wir in Christus Jesus sind. Ganz gleich, was es sonst noch alles geben mag – nichts wird diesen traurigen Mangel beheben. Ich spreche jetzt von Menschen, die Christen sind. Was bloße Gelehrte betrifft, die sich mit diesen Dingen befassen, so ist es so völlig außerhalb ihrer Sphäre, wie es für ein Pferd wäre, wenn es den Mechanismus einer Uhr beurteilen sollte. „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1Kor 2,14). Er ist nur ein Schriftgelehrter dieses Zeitalters, der sich mit dem beschäftigt, was zu einer anderen Welt gehört, von der er nichts versteht.