Behandelter Abschnitt Spr 11,1-9
Die rettende Gnade Gottes weist uns an, in der gegenwärtigen Zeit rechtschaffen zu leben. Das ist noch lange nicht alles, was Er in einem Heiligen sucht. Er erwartet Nüchternheit und Gottseligkeit. Aber Ehrlichkeit im Umgang mit den Menschen ist unabdingbar, deren Fehlen jedes Bekenntnis zur Frömmigkeit völlig unglaubwürdig macht. Sie verrät einen begehrlichen Menschen, den der Heilige Geist als Götzendiener brandmarkt (Eph 5,5), der kein Erbe im Reich Christi und Gottes hat. Wie verhasst ist es für Ihn von je her war, sehen wir zu Beginn dieses Kapitels.
Trügerische Waagschalen sind dem Herrn ein Gräuel, aber volles Gewicht ist sein Wohlgefallen.
Kommt Übermut, so kommt auch Schande; bei den Bescheidenen aber ist Weisheit.
Die Unsträflichkeit der Aufrichtigen leitet sie, aber die Verkehrtheit der Treulosen zerstört sie.
Vermögen nützt nichts am Tag des Zorns, aber Gerechtigkeit errettet vom Tod.
Die Gerechtigkeit des Vollkommenen macht seinen Weg gerade, aber der Gottlose fällt durch seine Gottlosigkeit.
Die Gerechtigkeit der Aufrichtigen errettet sie, aber die Treulosen werden gefangen in ihrer Gier.
Wenn ein gottloser Mensch stirbt, wird <seine> Hoffnung zunichte, und die Erwartung der Frevler ist zunichtegeworden.
Der Gerechte wird aus der Drangsal befreit, und der Gottlose tritt an seine Stelle.
Mit dem Mund verdirbt der Ruchlose seinen Nächsten, aber durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit (11,1–9). „Trügerische Waagschalen“ sind viel mehr als ein Handeln der Unehrlichkeit; sie bedeuten zugleich die Vorspiegelung von Integrität und damit die bewusste Absicht, zu betrügen. Sie ist daher ein Gräuel für Ihn, dessen Augen sehen, dessen Augenlider die Menschenkinder prüfen, denn ein gerechtes Gewicht ist sein Wohlgefallen. Betrug im Handel ist ein zersetzendes Übel, das vor allem denen zum Verhängnis wird, die ein beflecktes oder schlechtes Gewissen bekommen.
Übermut entsteht leicht in dieser armen Welt, wo der Mensch sich als etwas ausgibt, wenn er nichts und schlimmer ist. Aber sein Schatten ist nahe; „so kommt auch Schande“; und das sogar hier, vor dem Gericht. Denn Gott widersteht den Übermütigen und verkündet ihre Erniedrigung. Aber bei den Bescheidenen ist Weisheit. Er befindet sich nicht in einem ständigen Zustand der Selbstbezogenheit. Er sieht über die kleinlichen Wege der Menschen hinweg und lässt sich nicht reizen, auch wenn ihm Unrecht geschieht. „Die Weisheit, die von oben kommt, ist zuerst rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt“ (Jak 3,17).
Es sind nicht nur unwürdige Machenschaften im Handel oder ein sich selbst überhöhender Geist, vor denen wir uns hüten müssen, sondern Verkehrtheit in unserem Herzen und in unseren Wegen. Christus konnte sich selbst als „die Wahrheit“ bezeichnen. Er war absolut das, was Er auch sprach. Seine Wege und seine Worte stimmten vollkommen überein. Sind wir durch das Wort der Wahrheit gezeugt und durch den Geist geheiligt? Lasst uns Ihm folgen und erkennen, dass es unsere Sünde und Schande ist, wenn wir uns in irgendeiner Weise abwenden. Wie gesegnet ist es, in der Liebe wahrhaftig zu sein! „Die Unsträflichkeit der Aufrichtigen leitet sie, aber die Verkehrtheit der Treulosen zerstört sie“ (V. 3). Ein verschlungener Pfad endet im Verderben.
Auch „Vermögen“ kann Gottes Missfallen nicht abwenden oder aufhalten, wie sehr er den Menschen auch schützen und erlösen mag. „Vermögen nützt nichts am Tag des Zorns, aber Gerechtigkeit errettet vom Tod“ (V. 4). Die Gerechten haben eine besondere Auferstehung (Lk 14,14). „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt“ (Off 20,6). Der Tod ist nun unser Diener (Röm 8,38; 1Kor 3,22).
Es ist auch nicht so, dass nur die Gerechtigkeit vom Tod befreit: „Die Gerechtigkeit des Vollkommenen macht seinen Weg gerade, aber der Gottlose fällt durch seine Gottlosigkeit“ (V. 5). Der Mensch, dem die Gnade ein einfältiges Auge gegeben hat, sieht den Weg gerade vor sich, während der Gottlose keinen Henker braucht, da er durch seine eigene Schlechtigkeit sterben wird.
Der Tod macht die schmeichelhafte Erwartung des Bösen zunichte. Im Hades hebt er seine Augen auf, da er in Qualen ist; vorher waren sie geschlossen, außer für die Lüge des Feindes. „Wenn ein gottloser Mensch stirbt, wird seine Hoffnung zunichte, und die Erwartung der Frevler ist zunichtegeworden“ (V. 7). „Du Narr“ hört und fühlt man dann in seiner Verzweiflung.
Wie anders ist das Los des Gerechten! „Der Gerechte wird aus der Drangsal befreit, und der Gottlose tritt an seine Stelle“ (V. 8). Schon hier beweist der Gläubige, dass Gott sein großer Befreier ist; wie viel mehr, wenn der Morgen ohne Wolken anbricht! Die Gottlosen sind auch hier nicht ohne Beweis, dass Gottes Auge auf sie gerichtet ist, um sie die Frucht ihres eigenen Weges kosten zu lassen. „Ihr Fuß wurde in dem Netz gefangen, das sie heimlich gelegt haben“ (Ps 9,16). „Mit dem Mund verdirbt der Ruchlose [oder: Ungläubige] seinen Nächsten, aber durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit“ (V. 9). Gewalt ist nicht so gefährlich wie Betrug, und kein Betrug ist so böse wie der, der sich mit dem Namen des Herrn und seinem Wort kleidet. Aber Gott bewirkt, dass alle Dinge zusammenwirken für die, die Ihn lieben, und dies „durch Erkenntnis“, durch das, was der Glaube jetzt lernen soll, weil Gott es in seiner Gnade gibt. So wird der Gerechte durch Gottes Macht bewahrt, ja beschützt, was auch immer der böse Wille planen mag, um ihn zu zerstören.