Behandelter Abschnitt Spr 4,1-9
Vieles hängt von der Art und Weise ab, wie die Unterweisung gegeben wird. Wir sehen ihre Vollkommenheit in dem großen Lehrer, wie Er zu Beginn seines Dienstes in der Synagoge von Nazareth beschrieben wird (Lk 4,16-22). Dort war Er erzogen worden, und dort las Er eine Prophezeiung vor, die ohne Zweifel auf Ihn allein zutraf, wie sich bald herausstellte; und alle gaben Ihm Zeugnis und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen. Leider stießen sie auf den Willen des Menschen und erregten unversöhnlichen Zorn, der sich schon damals mörderisch zeigte. Aber die Weisheit wird von ihren Kindern gerechtfertigt, was auch immer der Eigenwille tun oder sagen mag. Lasst uns also die Schriftstelle vor uns weiter bedenken.
Hört, Söhne, die Unterweisung des Vaters, und hört zu, um Verstand zu kennen! Denn gute Lehre gebe ich euch: Verlasst meine Belehrung nicht. Denn ein Sohn bin ich meinem Vater gewesen, ein zarter und einziger vor meiner Mutter. Und er lehrte mich und sprach zu mir: Dein Herz halte meine Worte fest; beachte meine Gebote und lebe. Erwirb Weisheit, erwirb Verstand; vergiss nicht und weiche nicht ab von den Reden meines Mundes. Verlass sie nicht, und sie wird dich behüten; liebe sie, und sie wird dich bewahren. Der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit; und mit allem, was du erworben hast, erwirb Verstand. Halte sie hoch, und sie wird dich erhöhen; sie wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie umarmst. Sie wird deinem Haupt einen anmutigen Kranz verleihen, wird dir darreichen eine prächtige Krone (4,1–9).
Die gewählte Form der Belehrung ist die eines Vaters, nicht die eines Gesetzgebers. Es handelt sich also nicht einmal um einen Katechismus der „Zehn Worte“, sondern um eine elterliche Belehrung; und die Aufmerksamkeit wird zur Klugheit oder Einsicht aufgerufen. Derselbe Geist, der bei der Schöpfung mitwirkte, der zur Ehre des Herrn Geschicklichkeit gab, der alles, was gut und groß und heilig ist, gewirkt hat, will hier das junge Herz zum Hören bewegen. Denn Er hat gewiss eine gute Lehre zu geben und würde sich davor hüten, sein Gesetz oder seine Lehre zu vernachlässigen. Das verwendete Instrument kann von der liebevollen Fürsorge sprechen, die ihm in seinen eigenen frühen Tagen zuteilwurde wurde: „Denn ein Sohn bin ich meinem Vater gewesen, ein zarter und einziger vor meiner Mutter“ (V. 3). Die Zuneigung wird so in Erinnerung gerufen, um die neuen Pflichten zu wecken. Nicht nur, dass der Lehrer selbst gelehrt wurde, sondern er appelliert auch rührend: „Dein Herz halte meine Worte fest; beachte meine Gebote und lebe“ (V. 4).
Es geht nicht um Sprache oder Buchstaben oder Wissenschaft, sondern um jene Erziehung, deren Grundlage die Furcht des Herrn ist. Sie setzt weder einen Zustand der Unschuld voraus, wie er einmal war, noch eine Verbotsprüfung, als der gefallene Mensch sich für fähig hielt, alles zu tun, was der Herr gegen das Böse, zu dem der Mensch neigte, sagte. Die göttliche Barmherzigkeit, hat sich dazu herabgelassen, das auszugleichen, was weder der Einzelne noch das Geschlecht besaß. Es ist wahr, dass der Mensch ein Gewissen hat; er kennt Gut und Böse, aber nur als sündiges Geschöpf, das nicht das Gute tut, das es tun sollte, sondern das Böse tut, das es nicht tun sollte – ein wahrhaft erbärmlicher Zustand, aus dem allein die Erlösung in der Kraft des Geistes des Lebens in Christus Jesus eine angemessene Befreiung bietet.
Diese Erlösung ist nicht das Thema, das hier behandelt wird, sondern die Belehrung, die an die unterworfenen Herzen gerichtet ist, und das wie der Rest des Alten Testaments, innerhalb des alten Volkes Gottes. Aber nun ist es an dem Christen, daraus bis zum Äußersten zu profitieren, denn „alles ist unser.“ Das Buch gibt weder das erhabene Haupt noch die himmlische Herrlichkeit, die wir mit Ihm als Glieder seines Leibes teilen sollen, noch die Pflichten, die sich aus dieser Beziehung ergeben; aber es offenbart göttliche Weisheit für einen Gläubigen hier auf der Erde, zuerst in allgemeinen moralischen Grundsätzen (Kap. 1–9), dann in der größten Fülle von Einzelheiten bis Kapitel 29, und schließlich mit einem passenden Abschluss in den Kapiteln 30 und 31.
So lautet die Ermahnung: „Erwirb Weisheit, erwirb Verstand; vergiss nicht und weiche nicht ab von den Reden meines Mundes“ (V. 5). Gehorsam, Herzensgehorsam, ist gefragt. Könnte der Herr mit irgendetwas zufrieden sein, das dem nicht entspricht? Könnte jemand aus seinem Volk etwas anderes wollen? Zweifellos ist der Eigenwille das große und ständige Hindernis; und der Feind würde ihn erregen und Gott durch die äußeren Gegenstände und die inneren Leidenschaften ausschließen. Umso tiefer ist das Bedürfnis nach Belehrung, und zwar auf die soeben angedeutete vielfältige Weise, die die göttliche Güte hier bereitstellt. Hier wird die Autorität des Vaters gefordert und die Verantwortung der Söhne eingefordert. Das galt immer für den Menschen hier auf der Erde, wie das Gesetz lange danach erkannte; und es gilt auch jetzt, da wir nicht mehr als Kinder unter der Führung stehen.