Behandelter Abschnitt Spr 1,24-28
Hier ist es nicht das Evangelium, das so vorgestellt wird, sondern der Ruf Gottes in der Regierung des Menschen auf der Erde. Es geht also nicht über das Gericht hinaus, das am kommenden Tag hier auf der Erde vollzogen wird. Das ist umso wichtiger zu beachten, weil die Christenheit über das Gericht der Lebendigen, das Christus sicher über die bewohnte Welt vollziehen wird, ebenso ungläubig ist, wie die Juden über das Gericht der Toten im Auferstehungszustand. Beides wurde im geschriebenen Wort offenbart, und beides soll in den Händen dessen liegen, der sich gern der „Sohn des Menschen“ nennt. Wenn Er aber als der Sohn des Menschen in Gnade zu den Verlorenen gekommen ist, wird Er sicher wiederkommen als der Sohn des Menschen im Gericht über alle, die Ihn verachten, ob lebendig oder tot. So gibt es das Gericht über die lebenden Gottlosen am Anfang seines Reiches und während des Reiches, nicht weniger als das Gericht über die gestorbenen Gottlosen am Ende, bevor Er das Reich dem übergibt, der der Gott und Vater ist. Nun ist es ersteres, das hier behandelt wird, obwohl Ausleger und Prediger dazu neigen, darin nur das Gericht am Ende zu sehen.
Weil ich gerufen habe und ihr euch geweigert habt, meine Hand ausgestreckt habe und niemand zugehört hat, und ihr all meinen Rat verworfen und meine Zucht nicht gewollt habt, so werde auch ich bei eurem Unglück lachen, werde spotten, wenn der Schrecken über euch kommt; wenn der Schrecken über euch kommt wie ein Unwetter, und euer Unglück hereinbricht wie ein Sturm, wenn Bedrängnis und Angst über euch kommen. Dann werden sie zu mir rufen, und ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen und mich nicht finden (V. 24–28).
Es ist traurig, wenn Juden sich nicht über heidnisches Moralisieren über das Leben, das jetzt ist, oder den Tod, der es beendet, erheben. Doch wie viel trauriger ist es, wenn Christen sich mit ähnlichen Plattitüden zufriedengeben! Christus ist das einzig wahre Licht, das, als es in die Welt kam, Licht auf jeden Menschen wirft. Er, und Er allein, gibt uns die Wahrheit über alle Dinge. Das göttliche Urteil über den Menschen erhält so die richtige Bestimmtheit und seine volle Ernsthaftigkeit; und das Licht des Neuen Testaments wird so auf das Alte Testament zurückgeworfen und offenbart darüber hinaus, was zu ihm selbst vorzüglich, wenn nicht ausschließlich gehört.
Nimm das Bild, das der Herr in Lukas 17,24 vom Reich Gottes zeichnet, wenn es nicht mehr wie jetzt eine verborgene Sache des Glaubens oder des bloßen Bekenntnisses ist; sondern der Sohn des Menschen wird an seinem Tag sein wie der Blitz, der von einem Ende unter dem Himmel leuchtet und bis zum anderen Ende leuchtet. Es wird in Wahrheit sein wie in den Tagen Noahs oder in denen Lots – unerwartet, unvermeidlich und völlige Vernichtung der Gottlosen, während sie mitten in ihrem geschäftigen Treiben sind. Wenn der Sohn des Menschen so kommt, wird Er dann den Glauben auf der Erde finden (Lk 18,8)? In wie weit wird Er jetzt schon nicht mehr gefunden?
Wirf noch einmal den Blick, den Er in Lukas 21,25.26 gibt, nicht nur auf die Zeichen an Sonne und Mond und Sternen, sondern auf den moralischen Zustand auf der Erde, wenn die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Es ist nicht das Ende der Welt, sondern des Zeitalters, wenn der Sohn des Menschen in einer Wolke kommend gesehen wird sieht und das Reich Gottes offenkundig und in Macht errichtet wird, die alle Widerstände niederwirft.
Dieses „plötzliche Verderben“ steht hier vor dem inspirierenden Geist, der die Schärfe seines Schwertes nicht abgestumpft von Tradition und gefühllosem Unglauben beibehält. Das Wort Gottes von alters her, sein gesamtes Wort, ist gut, worin Er den Menschen zum Hören aufruft; aber Er wird abgewiesen. Er streckte seine Hand flehend aus, aber niemand achtete darauf; sein Rat wurde verworfen, und seine Zurechtweisung nicht minder. Was blieb unter dem Gesetz möglich? Unbarmherziges Gericht. Wie schrecklich, wenn der Herr, der geduldig und langmütig ist, über das Unglück derer lacht, die Ihn verachtet haben, die Ängste, die Not und die Furcht derer verspottet, die Ihn verhöhnt haben, und keine Antwort auf ihr Rufen hat, noch gefunden wird, auch wenn man noch so eifrig sucht! Das Gericht zu fürchten, besonders wenn es herabfällt, heißt nicht, den Herrn zu fürchten.