Behandelter Abschnitt Hes 16,30-34

Es ist eine ernste, aber sichere Wahrheit, dass Gottes Volk, wenn es sich von Ihm entfernt, dazu neigt, weiter als alle anderen in die Irre zu gehen. Ohne den Schutz dessen, den sie vernachlässigt haben, werden sie zum besonderen Spielball des Satans und zum begehrtesten Opfer seiner List, um durch sie umso wirksamer die Entehrung des lebendigen Gottes zu bewirken und Ihn möglichst hoffnungslos zu entfremden. Welch ein Rätsel ist die moralische Geschichte der Welt und des Menschen für alle, die den Konflikt zwischen Gott und seinem Feind nicht sehen! Damals ging es um Jerusalem, jetzt geht es um die Versammlung; aber immer ist es die Opposition des Teufels gegen den Sohn Gottes, und zwar allgemein in dem besonderen Schauplatz, vorläufig, seiner Herrlichkeit.

Wie schmachtend ist dein Herz!, spricht der Herr, HERR, indem du dies alles tust, das Tun eines ausgelassenen Hurenweibes, indem du deine Gewölbe an jeder Wegecke baust und deine Höhen auf allen Straßen machst. Und du warst nicht einmal wie eine Hure, weil du den Lohn verschmähtest; die ehebrecherische Frau nimmt statt ihres Mannes Fremde an! Allen Huren gibt man Geschenke; du aber gabst deine Geschenke allen deinen Liebhabern, und du beschenktest sie, damit sie von ringsumher zu dir kämen, um Hurerei mit dir zu treiben. Und es war bei dir mit deinen Hurereien umgekehrt wie bei anderen Frauen, dass man nicht dir nachhurte; denn weil du Lohn gabst und dir kein Lohn gegeben wurde, war es bei dir umgekehrt (16,30–34).

Dies war in der Tat eine ungeheure Vermehrung der Schuld Jerusalems. Sie hatten nichts zu gewinnen; so sehr waren sie von dem Herrn gesegnet worden. Andere in ihrer blinden Begierde nach Gütern, die sie anderswo sahen, könnten sie den Göttern der Berge oder der Täler zuschreiben und so einen Götzen zum anderen hinzufügen; aber Jerusalem war unentschuldbar, weil es nichts zu begehren hatte von irgendeiner Nation ringsum, groß oder klein, fern oder nah. Sie begehrte also falsche Götter aus bloßer Lust; sie sündigte das Schlimmste um der Liebe willen und ließ die übelsten Huren im Vergleich zu ihr entschuldigen.