Behandelter Abschnitt Jes 9,7-11
Der Prophet nimmt nun das Klagelied des Gerichts über die Nation im Allgemeinen wieder auf, das in Kapitel 5, durch die zweifache Einfügung von Kapitel 6 und von Kapitel 7,1‒9,7 unterbrochen wird. Diese letzte gab uns die besondere Entwicklung der Wege des Herrn mit seinem Volk: die Offenbarung seiner Herrlichkeit in Christus, mit ihren Auswirkungen in Gericht und Barmherzigkeit; die Menschwerdung oder Immanuel, der Sohn der Jungfrau, das Bestehen des Hauses Davids und die Hoffnung Israels, trotz des vom Assyrer verwüsteten Landes; dann das erneute Auftreten des Assyrers, jetzt, da es Immanuels Land ist, und der Sturz aller mit ihm verbundenen Nationen, ungeachtet seiner großen, aber vorübergehenden Erfolge selbst in dem Land des Wohlgefallens.
Als nächstes folgt eine innere moralische Betrachtung des Volkes, wenn (seltsamerweise) der Herr für beide Häuser Israels ein Stein des Anstoßes sein würde, aber ein sicheres Heiligtum für einen gottesfürchtigen Überrest, „meine Jünger“, die zu Zeichen und Wundern in Israel sein würden, genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Herr sein Angesicht vor dem Haus Jakob verbirgt, wie Er es jetzt offensichtlich tut. Alles endet in Finsternis und Not, wie es nie für die Masse war, und doch mit Licht für die verachteten Galiläer, wie beim ersten Kommen des Herrn. So kurz vor der Vermehrung des Volkes ist die Unterdrückung gebrochen, der Sieg nicht durch menschliches Schwert, sondern durch Feuer und Brennstoff errungen, und Er, der nicht allein der Sohn der Jungfrau, der Nachkomme der Frau ist, sondern auch der mächtige Gott, der Fürst des Friedens ist, der sein gesegnetes Reich errichtet von nun an bis in Ewigkeit.
Hier nehmen wir wieder (vgl. Jes 5,25) die allgemeine Linie auf, aber mit Anspielung auf einige der Belehrungen, wie zum Beispiel auf Rezin und den Assyrer, im eingefügten Teil. Die Verse 7–11 enthalten die erneute Ankündigung des göttlichen Missfallens, die, wie es passend ist, mit der Sünde Jerusalems und Judas begann; nun geht sie zu Ephraim und Samaria über.
Der Herr hat ein Wort gesandt gegen Jakob, und es fällt herab in Israel. Und das ganze Volk wird es erfahren, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die in Hochmut und in Überhebung des Herzens sprechen: Die Ziegelsteine sind eingefallen, aber mit behauenen Steinen bauen wir auf; die Maulbeerfeigenbäume sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle. Denn der Herr wird die Bedränger Rezins über es erheben und seine Feinde aufreizen: die Syrer von Osten und die Philister von Westen; und sie werden Israel fressen mit vollem Maul. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt (9,7–11).
Es ist klar, dass die zehn aufrührerischen Stämme das Ziel des Gerichts sind, und zwar wegen ihres Hochmuts, die Zurechtweisung des Herrn zu verachten und sich auf ihre eigenen Kräfte zu verlassen. Denn das ist ihre schwärmerische Hoffnung und ihr stolzer Hochmut, der ihren Bruch zu einer Gelegenheit macht, ihre Kraft und Stärke mehr denn je zu zeigen. „Die Ziegelsteine sind eingefallen, aber mit behauenen Steinen bauen wir auf; die Maulbeerfeigenbäume sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle“ (V. 9). Aber hier folgt das vergeltende Handeln Gottes. Hatte sich Syriens König Rezin mit ihnen in einem unheiligen Bündnis gegen Juda verbündet? „Denn der Herr wird die Bedränger Rezins über es erheben und seine Feinde auf-reizen: die Syrer von Osten und die Philister von Westen; und sie werden Israel fressen mit vollem Maul“ (V. 10.11a). So ist es immer. Das untreue Volk sucht den Bund der Welt gegen die, mit denen Gottes Zeugnis ist, beweist aber bald, dass die Freundschaft der Welt nicht nur Feindschaft gegen Gott, sondern Verderben für sie selbst bedeutet. „Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt“ (V. 11b).