Behandelter Abschnitt Spr 2,1-9
Hier wendet sich der Heilige Geist von dem traurigen Ende der pietätlosen Gleichgültigkeit und Verachtung ab, um einen neuen Teil seines Planes zu beginnen. Er zeigt, wie die sittliche Weisheit und rechte Einsicht, die in der Furcht des Herrn und in der Erkenntnis Gottes besteht, wenigstens durch das unterwürfige und fügsame Herz zu erlangen ist.
Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst, so dass du dein Ohr aufmerksam auf Weisheit hören lässt, dein Herz neigst zum Verständnis; ja, wenn du dem Verstand rufst, deine Stimme erhebst zum Verständnis, wenn du ihn suchst wie Silber und ihm nachspürst wie nach verborgenen Schätzen, dann wirst du die Furcht des Herrn verstehen und die Erkenntnis Gottes finden. Denn der Herr gibt Weisheit; aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Verständnis. Er bewahrt klugen Rat auf für die Aufrichtigen; er ist ein Schild denen, die in Lauterkeit wandeln, indem er die Pfade des Rechts behütet und den Weg seiner Frommen bewahrt. Dann wirst du Gerechtigkeit verstehen und Recht und Geradheit, jede Bahn des Guten (2,1–9).
Wie wir nach Gottes Willen durch das Wort der Wahrheit gezeugt werden, so ist das Aufnehmen seiner Worte und das Festhalten an seinen Geboten die ständige Voraussetzung für Segen. Wir sehen in Lukas 10, wie unser Herr von Maria sagt, dass sie das gute Teil erwählt hat, das ihr nicht genommen werden soll. Dabei beklagte sich Martha über die Gleichgültigkeit ihrer Schwester. Denn sie selbst hatte Unrecht, als sie beurteilte, dass Maria zu seinen Füßen saß und sein Wort hörte. Es heißt wirklich, das Ohr zur Weisheit zu neigen und das Herz zum Verstand zu wenden. Doch das ist nicht alles, denn am Anfang von Lukas 11 zeigt unser Herr auch die Notwendigkeit und den Wert des ernsten Gebets. Hier folgt also auf das Rufen nach Einsicht, auf das Erheben der Stimme nach Verständnis zu Gott, das Empfangen seiner Worte. Wir sind zur Abhängigkeit und zur Zuversicht aufgerufen, wenn wir so eindringlich nach oben schauen; denn jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist vom Vater der Lichter, wie Salomo bezeugen konnte, der so die Weisheit suchte und fand.
Unsere Zeit kann den Eifer bezeugen, mit dem die Menschen Silber und Gold und andere verborgene Schätze suchen, wie Salomos Zeit der Pracht und der edlen Pläne irdischer Art für ihren Erfolg berühmt war; denn jenes Unternehmen wurde durch seine Geschicklichkeit geleitet wie von keinem anderen Monarchen. Jetzt ist es das bloße vulgäre Verlangen nach Geld, das sich in einem Ausmaß für Eitelkeit und Selbstgefälligkeit ausgibt, das in der Breite seiner Ausdehnung ohne Gleichen ist. Aber jetzt wie damals sind die Mühen unermesslich, die Gefahren dauern an, die Leiden sind extrem, die Erfahrung ist voll bitterer Prüfungen und häufiger Enttäuschungen, die moralische Atmosphäre schamlos. Aber die Suche verlangt in jedem Fall Beständigkeit und Ausdauer und unerschrockene Entschlossenheit; und daraus zieht der Heilige Geist die Lehre, wo keine Enttäuschung sein kann. „Wenn du ihn [den Verstand] suchst wie Silber und ihm nachspürst wie nach verborgenen Schätzen, dann wirst du die Furcht des Herrn verstehen und die Erkenntnis Gottes finden“ (V. 4.5). Der Herr ist voller Güte und Barmherzigkeit. Deshalb gibt Er Weisheit, wenn das Herz ernstlich danach verlangt. Es ist die Umkehrung des Traums des Menschen von Bildung. Der Mensch ist stolz auf seine eigenen Errungenschaften. „Der der Herr gibt Weisheit; aus seinem Mund [nicht aus dem Verstand oder dem Herzen des Menschen] kommen Erkenntnis und Verständnis“ (V. 6). Wo sollen wir finden, was „sein Mund“ austeilt, wenn nicht in seinem Wort?
Salomo versäumte es, den Glanz seines Anfangs zu bewahren; und das Alter zeigte ihn töricht in Bezug auf seine Frauen und ungläubig in Bezug auf die Herrlichkeit dessen, der Ihm alles gegeben hatte, was Ihn zu dem machte, was Er am Anfang war. Noch weniger konnte Salomo Weisheit für den Sohn garantieren, der auf seinen Thron folgte; keiner handelte weniger weise als Rehabeam, und seine Demütigung war nicht gering. Aber „der Herr gibt Weisheit“, und zwar nur denen, die mit entschlossenem Herzen auf Ihn warten und fleißig die Schätze jenes Wortes erforschen und schätzen, dass Er über all seinen Namen erhoben hat.
Es ist durchgängig klar, dass es nicht um intellektuelle Bemühungen
geht, sondern um das, was geistlich und praktisch für moralische Zwecke
ist. Deshalb heißt es in Vers 7: „Er bewahrt klugen Rat auf für die
Aufrichtigen; er ist ein Schild denen, die in Lauterkeit wandeln“. Es
gibt eine sichere Versorgung bei dem, was am meisten geschätzt wird, und
eine schützende Fürsorge für die, deren Auge und Herz auf seinen
offenbarten Willen in ihren Wegen gerichtet ist. Aber es ist heilsam zu
bemerken, dass Er „die Pfade des Rechts behütet“ (V. 8), das heißt,
seinen eigenen erwählten Weg, und Er bewahrt auch den Weg seiner
Heiligen oder Gottesfürchtigen. Er kennt den Weg, der Ihm gefällt, und
Er zeigt ihn den Seinen, die nichts mehr wünschen, als diesen zu
erkennen und zu gehen. Christus ist es, der dies gewohnheitsmäßig und in
mannigfaltigen Formen hervorgebracht hat (siehe