Behandelter Abschnitt Pred 11,1-6
In diesem Kapitel, oder zumindest in seiner ersten Hälfte, finden wir nicht so sehr Warnungen als vielmehr eine Ermahnungen in dem dunklen Stil der Apotheke, an dem der Verfasser seine Freude hat.
Wirf dein Brot hin auf die Fläche der Wasser, denn nach vielen Tagen wirst du es finden.
Gib einen Teil an sieben, ja, sogar an acht; denn du weißt nicht, was für Unglück sich auf der Erde ereignen wird.
Wenn die Wolken voll Regen sind, so entleeren sie sich auf die Erde. Und wenn ein Baum nach Süden oder nach Norden fällt: An dem Ort, wo der Baum fällt, da bleibt er liegen.
Wer auf den Wind achtet, wird nicht säen, und wer auf die Wolken sieht, wird nicht ernten.
Wie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine im Leib der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt.
Am Morgen säe deinen Samen und am Abend zieh deine Hand nicht ab; denn du weißt nicht, welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird (V. 1–6).
Früher im Buch wird gezeigt, wie töricht es ist, das Herz auf irgendeinen Gegenstand unter der Sonne auszurichten; und wenn jemand besser verstanden hat, was im Menschen und in der Welt ist, als es beim Schreiber tatsächlich der Fall war, dann hat das nur umso größeren Kummer zur Folge. Anzunehmen, was Gott gibt, und alles in seiner Furcht verwenden, das ist Weisheit.
Nun ermahnt der Prediger zu freizügigem Handeln in sicherem Glauben, wie er es durchaus tun darf; er weiß, dass die Gerechten und Weisen und ihre Werke in Gottes Hand sind. Die Wasser mögen nicht verheißungsvoll für Brot oder gar Brotkorn sein; aber das Weitergeben seines Wortes im Glauben ist nie vergeblich. Man mag viele Tage warten müssen, aber Gott wird antworten, und du wirst es am Ende finden. Andererseits sind wir von Not umgeben. Die Armen werden nie aussterben, denn die Welt ist voll ihnen.
Das nächste Wort lautet: „Gib einen Teil an sieben“ (V. 2), nicht dem einen hier oder dem anderen dort, sondern allen ringsum, wo Not ist. Haltet also nicht zurück, damit ihr bis zum Ende etwas habt; denn es kann unerwartet Not entstehen. Darum sagt er: „ja, sogar an acht.“ Denn was weiß jemand vom Bösen hier auf der Erde? Wenig in der Tat; und doch sind wir in einer bösen Welt, und zu welchem Zweck? Seht die Vollkommenheit dessen in Christus, der umherging und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel bedrängt wurden; denn Gott war mit ihm (Apg 10,38). Und doch geschah es aus einer Quelle, die über der Welt stand, wie es deutlich bewiesen wurde, als Er dem listigen Verführer einen Denar zeigen ließ: Er hatte keinen, sondern etwas viel Besseres, das nicht vergeht.
Ob man nun nach oben zum Himmel oder nach unten auf die Erde schaut, man kann sehen, was Gott auf der Erde für die Hilfe des bedürftigen Menschen anordnet; der Arme ist der beständige Gegenstand seines Mitleids. Wenn die Wolken voll Regen sind, entleeren sie sich auf die Erde; und wenn ein Baum nach Süden oder nach Norden fällt, so bleibt er dort liegen. Ein schöner Anblick sind sie beide! Doch Gott wendet sie zum Gebrauch eines undankbaren Volkes an.
Wo immer wir auch sein mögen, auch wir können Gott dienen, indem wir den Menschen in ihren Nöten helfen, wie Christus es tat, der vollkommene Diener nicht weniger als der vollkommene Erlöser. Niemals bleibt ein Schrei ohne eine Antwort der Güte, und so ist Er bereit, in der Wüste für die Not des Menschen zu handeln, als ob er nicht seine Jünger einlud, dort eine Weile auszuruhen, selbst unermüdlich in der Liebe überall tätig.
Es ist auch keine wahre Weisheit, auf die eigene Klugheit zu vertrauen oder sich durch Einwände und Schwierigkeiten abbringen zu lassen. „Wer auf den Wind achtet, wird nicht säen, und wer auf die Wolken sieht, wird nicht ernten“ (V. 4). Was auch immer geschehen mag, Gott steht dahinter; und Gottes Wort ist klar, denn Ihn zu fürchten ist weise. Der Schein soll den Glauben in einer Welt prüfen, die von Gott abgewichen ist, der da wirkt, wo alles falsch ist, statt den Sabbat zu halten, als ob alles richtig wäre. So konnte und hat Christus zum Entsetzen und Hass aller, die den Menschen und die Welt vergöttern, wie sie sind, sagen: „Ich wirke“, sogar am Sabbat (Joh 5,17). So sollten die, die Ihn kennen, mit einer neuen Kraft ausgestattet werden, außer dem Gefühl, dass alles hier Eitelkeit ist.
Es ist wahr, dass der Mensch wenig von dem wunderbaren Wirken oder dem Ende Gottes weiß. Aber was weiß er schon über seine eigene Existenz? Ganz zu schweigen von dem, was nach dem Tod folgt, mit seinem Schrecken, außer für die hartgesottensten Ungläubigen, was weiß er von dem, was der Geburt vorausgeht? „Wie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine im Leib der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt“ (V. 5). Aber das ist keine Entschuldigung für Selbstgefälligkeit, kein rechter Grund für Trägheit angesichts entsetzlicher Not, Leid, Kummer, Gefahr, Tod, in einer Welt der Sünde und des Verderbens. Es ist die klare Aufforderung, nach seinem Wort zu handeln, das uns in einfachem Glauben und ernster Liebe den Weg weist, wie wir gewiss hinzufügen dürfen, die wir den Herrn Jesus bekennen; dessen Geist hier den, der den Kommenden undeutlich sah, führte. Darum folgt das Wort: „Am Morgen säe deinen Samen und am Abend zieh deine Hand nicht ab; denn du weißt nicht, welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wir“ (V. 6).