Er begründet dies damit, dass die Mühsal Israels beendet ist. Der Herr greift jetzt ein. So schlimm die Sünden Jerusalems auch waren, sie hatten nach seiner Berechnung der Liebe das Doppelte dessen erlitten, was ihre Sünden in seiner Regierung verdienten. Er betrachtet die Sünden Jerusalems nicht unabhängig von Christus, sondern sozusagen durch Ihn. Wenn es keinen leidenden Messias gäbe, der mit Jerusalem verbunden wäre, bliebe nichts als das Gericht über ihre Sünden zu ihrer ewigen Schande und ihrem Verderben. Aber Gott sieht Christus immer stellvertretend für sie an und kann so sagen: „Tröstet, tröstet mein Volk.“ Nachdem er Israel als nicht sein Volk (Lo-Ammi) verleugnet hat, was bis zu den noch nicht abgelaufenen Zeiten der Nationen gilt, wird Er sie noch einmal und für immer unter dem Messias und dem neuen Bund anerkennen.
Als Nächstes haben wir die Art und Weise oder das moralische Prinzip, aufgrund dessen der Trost verkündigt werden wird. Dies zeigt uns einen ernsten und interessanten Einblick in Gottes Wege.
Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnt den Weg des Herrn; ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! (40,3).
Die Anspielung ist offensichtlich auf Johannes den Täufer, der von Gott gesandt war, um vom wahren Licht Zeugnis abzulegen und dem Messias den Weg zu bereiten. Mitten in seinem Zeugnis wurde er ermordet. Auch der Messias kam, und auch Er wurde inmitten seines Zeugnisses ermordet. Meister und Knecht, beide wurden durch böse Hände abgeschnitten. So wurde Gottes Werk, soweit der Mensch es sehen konnte, im Keim erstickt; und deshalb ist die Welt noch immer unter einer bösen Herrschaft und in Verwirrung, Sünde und Elend. Wenn Gott für die Erde wirklich erfüllt, was Ihm am Herzen liegt, wird es die offenbare Kraft des geordneten Segens zu seiner Ehre geben.
Doch schau nach oben, nicht nach unten, und du findest in dem auferstandenen und verherrlichten Christus den Beweis für den Glauben, dass das Kreuz, das, was der völlige Ruin aller Ratschlüsse Gottes zu sein schien, in Wahrheit ihre solide Grundlage und Rechtfertigung ist, durch die Er für immer verherrlicht ist und sein wird. Das Kreuz des Herrn Jesus ist der Triumph der Gnade, wie die Auferstehung und die Himmelfahrt ihre gerechte Antwort sind; aber es ist ein Triumph, der nur dem Glauben bekannt ist. Die Welt sieht nicht den Himmel geöffnet, noch Ihn dort verherrlicht; sie sieht im Kreuz den, der bis zum Tod gelitten hat. In der Apostelgeschichte wird die Verwerfung Christi durch den Menschen ständig der Auferweckung durch Gott gegenübergestellt. Dort sehen wir, dass Mensch und Gott in völligem Gegensatz zueinanderstehen. Das Kreuz wird also nicht im Licht der Absichten Gottes, sondern der Schlechtigkeit des Menschen betrachtet. In den Briefen ist die Wahrheit, auf der am meisten bestanden wird, das Kreuz, nicht so sehr als der äußerste Punkt all dessen, was der Mensch gegen Gott getan hat, sondern als die größte Ausübung der Gnade, die Gott gegenüber dem schuldigen Menschen empfindet. Nicht, dass die Liebe durch das Kreuz geschaffen wurde; sie war in Gott, bevor Christus kam, und deswegen sandte Er seinen Sohn. Die Versöhnung ist die Frucht der Gnade Gottes, nicht ihre Ursache. Die Versöhnung rechtfertigt sie, indem sie alle Sünde des Menschen richtet und beseitigt, die sonst ein unüberwindliches Hindernis gewesen wäre. Aber die Liebe war auf Gottes Seite von Ewigkeit her. Das sollten wir bedenken, wenn wir die Versöhnung betrachten, die in der Tat der stärkst mögliche Beweis für seine Liebe ist, während sie gleichermaßen seine Heiligkeit und das notwendige Gericht über unsere Sünden beweist.