Behandelter Abschnitt Hes 20,30-40
Darum sprich zum Haus Israel: So spricht der Herr, HERR: Wie? Ihr verunreinigt euch auf dem Weg eurer Väter und hurt ihren Scheusalen nach; und ihr verunreinigt euch bis auf diesen Tag an allen euren Götzen durch die Darbringung eurer Gaben, indem ihr eure Kinder durchs Feuer gehen lasst! Und ich sollte mich von euch befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe, spricht der Herr, HERR, wenn ich mich von euch befragen lasse! Und was in eurem Geist aufgestiegen ist, wird keineswegs geschehen, dass ihr sprecht: Wir wollen sein wie die Nationen und wie die Geschlechter der Länder, indem wir Holz und Stein dienen. So wahr ich lebe, spricht der Herr, HERR, wenn ich nicht mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Grimm über euch regieren werde! Und ich werde euch herausführen aus den Völkern und euch aus den Ländern sammeln, in die ihr zerstreut worden seid, mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Grimm. Und ich werde euch in die Wüste der Völker bringen und dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht; wie ich mit euren Vätern gerechtet habe in der Wüste des Landes Ägypten, so werde ich mit euch rechten, spricht der Herr, HERR. Und ich werde euch unter dem Stab hindurchziehen lassen und euch in das Band des Bundes bringen. Und ich werde die Empörer und die von mir Abgefallenen von euch absondern; ich werde sie herausführen aus dem Land ihrer Fremdlingschaft, aber in das Land Israel soll keiner von ihnen kommen. Und ihr werdet wissen, dass ich der HERR bin.
Und ihr, Haus Israel, so spricht der Herr, HERR: Geht hin, dient jeder seinen Götzen. Aber nachher werdet ihr wirklich auf mich hören und werdet meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen mit euren Gaben und mit euren Götzen. Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels, spricht der Herr, HERR, dort wird mir das ganze Haus Israel insgesamt dienen im Land; dort werde ich sie wohlgefällig annehmen, und dort werde ich eure Hebopfer fordern und die Erstlinge eurer Gaben, in allen euren geheiligten Dingen (20,30‒40).
So wird ihre beharrliche und abscheuliche Sünde, dass sie den Herrn immer auf unnatürlichste Weise entehrten, wie die Väter, so die Kinder, auf ihr Gewissen gelegt, als der Grund, warum Er nicht durch seinen Propheten befragt werden konnte (V. 30.31).
Aber Gott wollte dafür sorgen, dass sie nicht die ganze abtrünnige Ungerechtigkeit ihres Herzens ausführten. Sie sollten doch nicht wie die Heiden sein, es sollte ihnen nicht gelingen, das Joch des Herrn abzuwerfen, um Holz und Stein zu dienen. Sie hatten die ganze Schuld auf sich geladen, aber Gott würde seine eigene Ehre nicht vergessen, und sie sollten die Strafe dafür bezahlen. „So wahr ich lebe, spricht der Herr, Herr, wenn ich nicht mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Grimm über euch regieren werde“ (V. 33). Ist dies nur in Form von Gerichten? Zweifelsohne in Form von Gerichten, aber mit dem Ziel und Zweck, Israel zu läutern. Er wird sein Volk von den Nationen absondern, was auch immer der natürliche Lauf der Dinge sein mag und was auch immer die Wünsche nicht nur der Nationen, sondern auch Israels sein mögen. Am Ende wird nur der Herr erhöht werden, und das, wenn die Menschen es am wenigsten erwarten. So sicher, wie auf der Erde der Sommer auf den Winter folgt, so wird das Licht auf die Finsternis des Tages der Menschen folgen. Dafür wird das alte Volk von Gott bewahrt, trotz ihrer selbst und des Feindes. Denn mag der Satan herrschen, wie er will, Gott ist über ihm und wird offen herrschen, wie Er es in der geheimen Vorsehung tut.
Aber erst in Vers 35 sehen wir eine der bedeutsamen und markanten Hinweise auf dieses neue Wort des Herrn. Es geht nicht um den Tempel oder um Jerusalem oder um den letzten herrschenden Zweig ihrer Äste, von dem Feuer ausging und ihre Frucht verzehrte, so dass es keinen starken Zweig mehr an ihr gibt, der ein Zepter zum Herrschen hätte, bis Silo kommt. Hier ist es das Volk als Ganzes, Israel zumindest eher als die Juden; und von großem Interesse ist der Hinweis auf ihre besondere Zukunft. Mit ihnen (nicht mit dem Überrest im Land und in der Stadt) wird Gott die Geschichte des auserwählten Volkes wiederholen. Nachdem Er sie aus den Völkern und Ländern, in die sie noch zerstreut sind, herausgeholt hat, und zwar nicht durch ruhige, moralische oder evangelistische Mittel, sondern mit mächtiger Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Zorn, wird Er sie in die Wüste des Volkes bringen und von Angesicht zu Angesicht über sie Gericht halten, wie einst, als Er so mit ihren Vätern in der Wüste des Landes Ägypten handelte. Und dort erprobte Er sie, wie ein Hirte die Schafe unter dem Stab hindurchziehen lässt, und bringt sie so in das Band des Bundes. Es ist souveräne Gnade, aber herrschend durch Gerechtigkeit. Daher werden die Rebellen vom Israel Gottes getrennt, und die Übertreter gegen den Herrn (denn auch die Israeliten werden nicht mit den Sündern der Nationen verwechselt) sollen nicht mehr bei seinem Volk sein. Aus dem Land, in dem sie wohnen, wird Er sie ausziehen lassen, aber in das Land Israel soll nicht einer von ihnen hineinkommen. Wie auffallend im Gegensatz zum Schicksal des Überrestes von Juda, der für seine besonderen Sünden im Land leiden soll! Dort haben sie den Christus Gottes abgelehnt, der im Namen des Vaters kam; dort werden sie den Antichrist empfangen, der in seinem eigenen Namen kommen wird (vgl. Sach 11,16.17; 13,8.9; auch Dan 12,1 für den Überrest und Vers 2 für den Teil des Volkes unter den Nationen, so wie ich jeden dieser Verse verstehe).
Es war damals für die Israeliten sinnlos, ihre Anbetung für Gott annehmbar zu machen. „Denn die Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst“ (1Sam 15,23). Wenn sie also nicht auf den Herrn hören wollten, wäre es besser, wenn sie ihr Böses offen zugeben würden, als ein Schauspiel aufrechtzuerhalten, das Ihn völlig beleidigt: Geschenke von Menschen in einem solch götzendienerischen Zustand entweihen nur seinen Namen. Aber seine Absicht soll bestehen bleiben: „Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels, spricht der Herr, Herr, dort wird mir das ganze Haus Israel insgesamt dienen im Land; dort werde ich sie wohlgefällig annehmen, und dort werde ich eure Hebopfer fordern und die Erstlinge eurer Gaben, in allen euren geheiligten Dingen (V. 40).