Behandelter Abschnitt Spr 4,20-27
Das vierte Kapitel schließt mit einem erneuten Aufruf, die Worte eines Vaters zu beherzigen, die mit der Autorität des Herrn bekleidet sind.
Mein Sohn, höre aufmerksam auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden. Lass sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innern deines Herzens. Denn Leben sind sie denen, die sie finden, und Gesundheit ihrem ganzen Fleisch. Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens. Tu von dir die Verkehrtheit des Mundes, und die Verdrehtheit der Lippen entferne von dir. Lass deine Augen geradeaus blicken und deine Wimpern gerade vor dich hinschauen. Ebne die Bahn deines Fußes, und alle deine Wege seien gerade; biege nicht ab zur Rechten noch zur Linken, wende deinen Fuß ab vom Bösen (4,20–27).
Da die elterliche Zuneigung in der Furcht vor dem, der die Jungen nicht weniger als die Alten lehren will, dem Kind Belehrungen der Weisheit vor Augen führt, kann auf das hörende Ohr, den aufmerksamen Geist nicht verzichtet werden. Persönliche Achtung, wie auch immer sie geschieht, ist nicht genug; die Ohren, die Augen und vor allem das Herz haben ihren Anteil daran. Eine solche Ausbildung muss im Zentrum des Herzens stattfinden. Was ist sonst mit dem zu vergleichen, was Christus zum Ursprung, Charakter, Gegenstand und Ziel hat? „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“ (Joh 1,4). Kein Wunder also, dass man hinzufügen kann: „Denn Leben sind sie denen, die sie finden, und Gesundheit ihrem ganzen Fleisch“ (V. 22); oder, wie der Apostel zu seinem echten Kind Timotheus sagt: „die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nützlich, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen. Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert“ (1Tim 4,8.9). Ohne Zweifel hat auch das Christentum durch das Kommen des Sohnes Gottes einen immensen Zuwachs an Wahrheit erfahren. Denn „anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit“ (1Tim 3,16). Ja, das Geheimnis der Gottseligkeit liegt in dem, der so bekannt ist, wie Er ist; und alles andere ist nur ein schöner Schein im Fleisch, der für einen Augenblick flackert, bevor er für immer verlöscht.
Daher die Aufforderung: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist“. Die größte Wachsamkeit ist nötig und fällig; „denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (V. 23). Die Heilige Schrift betrachtet das Herz stets und wahrhaftig als das moralische Zentrum, von dem alles äußere Verhalten und Handeln abhängt. Deshalb spricht der Herr in Lukas 8 von denen, die, nachdem sie das Wort gehört haben, es in einem redlichen und guten Herzen bewahren und mit Ausharren Frucht bringen; wie Er in Johannes 15 sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (V. 7). Das ist in der Tat Frömmigkeit: In Ihm zu bleiben, der Leben und Heil und Friede ist, seine Worte nicht nur zu befolgen, sondern ständig zu pflegen, mit Bitten, die nach oben gehen, und Antworten, die danach kommen. Kein Wunder also, dass der Vater verherrlicht wird, wenn viel Frucht gebracht wird, und der Herr Jesus sich nicht schämt, solche seine Jünger zu nennen.
Aber das Böse darf inzwischen immer noch wirken; und was so anstrengend ist: es ist in unserer Natur, dem alten Menschen. Dass er mit Christus gekreuzigt wurde, damit der Leib der Sünde abgetan sei, damit wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind, ist unsere gesegnete Erkenntnis durch den Glauben. Das ist kein wirklicher Grund, dass wir das Vorhandensein dieser bösen Sache in uns leugnen sollten, sondern der beste und mächtigste Grund, warum die Sünde nicht in unserem sterblichen Leib herrschen sollte. Denn wir sind nicht unter Gesetz, sondern unter der Gnade. Daher, obwohl wir diese Erkenntnis damals nicht besitzen konnten, heißt es damals wie heute: „Tu von dir die Verkehrtheit des Mundes, und die Verdrehtheit der Lippen entferne von dir“ (V. 24). Der Jakobusbrief ist der eindeutige Beweis für die Wichtigkeit, die diesem Wort beigemessen wird, und zwar, wenn möglich, noch eindringlicher als früher; aber wie bedauerlich ist der Unglaube, der an seiner inspirierten Autorität und seinem überragenden Wert in seinem eigenen Bereich zweifelte! Auch der Herr selbst hat die gleiche Notwendigkeit und Gefahr nicht geringgeschätzt, als Er lehrte – der große Apostel der Unbeschnittenen ebenso wenig wie der der Beschnittenen.
Es gibt noch eine andere, ebenso dringende Aufforderung. „Lass deine Augen geradeaus blicken und deine Wimpern gerade vor dich hinschauen“ (V. 25). Christus war immer der Gegenstand des Glaubens, und Er ist jetzt als der Weg, nicht weniger als die Wahrheit und das Leben offenbart. Aber, moralisch gesprochen, ist das Auge von großer Bedeutung, es bestimmt über den Zustand unseres geistlichen Sehens. Wie Christus uns, die wir blind geboren waren, Augen schenkt, so macht und bewahrt nur Er unser Sehvermögen klar: „Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster. Gib nun Acht, dass das Licht, das in dir ist, nicht Finsternis ist“ (Lk 11,34.35). Lasst uns das erforschende Wort nicht vergessen. Christus führt sicher, aber nur mithilfe der Augen.
Auch in den Einzelheiten bleiben wir nicht ohne Wegweisung. „Ebne die Bahn deines Fußes, und alle deine Wege seien gerade“ (V. 26). Nachlässigkeit ist nicht mehr vom Glauben als Eile; und wir rutschen auf beiden Wegen durch mangelnde Abhängigkeit und Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes aus.
Der Weg Christi ist schmal, aber er führt direkt durch diese Welt zu Ihm selbst in die Herrlichkeit. Die Gläubigen sind dazu berufen, mit Gott vor ihren Augen zu wandeln; und sein Wille ist nun deutlich erklärt, dass Er den Sohn ehrt. Daher: „biege nicht ab zur Rechten noch zur Linken, wende deinen Fuß ab vom Bösen“ (V. 27). Denn das Böse befindet sich auf beiden Seiten.