Behandelter Abschnitt Jes 24,16b-24
Es ist offensichtlich eine Beschreibung des Gerechten in Israel, der in den Vordergrund treten werden, wenn göttliche Gerichte ihre stolzen Unterdrücker niedermähen.
Dennoch scheint Vers 16 zu markieren, wie tief der Prophet, der die geübten gottesfürchtigen Menschen jenes Tages voraussieht, den niedrigen Zustand des Überrests und den furchtbaren Abfall und das Verderben der Masse Israels beklagt.
Da sprach ich: Ich vergehe, ich vergehe, wehe mir! Räuber rauben, und räuberisch raubend rauben sie. Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner der Erde! Und es geschieht, wer vor der Stimme des Grauens flieht, fällt in die Grube; und wer aus der Grube heraufsteigt, wird im Garn gefangen. Denn die Fenster in der Höhe öffnen sich, und es erbeben die Grundfesten der Erde. Die Erde klafft auseinander, die Erde zerbirst, die Erde schwankt hin und her; die Erde taumelt wie ein Betrunkener und schaukelt wie eine Nachthütte; und schwer lastet auf ihr ihre Übertretung. Und sie fällt und steht nicht wieder auf. Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr heimsuchen die Heerschar der Höhe in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde. Und sie werden in die Grube eingesperrt, wie man Gefangene einsperrt, und in den Kerker eingeschlossen; und nach vielen Tagen werden sie heimgesucht werden. Und der Mond wird mit Scham bedeckt und die Sonne beschämt werden; denn der Herr der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit (24,16b–24).
Das ganze Kapitel, besonders seine Schlussverse, zeigt sehr deutlich die hoffnungslosen Schwierigkeiten derer, die irdische Dinge mit himmlischen verwechseln und sich weigern, den Anteil zu sehen, der für Israel am letzten Tag bereitsteht, wenn das Gericht über die bewohnte Erde gefallen ist. Schriftsteller, die so früh wie Theodoret schreiben, bekennen die spätere Tragweite der Prophezeiung, welches Maß an Erfüllung sie auch immer in der Vergangenheit für gegeben halten mögen: „Die Rede enthält eine doppelte Prophezeiung; denn sie weist sowohl auf das hin, was zu verschiedenen Zeiten unter den Feinden vor sich ging, als auch auf das, was bei der Vollendung des gegenwärtigen Zeitalters sein wird.“ Aber dann, gleich danach, macht er die eigenartig uneinsichtige Bemerkung, dass der zweite Vers einen Zustand der Dinge richtig und wahrhaftig nach der Auferstehung beschreibt. Das Gericht der Lebendigen wird ignoriert. In Wahrheit ist hier kein Wort von den auferweckten Toten oder von Menschen, die Rechenschaft über ihre Taten ablegen, sondern nachdrücklich und wiederholt von der Krise auf der Erde und von der Welt, die unter der mächtigen Hand Gottes geschlagen wird und schmachtet.
Die Sprache ist zweifellos übermäßig stark; sie scheint hier und da die Auflösung aller Dinge vor Augen zu haben, wie es im prophetischen Stil hinlänglich üblich ist, wo die Vorhersage der signalisierten Veränderung, die das Friedensreich einleitet, eine mehr oder weniger versteckte Anspielung auf das völlige Vergehen des Himmels und der Erde, die jetzt bestehen, und das Kommen des ewigen Zustands enthält. Aber der Schluss des Kapitels macht deutlich, dass das große Ziel des Geistes hier darin besteht, jene gewaltige und universale Katastrophe zu beschreiben, auf die die Zeiten der Erquickung für Israel und die Erde folgen, von denen Gott durch seine heiligen Propheten seit Anbeginn der Welt gesprochen hat.
So tiefgreifend und allumfassend aber ist das Handeln Gottes, dass sogar die Engelscharen ebenso wenig verschont werden wie die stolzesten Machthaber hier auf der Erde. „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr heimsuchen die Heerschar der Höhe in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde“ (V. 21). Diese Geister des Bösen hatten bis hierher die Menschen verführt und Gott entehrt, indem sie jede Gnade fast von der Quelle her zu verderben suchten. Aber die Zeit ist gekommen, dass die Engel ebenso gerichtet werden wie die lebenden Menschen, weit über das Gericht der Sintflut hinaus. Die Macht des Himmels wird erschüttert werden – nicht nur die Erde, sondern auch der Himmel. Aber weit davon entfernt, dass es sich um einen Übergang der Zeit in die Ewigkeit handelt, wird der Mond „mit Scham bedeckt und die Sonne beschämt werden; denn der Herr der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit“ (V. 23). Es ist der Tag, von dem Sacharja sprach, lange nach der Wiederkehr aus der Gefangenschaft, wenn der Herr König über die ganze Erde sein wird: „Und der Herr wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird der Herr einer sein und sein Name einer. Das ganze Land wird sich umwandeln wie die Ebene, von Geba bis Rimmon, das südlich von Jerusalem liegt und Jerusalem wird erhaben sein und an seiner Stätte wohnen, vom Tor Benjamin bis zur Stelle des ersten Tores und bis zum Ecktor, und vom Turm Hananel bis zu den Keltern des Königs“ (14,9.10).
Könnten Ausdrücke präziser gebraucht werden, um die mystische Zwischendeutung auszuschließen, oder berechneter, um die Hoffnungen Israels aufrechtzuerhalten, dann auf den lebendigen Stein gebaut zu werden, über den sie bis jetzt gestolpert sind? Der Messias des Herrn wird in seinem Königreich kommen und in Zion herrschen. Das Land weitet sich gleichsam auf die Erde aus; nicht nur die Welt ist in das göttliche Handeln einbezogen, sondern auch der Himmel. Und Er, der endlich seine große Macht angetreten hat und regiert, erweist sich als Herrscher über alle Dinge, „die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten“ (Kol 1,16). Wie sie in (ἐν) seiner Kraft und durch Ihn erschaffen wurden, so wurden sie für Ihn erschaffen, wie der Tag des Herrn zeigen wird, wenn Jerusalem und der Berg Zion noch bestehen: Das ist ein Zustand der Dinge, der sich offensichtlich von der darauffolgenden Ewigkeit unterscheidet und ihr vorausgeht.