Behandelter Abschnitt Jes 9,2-6
Du hast die Nation vermehrt,11 hast ihr groß gemacht die Freude; sie freuen sich vor dir, gleich der Freude in der Ernte, wie man frohlockt beim Verteilen der Beute. Denn das Joch ihrer Last und den Stab ihrer Schulter, den Stock ihres Treibers hast du zerschlagen wie am Tag Midians. Denn jeder Stiefel der Gestiefelten im Getümmel, und jedes Gewand, in Blut gewälzt, die werden zum Brand, ein Fraß des Feuers. Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit [oder des kommenden Zeitalters], Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaft und der Frieden werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun (9,2–6).
Die Bemühungen von Juden und Rationalisten, diese eindrucksvolle Prophezeiung des Messias zu erschüttern, sind nicht nur heftig, sondern auch bedauernswert. So drehen einige von ihnen sie um: Er, dessen Name ist Wunderbarer Ratgeber, Mächtiger Gott12, Vater der Ewigkeit, wird ihn (Hiskia) Fürst des Friedens nennen. Auch hier sind sich die Zeugen nicht einig: Denn der Talmud, der es in gleicher Weise anwendet, gibt kühn alle acht Titel dem Sohn des Ahas. Aber die Konstruktion widerspricht auch, wie Dr. McCaul hervorgehoben hat, dem hebräischen Idiom, das verlangt, dass shemen (?), das sich auf die genannte Person bezieht, zwischen dem Namen und der genannten Person oder Sache stehen sollte (siehe 1Mo 16,15; 21,3; 22,14; 2Mo 2,22; Rt 4,17; 1Sam 1,20; 2Sam 12,25). Die talmudische Anwendung von allem auf Hiskia ist für einige moderne Juden, die Raschi folgen, zu übertrieben, wenn nicht sogar pietätlos. Aber sogar ihre Zuschreibung des Friedensfürsten an diesen frommen König steht im Widerspruch zu allen biblischen Berichten über seine unruhige Herrschaft. Andere, wie Mr. Leeser, übersetzen es mit „Ratgeber des mächtigen Gottes, des ewigen Vaters, Fürst des Friedens“, und halten es für wichtig zu bemerken, dass es auf ein bereits geborenes Kind anspielt, im Gegensatz zu seiner eigenen Version von Kapitel 7,14, und vergessen die Gewohnheit der Propheten, von Dingen zu sprechen, die nicht sind, als ob sie es wären (indem sie sie in prophetischer Vision realisieren, aber im Zusammenhang genug angeben, um zu beweisen, dass sie zukünftig sind).
Aber der Targum unterstützt den eigentlichen messianischen Bezug und beweist, dass unter den alten Juden kein Zweifel daran bestand, dass der Prophet nur vom Messias sprach. Die Verwüstung des alten Landes durch den Assyrer wird durch den letzten Vertreter der großen nördlichen und östlichen Macht, auf den die Propheten wirklich blicken, erneuert werden. Wie vergeblich ist es also für Ahas, ein Bündnis mit dem Assyrer seiner Zeit zu suchen! Bündnisse gab es in alter Zeit, Bündnisse wird es in den letzten Tagen geben; aber das Volk Gottes darf ihnen nicht vertrauen und braucht sie nicht zu fürchten. Der Herr sei ihre Zuflucht und ihr Heiligtum; der gottesfürchtige Überrest, seine Jünger, werden es in den schrecklichen und beispiellosen Nöten am Ende dieses Zeitalters brauchen.
Doch das Licht von Galiläa wird für sie erscheinen. Immanuel, wegen dessen Verwerfung des Herrn sein Antlitz so lange vor dem Haus Jakob verborgen hatte (was für ein Kommentar zur jüdischen Geschichte seit der Einnahme Jerusalems durch Titus, ja seit dem Kreuz!), wird unter den verachteten, aber gottesfürchtigen Menschen des Volkes ein Licht aufleuchten lassen, wie beim ersten Kommen Christi. An jenem Tag, wenn der Höhepunkt der Drangsal erreicht ist und die Gerechten durch den Stolz und die Lästerung der abtrünnigen Masse der Juden, die sich mit dem abtrünnigen Führer der Westmächte verbündet haben, um den Assyrer aufzuhalten, hoffnungslos gebrochen scheinen, wird der Herr Israels sich als ihr Befreier zeigen, sich aber als kein anderer erweisen als ihr eigener gekreuzigter Messias, der dann in Macht und Herrlichkeit und Frieden für immer über sie regiert. Der Leser wird eine reichliche Bestätigung für all dies im Zusammenhang und durch ein sorgfältiges Studium der Kapitel 10 und 11 finden, wo er den Assyrer noch einmal findet, und seine Vernichtung, gefolgt von der Herrschaft des siegreichen Messias.
Viele, die die Wahrheit lieben, müssen leider getadelt werden, weil sie diese Schriftstellen zu eifrig auf ihre eigene Beziehung zum Herrn übertragen haben. Nun gibt uns das Alte Testament nur allgemeine göttliche Grundsätze für alle Gläubigen; im Neuen sollten wir, wie wir nur dort finden können, nach einer besonderen Richtung und Unterweisung in dem, was echt christlich ist, suchen. Eine solche offensichtliche Voreingenommenheit und die daraus resultierende schlichte Verdrehung fügen den Juden unabsehbares Unheil zu und bieten dem Unglauben, der sich mit der Schrift beschäftigt, eine leichte Angriffsmöglichkeit. Mit solchen Auslegungen können sie leicht die populären Ansichten der Christenheit als falsch beweisen und sich so in ihrem eigenen tödlichen Irrtum gegen die Wahrheit verhärten, von der der am wenigsten erleuchtete Christ weiß, dass er sie von Gott hat.
Nun sitzt der von den Juden verworfene Messias auf dem Thron Gottes, seines Vaters, im Gegensatz zu seinem eigenen Thron, den Er an einem anderen Tag einnehmen wird. Weder David noch ein anderer saßen auf dem Thron des Vaters. Allein die Vorstellung ist nicht nur Unwissenheit, sondern Gotteslästerung. Bei seiner Wiederkunft wird Er auf dem Thron Davids sitzen, wie es in der vorhergehenden Prophezeiung und in vielen anderen steht.
Dann wird der letzte Teil von Psalm 2 erfüllt werden. Die Nationen werden zerschmettert und nicht bekehrt werden (welche Barmherzigkeit auch immer folgen mag), und Zion wird mit ewiger Freude jubeln. Der Übergang ist hier klar und unmittelbar vom ersten Kommen in Gnade und Erniedrigung und zum zweiten Kommen in Macht und Herrlichkeit. Die himmlische Erhöhung Christi und der mit Ihm vereinigten Versammlung wird hier außer Acht gelassen.
Die Stunde der Freiheit und des Sieges für Israel ist gekommen, und der Herr ist es, der alles bewirkt hat. Aber es ist nicht wie im gewöhnlichen Krieg: Der Lärm der menschlichen Auseinandersetzungen und des Blutvergießens wird ein Ende haben, Stiefel und Kriegsmantel werden zum Feuer und Brennstoff des Feuers. Und kein Wunder, wenn Er sich als ihr Erlöser (goel) erweist, der wahre, aber einst verworfene Sohn Davids, der jetzt ihr Ruhm ist, mit jedem Namen der Macht und des Friedens und des Segens, mit einer endlosen Herrschaft vor Ihm, errichtet mit Gerechtigkeit und Gericht von nun an und für immer. Wahrlich, „der Eifer [oder die Eifersucht] des Herrn der Heerscharen wird dies tun“ (V. 6)
11 Es ist klar, dass „die Freude nicht vergrößert“ falsch ist, die Randbemerkung ist richtig, im Wesentlichen, wie der nächste Satzteil jedem Leser beweisen dürfte.↩︎
12 Gesenius möchte diesen Titel mit „der mächtige Held“ übersetzen, um hier das „Gott“ loszuwerden. Aber „el“ wird nie als Adjektiv verwendet; und selbst wenn es nur hier wäre, sollte es auf gibbor folgen, nicht ihm vorangehen, wie bemerkt wurde.↩︎