Behandelter Abschnitt Jes 9,7-11
Verse 7–11 | Ephraims Stolz wird gerichtet
7 Der Herr hat ein Wort gesandt gegen Jakob, und es fällt herab in Israel. 8 Und das ganze Volk wird es erfahren, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die in Hochmut und in Überhebung des Herzens sprechen: 9 Die Ziegelsteine sind eingefallen, aber mit behauenen Steinen bauen wir auf; die Maulbeerfeigenbäume sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle. 10 Denn der HERR wird die Bedränger Rezins über es erheben und seine Feinde aufreizen: 11 die Syrer von Osten und die Philister von Westen; und sie werden Israel fressen mit vollem Maul. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
Auf die Verheißungen der Verse 5 und 6 folgen im nächsten Abschnitt, Jesaja 9,7 bis Jesaja 10,4, weitere öffentliche Verurteilungen des Bösen und Warnungen vor dem bevorstehenden Gericht. Der vorangehende Abschnitt, Jesaja 6,1 bis Jesaja 9,6, kann als ein Zwischensatz gesehen werden, allerdings ein wichtiger, weil er so viel über Christus sagt. Letzteres bestätigt nur, dass „der Geist der Weissagung … das Zeugnis Jesu“ ist (Off 19,10b).
Ab Jesaja 9,7 sind wir nach einer langen Pause wieder in der Atmosphäre von Jesaja 5. In Jesaja 5 steht der Ausdruck, der im vorliegenden Abschnitt, Jesaja 9,7 bis Jesaja 10,4, als Refrain erscheint: „Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt“ (Jes 5,25; 9,11.16.20; 10,4). Dieser Ausdruck hat mit dem Gericht Gottes über ein untreues und abtrünniges Volk zu tun. Daran muss das Volk immer wieder erinnert werden.
Der Refrain unterteilt den nächsten Abschnitt in vier Teile. Der ersten Erwähnung des Refrains geht die Tatsache voraus, dass der Herr (Adonai) ein Wort gegen Jakob sendet, ein Wort, das in Israel „herabfällt“ (Vers 7; vgl. Amos 3,1; 4,1; 5,1). Ihre sündigen Taten machen dies notwendig. Das Wort, das an sie gesandt wird und sie in Übereinstimmung mit dem geschlossenen Bund treffen wird, bringt den ständigen Wunsch Gottes nach Buße und Umkehr zum Ausdruck.
Ihr sündhaftes Verhalten hat in Übereinstimmung mit dem Bund immer wieder zur Züchtigung durch den HERRN geführt (5. Mose 28-30; 1. Könige 8; Amos 4). Deshalb wird der Ausdruck „Wort“ hier von der Septuaginta mit „Plage“ übersetzt. Diese Plagen werden einen Höhepunkt erreichen und eine Umkehr bewirken, bevor der verheißene Segen und das Licht gegeben werden können.
Obwohl es eine Botschaft für „Jakob“ und „Israel“, d. h. für „das ganze Volk“ ist, betrifft es namentlich „Ephraim und die Bewohner von Samaria“, d. h. die zehn Stämme (Vers 8). Die Bewohner von Ephraim sind des Hochmuts und der Überheblichkeit schuldig. Sie zeigen eine ständige Verhärtung ihrer Herzen. Prophetisch gesehen wird vor allem der Norden Israels durch den Einfall des Königs des Nordens eine schwere Zeit durchmachen müssen.
Trotz des Scheiterns des Bündnisses mit Syrien – denn dieses Bündnis hat nicht geholfen, Assyrien aufzuhalten – gibt es keine Umkehr. Der HERR hat sie aufgerufen, auf seine Rute, „Assyrien“, zu hören (Mich 6,9). Stattdessen schmieden sie in ihrem Stolz noch größere Pläne. Sie werden es noch besser machen als beim letzten Mal, die Ergebnisse werden die vorherige Situation übertreffen (Vers 9). Wie unbelehrbar, ja, wie unverbesserlich ist der Mensch.
Assyrien scheint übermächtig zu sein, aber Israel muss die Lektion lernen, dass Assyrien nur ein Werkzeug in der Hand des HERRN ist. Dies ist eine Lektion, die sich die Gläubigen aller Zeiten zu Herzen nehmen sollten. Es bedeutet, die Aufforderung in die Tat umzusetzen: „[So] demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes“ (1Pet 5,6).
Heutzutage reagieren die Menschen in gleicher Weise auf Katastrophen, die als Aufruf Gottes zur Umkehr über die Welt kommen. Was zerstört wurde, werden sie mit besseren Materialien und größer und luxuriöser wiederaufbauen. Das kommt zusätzlich der Wirtschaft zugute. Mit dem gleichen unverwüstlichen Enthusiasmus machen sich die Politiker Mut, um es in der nächsten Regierungsperiode noch besser zu machen.
Wegen des hartnäckigen Stolzes der zehn Stämme wird der HERR selbst neue Feinde gegen sie „erheben“ und „aufreizen“, die dann über sie kommen werden (Vers 10). Dies zeigt, dass ihre mächtigen Feinde nur Werkzeuge in Gottes Hand sind. Das gilt für Israel zur Zeit des Königs Pekach und wird auch zur Zeit der Invasion des Königs des Nordens so sein.
Ihr Bündnis mit Syrien hat keinen Vorteil gebracht, sondern im Gegenteil neue Feinde. Feinde von Rezin, dem König von Syrien (Jes 7,1) – gemeint sind die syrischen Feinde Rezins, die auf der Seite Assyriens stehen –, sind nun auch Israel feindlich gesinnt. Hier werden wir vor allem an Assyrien denken können. Auch Syrien selbst wird sie angreifen, und zwar von Osten her (Vers 11). Von Westen her kommen die Philister. So wird Israel von ihnen gierig verschlungen werden. Wegen der anhaltenden Bosheit seines Volkes wendet Gott seinen Zorn nicht von ihnen ab und kann seine schlagende Hand nicht zurückziehen.