Behandelter Abschnitt Jes 8,11-18
Immanuel ist weit mehr und anderes als Schear-Jaschub. Das öffnet die Tür, um den Weg des Glaubens für den Gottesfürchtigen aufzuzeigen; der Herr selbst ist die einzige und sichere Quelle, der einzige Gegenstand der Ehrfurcht und der Furcht an einem Tag des mannigfaltigen Übels und der sich verdichtenden Gefahr.
Denn so hat der Herr zu mir gesprochen, als seine Hand stark auf mir war und er mich warnte, nicht auf dem Weg dieses Volkes zu wandeln: Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt; und fürchtet nicht ihre Furcht und erschreckt nicht davor. Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; und er sei eure Furcht, und er sei euer Schrecken. Und er wird zum Heiligtum sein, aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem. Und viele unter ihnen werden straucheln und fallen und werden zerschmettert und verstrickt und gefangen werden. Binde das Zeugnis zu, versiegle das Gesetz unter meinen Jüngern. Und ich will auf den Herrn harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakob, und will auf ihn hoffen. Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel vor dem Herrn der Heerscharen, der auf dem Berg Zion wohnt (8,11–18).
Nun ist es sicher, dass diese „Jünger“, die Christus schon vorher vertraut hatten (Eph 1,12), während die Masse der Juden Ihn verwarf, wie sie es leider immer noch tut, zu Pfingsten zum Kern der Christenheit wurden und vom Herrn „täglich hinzugefügt“ wurden und die „Ihren“ bildeten (Apg 4,23), die von da an deutlich „die Versammlung“ genannt wurde (Apg 5,11). Aber diese himmlische Verwandlung wird hier ganz außer Acht gelassen und bleibt ein Geheimnis, das erst im Neuen Testament bekanntgemacht wird. Der Prophet blickt auf die Vollendung ihrer Hoffnungen als Israel für die Erde unter dem Messias am letzten Tag. Weder wird das im Alten Testament Israel auf die Versammlung übertragen, noch wird im Neuen Testament die Versammlung Israel nach und nach in sich aufnehmen. Aber die Versammlung selbst, als der Leib Christi, wird hier in keiner Weise offenbart. Sie bleibt himmlisches Geheimnis, das den heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist im Neuen Testament offenbart werden sollte. Und wir gehen über von dem gottesfürchtigen Überrest beim ersten Kommen unseres Herrn zu der unruhigen und dunklen Szene, die dem Tag seines Erscheinens am Ende dieses Zeitalters vorausgeht. Dies, was die offensichtliche und einfache Wahrheit des Abschnitts ist, zerstört die allegorisierende Phantasie, dass Juda oder Israel die Versammlung bedeutet, mit Stumpf und Stiel. Tatsächlich ist damit nie etwas anderes gemeint als das alte Volk des Herrn, das durch die gerechte Züchtigung seiner Sünden dazu bestimmt ist, sein in souveräner Barmherzigkeit gesegnetes Volk an seinem Segnungstag für alle Familien der Erde zu sein. Die Versammlung ist aus der Welt zur himmlischen Herrlichkeit berufen. Zwei so unterschiedliche und gegensätzliche Körper zu identifizieren, bedeutet, die eindeutige Wahrheit von jedem der beiden zu verlieren.
Der Prophet glaubt allerdings an das, was der Herr kundgetan hat, sei es als Gericht über die Masse, sei es als Barmherzigkeit gegenüber dem Überrest. Es ist ein heidnischer Gedanke, der alle Verwerfung verdient, dass die Prophezeiung nur gegeben wurde, um geglaubt und verstanden zu werden, wenn sie, nachdem sie sich erfüllt hatte, zur Geschichte wurde. Es gibt immer einen Überrest, der glaubt; und sie sammeln dadurch gegenwärtigen Jubel inmitten von Kummer. In Wahrheit ist es so, in empfundener und eingestandener Schwäche zu sein, sich also auf „der Herrn der Heerscharen selbst“ zu stützen, ist wirklich, trotz allen Anscheins für die Augen und das Denken der Menschen, Herr der Lage zu sein. Auf eine noch gesegnetere Weise konnte der Apostel Wohlgefallen finden an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christus um Christi willen. „Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne“ (2Kor 12,9). Aber hier hören wir auf den Propheten, der uns die endgültige triumphale Befreiung Israels zusichert. Es gibt einen Zusammenhang mit den gegenwärtigen Tatsachen und einen Blick nach vorn durch die trostlosen Umstände des verzweifelten Überrests, bis der Herr sich erhebt und alles für ihre Befreiung in der Vernichtung jedes Feindes regelt. Die vereinte Kraft ihrer Feinde sollte vergeblich sein. Was die, die den Herrn fürchteten, brauchten, war weder ein Bündnis noch eine Angst vor denen, die darauf vertrauten, sondern sie sollten den Herrn heiligen und Ihn zu ihrem Heiligtum machen. Und doch würde Er ein Stein des Anstoßes sein, sogar für die beiden Häuser Israels, ja, für Jerusalem sogar ein Stein des Anstoßes, eine Schlinge und ein Fallstrick.
Es ist also klar, dass hier nicht nur die Nationen, die Israel verschlingen wollten, zum völligen Umsturz verdammt sind, sondern auch die Wahrheit, die so seltsam und ungenießbar ist (außer für die heidnische Einbildung), dass auch Israel in seinem ganzen Ausmaß über den Stein des Anstoßes – seinen eigenen Jahwe-Messias ‒ lange danach stolpert. Und doch sieht man in der Mitte einige wenige, die an seinem Zeugnis festhalten und zu seinen Jüngern gehören, während der Herr sein Angesicht vor dem ganzen Volk verbirgt. Sie werden zu einem abgesonderten Überrest, wenn die Masse strauchelt, fällt, zerschmettert, verstrickt und gefangen weggeführt wird. Deshalb zögert der Heilige Geist in Hebräer 2,12.13 nicht, Vers 18 mit anderen Schriftstellen (Ps 16; 22) zu zitieren, um zu beweisen, dass der, der heiligt, und die, die geheiligt werden „alle von einem“ sind (V. 11). Denn in der Tat schämt Er sich nicht, sie Brüder zu nennen; und das jetzt im Christentum, während die Nation der Blindheit und dem Unglauben verfallen ist.
Sicherlich sollten sich die Menschen angesichts einer solchen Prophezeiung, mehr als sieben Jahrhunderte bevor sie sich zu erfüllen begann, für ihre Nörgeleien schämen. Wie können die Jünger Christi einen so klaren Schlüssel zum Licht Gottes übersehen, während die Juden über den Stein des Anstoßes stolpern und der Herr sein Angesicht vor dem Haus Jakob verbirgt? Doch die Juden werden diese Zeichen und Wunder noch verstehen, wenn sie ihren steifen Nacken vor ihrem verworfenen Messias beugen.