Behandelter Abschnitt Spr 4,10-19
Sie sollten die Weisheit nicht aufgeben, die bewahrende Kraft hat: „Liebe sie, und sie wird dich bewahren“ (V. 6). Der Anfang der Weisheit ist, wie uns eindringlich gesagt wird: „Erwirb Weisheit, und mit allem, was du erwirbst, erwirb Einsicht.“ Diejenigen, die Gott angehören, gehen durch eine Welt des Bösen und brauchen Weisheit von oben, damit sie bewahrt werden; denn die Welt ist für uns eine Wüste, in der kein Weg ist, außer dem Weg, den die Gnade für den Glauben bereitstellt. Leiden wird es um Christi willen wie um der Gerechtigkeit willen geben; doch „halte sie hoch [nicht dich selbst], und sie wird dich erhöhen; sie wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie umarmst. Sie wird deinem Haupt einen anmutigen Kranz verleihen, wird dir darreichen eine prächtige Krone“ (V. 8.9). Wie sicher wird das alles zur rechten Zeit sein! David war in seinen früheren Tagen ein gutes Beispiel dafür. Er ging auf die Anordnung seines Vaters, ohne Stolz und Frechheit des Herzens; und wie er die Weisheit in der Furcht des Herrn erhob, so wurde er befördert, und indem er sie umarmte, wurde er zu Ehren gebracht. Er verhielt sich so weise, dass sein Feind gezwungen war, ihn für gesegnet zu halten – dass er sowohl große Dinge tun als auch noch siegen sollte. Und doch wurde er mehr geprüft als die meisten.
Der Weg der Weisheit wird als nächstes dem des Bösen gegenübergestellt; und hier wird die Ermahnung persönlich:
Höre, mein Sohn, und nimm meine Reden an, und die Jahre des Lebens werden sich dir mehren. Ich unterweise dich im Weg der Weisheit, leite dich auf Bahnen der Geradheit. Wenn du gehst, wird dein Schritt nicht beengt werden, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln. Halte fest an der Unterweisung, lass sie nicht los; bewahre sie, denn sie ist dein Leben.
Begib dich nicht auf den Pfad der Gottlosen und beschreite nicht den Weg der Bösen. Lass ihn fahren, geh nicht darauf; wende dich von ihm ab und geh vorbei. Denn sie schlafen nicht, wenn sie nichts Böses getan haben, und ihr Schlaf wird ihnen geraubt, wenn sie nicht jemand zu Fall gebracht haben. Denn sie essen Brot der Gottlosigkeit und trinken Wein der Gewalttaten. Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe. Der Weg der Gottlosen ist dem Dunkel gleich; sie erkennen nicht, worüber sie straucheln (4,10–19).
Die hier gepriesene Weisheit kommt nicht durch den Anblick der Augen, nicht durch die Aktivität des Verstandes und auch nicht durch die Pflege der Zuneigung. „Höre …, und deine Seele wird leben“, sagte Jeremia (38,20); und so sagt der Apostel: „Also ist der Glaube durch die Verkündigung [oder das Hören], die Verkündigung aber durch das Wort Gottes“ (Röm 10,17). Zweifellos brachte das Kommen des Sohnes Gottes diese Wahrheit und jede andere in eine zuvor nicht bekannte Bedeutung. Aber das Prinzip galt immer. Wer einen guten Bericht erhielt, erhielt ihn durch Glauben; und der Glaube beruht auf dem Wort Gottes, da Christus der Hauptgegenstand von allem ist, wie sehr es auch korrigierend oder erziehend sein mag. Daher heißt es hier: „Höre, mein Sohn, und nimm meine Reden an, und die Jahre des Lebens werden sich dir mehren“ (V. 10). Es gibt auch keine Unsicherheit, wenn der Herr die Mittel zur Verfügung stellt. „Ich unterweise dich im Weg der Weisheit, leite dich auf Bahnen der Geradheit“ (V. 11). Das glückliche Ergebnis ist denen gewiss, die glauben, dass es von Ihm kommt, und die nicht an seinem Interesse an seinem Volk und dessen Segen zweifeln. „Wenn du gehst, wird dein Schritt nicht beengt werden, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln“ (V. 12). Dennoch ist Ernsthaftigkeit der Absicht und Treue des Herzens gefragt. „Halte fest an der Unterweisung, lass sie nicht los; bewahre sie, denn sie ist dein Leben“ (V. 13).
Nur müssen wir hinzufügen, dass jetzt die Tür der Barmherzigkeit für die geöffnet ist, die Geld für das bezahlt haben, was kein Brot ist, und Verdienst für das, was nicht satt macht – ja, die Kinder der Torheit waren und sich in der Sünde gewälzt haben. Die Gnade kann die tiefste Not stillen, und Christus bringt die dunkelsten und entferntesten Menschen zu Gott. Siehe die Weisheit in Lukas 7, die von allen ihren Kindern gerechtfertigt wird, gerade in jemandem, den man für hoffnungslos verdorben gehalten hätte. Aber ist irgendetwas zu schwer für den Herrn? Er rechtfertigte sicher und offen den, der auf Ihn harrte und sich hinter seiner Liebe verbarg, die ihr Kommen durch den Glauben bewies. In der Tat war es der Glaube, der diese Liebe hervorbrachte und sie rettete, als Er sie in den Frieden entließ, den sein Blut zu gegebener Zeit unfehlbar und unzerbrechlich machen würde.
Aber wir haben den entgegengesetzten Weg nicht weniger deutlich zur Warnung – den Weg, auf dem man sich von Gott abwendet und irgendwo anders hingeht. „Begib dich nicht auf den Pfad der Gottlosen und beschreite nicht den Weg der Bösen. Lass ihn fahren, geh nicht darauf; wende dich von ihm ab und geh vorbei“ (V. 14.15). Wie dringend und einprägsam ist die Stimme der göttlichen Güte und Liebe! Und sie ist nicht zu laut, sondern höchst notwendig; denn der Rufe und Bindungen und Fallstricke sind viele und sie sind mannigfaltig. Aber das Wort ist unmissverständlich klar und deutlich. Und was für ein Bild folgt, und zwar vom Eifer auf der Seite des Bösen! „Denn sie schlafen nicht, wenn sie nichts Böses getan haben, und ihr Schlaf wird ihnen geraubt, wenn sie nicht jemand zu Fall gebracht haben. Denn sie essen Brot der Gottlosigkeit und trinken Wein der Gewalttaten“ (V. 16.17). Es ist ihr Leben, ihre Nahrung und ihre Freude, wenn man es Freude nennen kann, zu verführen, zu verletzen und zu zerstören. Aber auf der anderen Seite ist der Weg der Gerechten: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (V. 18). Wie können wir Gott preisen, dass Christus dieser Weg ist; und es gibt nur einen in dieser Welt, der aber nicht von dieser Welt ist; denn Er ist das wahre Licht. „Der Weg der Gottlosen ist dem Dunkel gleich; sie erkennen nicht, worüber sie straucheln“ (V. 19). Das Dunkel ist so stark und sie so blind, dass sie die Gefahren nicht sehen. Die Gnade allein ruft und bewahrt durch den Glauben.