Behandelter Abschnitt Spr 8,4-28
Wie oft werden wir im Alten wie im Neuen Testament an die göttliche Gunst gegenüber der Menschheit erinnert! Nicht in Bezug auf die Engel, sondern im Blick auf das Menschengeschlecht bittet Gott, dass sie hören und leben mögen. „Das Leben war das Licht der Menschen“ (Joh 1,4). So ist es auch hier, wenn die Weisheit laut ruft: „An euch, ihr Männer, ergeht mein Ruf, und meine Stimme an die Menschenkinder“ (V. 4); ja mehr noch, sie fleht die Schwachen und Unverständigen an: „Lernt Klugheit, ihr Einfältigen, und ihr Toren, lernt Verstand!“ (V. 5).
Es gibt Dinge, nach denen die eifrigen Augen der Menschen verlangen. Oh die Begeisterung, wenn sie erfahren, dass es hier eine Silbermine gibt und einen Platz für Gold, das sie verfeinern! Meere werden überquert, Wüsten durchdrungen, Sümpfe und trostlose Berge überquert, und Hitze oder Kälte oder Hungersnot wird getrotzt. Und der Mensch macht der Dunkelheit ein Ende, und die äußerste Grenze wird erforscht. Davon hat Hiob gesprochen:
Er bricht einen Schacht fern von dem Wohnenden; die vom Fuß Vergessenen hängen hinab, fern von den Menschen schweben sie. Die Erde – aus ihr kommt Brot hervor, und ihr Unteres wird zerwühlt wie vom Feuer. Ihr Gestein ist der Sitz des Saphirs, und Goldstaub ist darin. Ein Pfad, den der Raubvogel nicht kennt und den das Auge des Habichts nicht erblickt hat; den die wilden Tiere nicht betreten, über den der Löwe nicht hingeschritten ist. Er legt seine Hand an das harte Gestein, wühlt die Berge um von der Wurzel aus. Kanäle haut er durch die Felsen, und allerlei Kostbares sieht sein Auge. Er dämmt Flüsse ein, dass sie nicht durchsickern, und Verborgenes zieht er hervor an das Licht.
Aber die Weisheit, wo wird sie gefunden, und wo ist die Stätte des Verstandes? Kein Mensch kennt ihren Wert, und im Land der Lebendigen wird sie nicht gefunden. Die Tiefe spricht: Sie ist nicht in mir; und das Meer spricht: Sie ist nicht bei mir. Geläutertes Gold kann nicht für sie gegeben und Silber nicht als ihr Kaufpreis abgewogen werden. Sie wird nicht aufgewogen mit Gold von Ophir, mit kostbarem Onyx und Saphir. Gold und Glas kann man ihr nicht gleichstellen, noch sie gegen ein Gerät aus gediegenem Gold eintauschen. Korallen und Kristall kommen neben ihr nicht in Erwähnung, und der Besitz der Weisheit ist mehr wert als Perlen. Nicht kann man ihr gleichstellen den Topas von Äthiopien; mit feinem Gold wird sie nicht aufgewogen. Die Weisheit nun, woher kommt sie, und wo ist die Stätte des Verstandes? Denn sie ist verborgen vor den Augen aller Lebendigen, und vor den Vögeln des Himmels ist sie verhüllt. Der Abgrund und der Tod sagen: Mit unseren Ohren haben wir ein Gerücht von ihr gehört.
Gott versteht ihren Weg, und er kennt ihre Stätte. Denn er schaut bis zu den Enden der Erde; unter dem ganzen Himmel sieht er. Als er dem Wind ein Gewicht bestimmte und die Wasser mit dem Maß abwog, als er dem Regen ein Gesetz bestimmte und eine Bahn dem Donnerstrahl, da sah er sie und tat sie kund, er setzte sie ein und durchforschte sie auch. Und zum Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn ist Weisheit, und vom Bösen weichen ist Verstand“ (Hiob 28,4-28).
Christus allein ist ihre Fülle. Unsere Ermahnung ermutigt die Seelen. „Hört, denn Vortreffliches will ich reden, und das Auftun meiner Lippen soll Geradheit sein! Denn mein Gaumen spricht Wahrheit aus, und Gottlosigkeit ist meinen Lippen ein Gräuel“ (V. 6.7). Wo ist das sonst zu finden? Außerhalb des inspirierten Wortes macht die Religion die Menschen schlechter, als wenn sie keine hätten, und ersetzt den wahren Gott durch dämonische Mächte. Hier kann der Schreiber mit Gewissheit sagen: „Alle Worte meines Mundes sind in Gerechtigkeit; es ist nichts Verdrehtes und Verkehrtes in ihnen“ (V. 8). Die Unsicherheit und gefallene Natur des Menschen setzt ihn beidem aus, wenn er sich als Orakel aufspielt. Gottes Worte hingegen sind alle klar für den, der versteht, und richtig für den, der Erkenntnis findet. Daher kommt der Ruf. „Nehmt meine Unterweisung an und nicht Silber, und Erkenntnis lieber als auserlesenes, feines Gold. Denn Weisheit ist besser als Korallen, und alles, was man begehren mag, kommt ihr nicht gleich“ (V. 10.11). Weiter können wir nicht gehen, jetzt, nachdem der Sohn Gottes gekommen und uns gegeben ist, Ihn zu erkennen, der wahrhaftig ist. Denn Er selbst ist der wahre Gott, nicht weniger als der Vater; und Er ist das ewige Leben (vgl. Joh 17,3).