Behandelter Abschnitt Jer 28
Der erste Vers von Kapitel 28 bestätigt, was im vorherigen Kapitel über das Datum gesagt wurde. Beide Ereignisse fielen in die Regierungszeit von Zedekia. „Und es geschah in demselben Jahr, im Anfang der Regierung Zedekias, des Königs von Juda, im vierten Jahr und im fünften Monat, da sprach zu mir Hananja, der Sohn Assurs, der Prophet, der von Gibeon war, im Haus des Herrn vor den Augen der Priestern und vor dem ganzen Volk und sprach.“
Zu diesem Zeitpunkt wird die Ungerechtigkeit und Feindseligkeit der falschen Propheten deutlicher als je zuvor. Hananja ärgert sich auf das Heftigste über Jeremias Vorhersage. Er prophezeite im Namen des Herrn: „In zwei Jahren werde ich alle Geräte des Hauses des Herrn an diesen Ort zurückbringen, die Nebukadnezar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat“ (V. 3). Dies war das falsche Zeugnis der Wiederherstellung, das Hananja in Gegenwart von Jeremia ablegte, der daraufhin nur sagte: „Amen, der Herr tue so“ (V. 6). Hananja sagte voraus, dass das Joch Judas unter Nebukadnezar in zwei vollen Jahren zerbrochen sein würde. Jeremia sagt mit großer Sanftmut: „Amen, der Herr tue es.“ Wenn dies sein Wille war, war der wahre Prophet zufrieden.
Hananja gab mit seiner falschen Prophezeiung ein Zeichen, indem er das Joch von Jeremias Hals nahm, es zerbrach und sagte: „So spricht der Herr: Ebenso werde ich in zwei Jahren das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babel, zerbrechen vom Hals aller Nationen“; aber Jeremia ging seinen Weg, ohne eine Antwort zu geben (V. 11). Diese Selbstbeherrschung ist eine große Lektion für uns; der Knecht des Herrn soll nicht streiten. Derselbe Mann, Jeremia, der wie eine eherne Wand gewesen war, der Königen und Propheten und Priestern bis ins Gesicht widerstanden hatte, weigert sich nun, mit dem Propheten Hananja zu streiten.
Der Grund für sein Verhalten ist klar. Jeremia hat gemahnt und gewarnt, solange Hoffnung auf Umkehr bestand oder die langmütige Gnade es erforderte, aber wo kein Gewissen am Werk war, wo der Name des Herrn nur vorgetäuscht wurde, da geht er einfach seines Weges. Er überlässt es Gott, zwischen Propheten und Propheten zu richten. Wenn Jeremia recht hatte, hatte Hananja kein recht. Er war sich vollkommen sicher, dass er selbst recht hatte. Deshalb lässt er zu, dass das Wort und die Tat Hananjas vor dem Gewissen der Männer von Juda stehen, ohne ein eigenes Wort hinzuzufügen. Er hätte sein früheres Zeugnis geschwächt, wenn er ein einziges Wort mehr gesagt hätte.
Jeremia wünschte sich sogar, dass Hananjas Prophezeiung der sofortigen Befreiung vom Joch Babylons wahr werden würde; aber es gab keine Reue in Juda. Es ist immer ein Kennzeichen falscher Prophezeiungen, dass sie an einem bösen Tag Wohlstand versprechen. Wenn das Volk Gottes von ihm abgewichen ist, prophezeien falsche Propheten sanfte Dinge. Sie haben ihre glühenden Träume vom Fortschritt und von der Ausdehnung des Werkes und des Segens des Herrn. Das Kommen großer und angenehmer Dinge ist ihr unabänderliches Zeugnis. Ein wahrer Prophet dagegen warnt am bösen Tag vor dem Kommen des Herrn, wenn Er die Gottlosen richtet. Das ist es, was Jeremia tat. Aber Hananja stellte die willkommene Aussicht vor, dass eine allgemeine Befreiung aus der Knechtschaft des Königs von Babylon nahe bevorstand.
Aber danach gab Gott Jeremia ein Wort, das er zu Hananja sagen sollte. „Geh und sprich zu Hananja und sage: So spricht der Herr: Hölzerne Jochstäbe hast du zerbrochen, aber an ihrer statt eiserne Jochstäbe gemacht. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich auf den Hals aller dieser Nationen gelegt, damit sie Nebukadnezar, dem König von Babel, dienen, und sie werden ihm dienen; und auch die Tiere des Feldes habe ich ihm gegeben: Und der Prophet Jeremia sprach zu dem Propheten Hananja: Höre doch, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, sondern du hast dieses Volk auf eine Lüge vertrauen lassen. Darum, so spricht der Herr: Siehe, ich werfe dich vom Erdboden weg; dieses Jahr wirst du sterben; denn du hast Abfall geredet gegen den Herrn. Und der Prophet Hananja starb in demselben Jahr, im siebten Monat“ (V. 13–17). Es war eine feierliche öffentliche Rechtfertigung der Wahrheit der Prophezeiungen Jeremias und der Falschheit und des Betrugs der Prophezeiungen Hananjas.