Behandelter Abschnitt Spr 1,10-19
Auf diese fundamentale Befreiung folgt der übliche Appell der Zuneigung: „Mein Sohn“. Denn hier sind die Beziehungen, die Gott geschaffen hat und gutheißt, von ebenso großem Wert, wo seine Furcht herrscht, wie sie Sünde und Elend verewigen, wo es nicht so ist. Die Eltern sollen geehrt und gehört werden, die Unterweisung des Vaters und die Lehre der Mutter. Das weiß der Sohn zuerst, um den Gehorsam zu formen und zu lenken, wenn der Eigenwille sich nicht widersetzt; und sie sind seine anmutige Zierde. Wie früh sie auf das Herz wirken, und wie einflussreich auf das Verhalten und sogar den Charakter, kann mancher Sohn bezeugen. Ach, dass die Menschen das Wort der Weisesten vergessen haben und ihre Torheit bewiesen haben, Eltern und Kinder! Und in diese traurige Seite werden wir nun eingeführt.
Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein. Wenn sie sagen: Geh mit uns! Wir wollen auf Blut lauern, wollen den Unschuldigen nachstellen ohne Ursache; wir wollen sie lebendig verschlingen wie der Scheol, und unverletzt, gleich denen, die plötzlich in die Grube hinabfahren; wir werden allerlei kostbares Gut erlangen, werden unsere Häuser mit Beute füllen; du sollst dein Los mitten unter uns werfen, wir alle werden einen Beutel haben: Mein Sohn, geh nicht mit ihnen auf dem Weg, halte deinen Fuß zurück von ihrem Pfad; denn ihre Füße laufen dem Bösen zu, und sie eilen, Blut zu vergießen. Denn vergeblich wird das Netz ausgespannt vor den Augen alles Geflügelten; sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, stellen ihren eigenen Seelen nach. So sind die Pfade all derer, die der Habsucht frönen: Sie nimmt ihrem eigenen Herrn das Leben (1,10–19).
Hier wird der Sohn davor gewarnt, auf die Stimme der Verlockung zu hören. Denn der Satan hat nicht wenige Instrumente, die darauf aus sind, andere zum Bösen zu verführen; und die Verführung ist ebenso natürlich wie gefährlich. „Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, irregehend, dienten mancherlei Begierden und Vergnügungen, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend“ (Tit 3,3). Und darin führen die, die die geringsten Skrupel haben – ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit – ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen. Das Wort lautet: „Geh nicht mit ihnen auf dem Weg, halte deinen Fuß zurück von ihrem Pfad“ (V. 15). Begehrlichkeit und Raub, um sie zu befriedigen, werden anschaulich beschrieben; Gewalttätigkeit folgt der Lust, und das eigene Leben wird verwirkt. Es kommt der Tag des Gerichts ohne Gnade, des Gerichts des Fleisches. Hört zu, „denn vergeblich wird das Netz ausgespannt vor den Augen alles Geflügelten“ (V. 17). In Wirklichkeit warten sie auf ihr eigenes Blut, so sicher, wie Gott zu erlösen weiß. Wie mancher, gegen den ein Komplott geschmiedet wird, entkommt, während die Gewinngierigen ihr eigenes Leben verlieren, das Ende ihrer bösen Pläne in dieser Welt!