Behandelter Abschnitt Klgl 2,18-22
Traurig, höchst traurig, dass seine Hand das alles getan hat; doch ein Trost für den Glauben, denn es ist die Hand, die um seines Namens willen wieder aufrichten kann und wird. Es war auch keine voreilige Züchtigung; von frühester Zeit an hatte der Herr angedroht und durch Moses vorausgesagt, was Jeremia in seinen Klageliedern ausführlich beschreibt (vgl. 3Mo 26; 5Mo 28 und 31 und 32). Zu Ihm also sollte der Prophet das Herz wirklich schreien lassen, wie es vergeblich durch bloßen Verdruss geschehen war.
Ihr Herz schreit zu dem Herrn. Du Mauer der Tochter Zion, lass, wie einen Bach, Tränen rinnen Tag und Nacht; gönne dir keine Rast, dein Augapfel ruhe nicht! Mach dich auf, klage in der Nacht beim Beginn der Nachtwachen, schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn; hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken! Sieh, HERR, und schau, wem du so getan hast! Sollen Frauen ihre Leibesfrucht essen, die Kinder, die sie auf den Händen tragen? Sollen Priester und Prophet im Heiligtum des Herrn ermordet werden? Knaben und Greise liegen am Boden auf den Gassen; meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durchs Schwert gefallen; hingemordet hast du am Tag deines Zorns, geschlachtet ohne Schonung. Meine Schrecknisse hast du von allen Seiten herbeigerufen wie an einem Festtag, und nicht einer entkam oder blieb übrig am Tag des Zorns des HERRN. Die ich auf den Händen getragen und erzogen habe, mein Feind hat sie vernichtet (2,18–22).
Er reiht die furchtbarsten Auswüchse, die die Juden vor Gott erlitten hatten, aneinander, damit Er mit den Feinden, die sich so schuldig gemacht hatten, verfahren möge.
Was die scheinbare alphabetische Verschiebung in den Versen 16 und 17 betrifft, so zweifle ich nicht daran, dass sie beabsichtigt ist. In Kapitel 1 ist diesbezüglich alles regulär. In den Kapiteln 3 und 4 kommt eine ähnliche Verschiebung vor wie hier. Es kann also weder Zufall sein, noch eine andere Reihenfolge im Alphabet, wie bisher angenommen wurde. Einige der hebräischen Manuskripte setzen die Verse so, wie sie in der regulären Reihenfolge stehen sollten, und die Septuaginta verfolgt einen Mittelweg, indem sie die alphabetischen Zeichen umkehrt, aber die Verse, zu denen sie gehören sollten, an ihrem masoretischen Platz belässt. Aber es gibt keinen hinreichenden Grund, daran zu zweifeln, dass das Hebräische den Abschnitt so wiedergibt, wie der Geist ihn inspiriert hat, trotz der Merkwürdigkeit der Reihenfolge, die deshalb wohl beabsichtigt war, um das Bild des Kummers zu verstärken. Dem Sinn nach müssen sie so stehen, wie sie sind, eine Änderung nach der gewöhnlichen Stelle der Initialen Pe und Cadhe würde den Faden des normalen Zusammenhangs zerschneiden.