Behandelter Abschnitt Hiob 42
Wir haben nun das wichtige Thema Gottes offenbart. Es wäre gar nicht so gut für Hiob gewesen, wenn er es vorher gehört hätte; aber er musste sehr einfach leben und lernen, sich Gott anzuvertrauen. Er musste völlig sicher sein, dass Gott nicht versagen würde, treu und gnädig zu sein. Und doch war die Prüfung schwer; und wir wissen, dass Hiob zusammenbrach, wie es jeder Mensch seit Anbeginn der Welt getan hat, außer dem Herrn Jesus selbst. Und in der Tat ist es sehr lehrreich, die Stellen, an denen der Herr Jesus von seinem Leiden spricht, mit der Gereiztheit zu vergleichen, die sogar ein so bewundernswerter Mann wie Hiob zeigte. Aber dennoch kam die ganze Sache zum Vorschein; und nichts kann schöner und offensichtlicher und lehrreicher sein als das Buch, wenn man es als Ganzes betrachtet.
Wir haben bemerkt, dass wir erst im letzten Kapitel die Geschichte und die Erwähnung des Herrn im Umgang mit Hiob finden. Zweifellos haben wir es auch in dem, was der Herr zu Hiob sagte, aber das kommt erst zum Schluss des Buches. In den vorhergehenden Teilen dieses Buches haben wir nichts dergleichen, außer in den ersten beiden Kapiteln. Dort haben wir den Herrn als moralischen Statthalter, und zwar nicht in der Art eines Volkes, sondern auf einen einzelnen Menschen angewandt, doch wurden zweifellos auch andere Menschen geprüft und zum Segen geführt. Jedenfalls wurde ihnen Barmherzigkeit zuteil, wie im Fall der drei Freunde. Aber wir finden, dass alle Betroffenen, außer Elihu, wirklich gedemütigt werden mussten. Elihu ist sehr eigenartig, denn er beteiligte sich nicht, und wir hätten nicht gewusst, dass es eine solche Person gibt. Er erscheint erst und plötzlich am Schluss, als die Freunde Hiobs alle zum Schweigen gebracht worden waren und Hiob nichts mehr zu sagen hatte. Als Elihu sprach, war Hiob still, er konnte nichts antworten. Doch das Wirken an seiner Seele war noch nicht vollständig, bis der Herr erschien.
Nun ist es aber sehr auffallend zu sehen, dass wir in diesem Buch alle großen Elemente finden, die im gesamten übrigen Alten Testament vorkommen. Wir hätten aus diesem Buch nicht erkennen können, dass es ein Volk Israel gibt. Wir haben keinen Hinweis auf das Gesetz, das von Mose gegeben wurde, noch auf die besondere Stellung, die den Söhnen Abrahams gegeben wurde. Der eigentliche Zweck des Buches besteht darin, zu zeigen, dass Gott Gott bleibt, und mehr noch, dass der „Herr“ (der Bundesname Gottes) zeigen würde, dass er innige persönliche Beziehungen zu einem gottesfürchtigen Menschen hatte, und zwar zu jemandem, der von Gott für diese große Prüfung bestimmt wurde – der treueste Mann, der damals auf der Erde zu finden war. Sogar Jakob war nicht für eine solche Prüfung geeignet, selbst wenn Jakob und Hiob Zeitgenossen gewesen wären. Denn obwohl sich vieles Schöne zeigte, als Jakob älter wurde, gab es unendlich viel, das gesiebt werden musste. Es gab sehr viel, das er bedauerte und für das er zu verschiedenen Zeiten seines Lebens gezüchtigt wurde, von den frühen Tagen an bis zu seinen späteren. Jakob war also keineswegs ein solch geeigneter Mensch wie Hiob.
Hiob scheint ein Mann gewesen zu sein, der von Gott beschützt wurde (wenn ich das so sagen darf), so dass er sehr wenig von dem Verderben wusste, das durch die Lust in der Welt ist. Denn obwohl er ein gottesfürchtiger Mann war und daher von den bösen Menschen jener Generation bedrängt werden konnte, wie es bei solchen Menschen gewöhnlich der Fall ist, so war er doch wirklich ein Fürst unter den Menschen. Aber das Traurige war, dass Hiob sich dessen durchaus bewusst war. Er bewunderte sich selbst viel zu sehr; außerdem liebte er sein „Nest“. Er hoffte, dass dieses Nest niemals zerstört werden würde, und dass er in seinem Nest sterben würde, wie er sagte. Aber Gott beabsichtigte, ihm eine sehr tiefgehende Lektion zu erteilen, bevor das geschehen würde. Tatsächlich wurde er glücklicher als je zuvor; und da befinden wir uns völlig auf alttestamentlichem Boden. Er bekam große Herden, die beständig größer wurden; und er hatte auch Besitztümer auf dem Weg der Liebe; niemand konnte zu viel für ihn tun, nachdem er zu Wohlstand gekommen war. Das ist der Weg dieser Welt, und das war auch der Weg der Freunde Hiobs. Aber er hatte am Ende mehr Kamele, mehr Pferde, mehr Herden und schönere Töchter als am Anfang. Das ist alles völlig außerhalb dessen, was wir kennen.
Kurz gesagt, wir finden im ganzen Alten Testament kein Leiden mit Christus oder Leiden für Christus. Es ist auch nicht die übliche Art und Weise, in der Gott damals handelte. Ich habe erst heute Morgen in einer kleinen Zeitung gelesen, die aus Spanien kam: Das große Thema der Person, die diese Zeitung schrieb – die auch bereits einmal in diesem Raum war, wenn auch nicht in Gemeinschaft mit uns –, dass die Wege Gottes immer die gleichen seien. Das ist der Punkt, wo unsere gute Schwester völlig falsch liegt. Die Wege Gottes sind sehr unterschiedlich. Sie waren im Paradies ganz anders als außerhalb des Paradieses; und sie waren nach der Sintflut anders als vorher; und sie waren in Israel wieder anders als vor der Verkündigung des Gesetzes; und sie sind jetzt, nachdem Christus gekommen ist und die Erlösung vollbracht ist, noch viel unterschiedlicher. Ich nehme an, dass die Menschen damit meinen, dass Gottes Charakter immer unwandelbar ist. Das ist sicherlich richtig. Gott ändert sich nicht; aber Gott geht in seiner souveränen Weisheit mit jedem von uns auf eine andere Weise um. Zugleich gibt es allgemeine Wege, die zu bestimmten Zeiten bestehen bleiben. Es gibt jetzt tiefere Wege als je zuvor, seit Christus gekommen ist, und es wird von uns erwartet, dass wir in die Wege Gottes eintreten, ebenso wie in seine Ratschlüsse, die jetzt zum ersten Mal offenbart werden. Die himmlischen Ratschlüsse, die in alttestamentlichen Zeiten unbekannt waren. Sie kannten den Plan Gottes für die Erde; das wussten sie allmählich immer besser, als die Dinge weitergingen und als die regulären Propheten, die ihre Prophezeiungen schrieben, aufzutreten begannen. Aber die Wege Gottes entsprechen immer dem, was Ihn beschäftigt, und dem, was Er im Allgemeinen tut. Gleichzeitig führt Er aber auch eine moralische Regierung mit jedem von uns, so dass wir mit Ihm zu tun haben.
Das war es, was Hiob lernen musste: Es gab etwas, was ihm selbst unbekannt war, was mit der Gegenwart Gottes unvereinbar war. Es war nicht so, dass er an einem Erlöser zweifelte. Er glaubte voll und ganz an Ihn. Doch das war eine andere Sache. Und Menschen können jetzt an den Erlöser glauben und doch nie persönlich in die Gegenwart Gottes gebracht worden sein, was ihre Praxis betrifft. Es ist eine ganz andere Sache, Ihn, wie die Philosophen sagen, „objektiv“ zu haben, als Ihn „subjektiv“ zu unserem Eigentum zu machen. Genau das war bei Hiob der Fall. Er hatte kein subjektives Wissen darüber. Er hatte es sich nicht zu eigen gemacht. Er war ein gläubiger Mensch und erfreute sich an der Güte Gottes. Wir sehen ihn als Priester handeln, aber nicht als König; und wir finden das am Ende des Buches auf eine herrlichere Weise als am Anfang; denn wir finden, dass er gewisse Befürchtungen um seine Söhne und seine Töchter hatte, aber als er alles durchgemacht hatte, hatte er überhaupt keine Angst mehr. Es gab keine Zurückhaltung; er hatte überhaupt keine Angst vor irgendetwas, das kommen würde. Aber er erlebte äußerste Leiden, die jeden Menschen treffen können.
Zuerst waren die Leiden solche, wie sie für einen Menschen üblich sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein sehr reicher Mann sehr arm wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mann seinen ganzen Besitz verliert. Das geschieht nicht nur durch Raub, sondern auch durch andere Mittel – manchmal durch Mangel an Weisheit und andere Leute, die sich einen Vorteil verschaffen und so weiter. Es gibt viele Wege, auf denen es zu einem sehr großen Umschwung kommen kann. Außerdem kann eine Person plötzlich von strahlender Gesundheit zu dem elendesten Objekt werden, das möglich ist.
Aber ich nenne sie nicht geistige Leiden; sie sind das, was jeden Menschen treffen kann. Es mag bei einem unbekehrten Menschen so sein. Nur gab es diese Besonderheit bei Hiob, die er anfangs nicht wusste, dass Gott dem Satan erlaubte, all diese Dinge zu bewirken. Satans Vergnügen und Hoffnung war, Hiobs Füße zu verstricken und ihn zu Boden zu werfen, damit er Gott verfluchen würde. Das war es, was der Satan unbedingt herbeisehnte. Gott erlaubte ihm, sich durchzusetzen, aber nicht, Hiob zu töten. Das wäre für Hiob angenehm gewesen. Doch dann wäre die wichtige große Moral der Geschichte nicht zum Vorschein gekommen, nämlich, dass Segen in seine Seele durch die Dinge entstand, die gegen ihn zu sein schienen, und nicht nur durch die Dinge, die er erlebte. Als er anfing, Fehler festzustellen, musste er lernen, dass genau dieser Gott jemand war, der niemals von dem, was ausgezeichnet war, abweichen konnte, und dass Er in alledem eine Absicht des Segens für Hiob hatte. Nicht nur darin, dass er äußeren Segen, das heißt zeitlichen Segen, hatte, sondern Segen für seine Seele.
Und das alles ist sehr auffällig in einem so frühen Buch wie diesem im Alten Testaments. Denn es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass es genauso so früh geschrieben wurde wie das erste Buch Mose, und sehr wahrscheinlich von demselben Mann. Es entstand früher, ich zögere nicht zu sagen, als das zweite Buch Mose. Es folgte vielleicht auf das erste Buch Mose oder auch nicht. Das kann ich nicht sagen. Sie waren zeitlich sehr nahe beieinander. Es könnte sogar vor dem ersten Buch Mose entstanden sein, soweit es das betrifft; aber es ist extrem früh und bevor Israels Geschichte als Nation begann. Es gibt in diesem Buch keinen Auszug aus Ägypten, keine Durchquerung der Wüste und keinen Einzug ins Land – nicht einmal die geringste Anspielung auf dergleichen. Hätten diese Dinge damals stattgefunden, wäre eine Anspielung sehr angebracht gewesen.
Dennoch haben wir hier die großen Elemente, die wir auch anderswo im Alten Testament finden. Der Ort des Opfers – wir wissen, wie früh das begann – vom Sündenfall an; und wie die erste große Handlung der Söhne Adams durch den Glauben oder den Mangel an Glauben entschieden wurde – Kain brachte ein bloßes Opfer, was an sich ein gutes Opfer gewesen wäre, aber einen völligen Mangel an Bewusstsein für Sünde zeigte, und auch für das, was Gott geschuldet war. Abel hingegen brachte sein Opfer. Damit stellte er den Tod zwischen sich und Gott. Das wies auf den Tod Christi hin. Ich spreche jedoch jetzt einfach von dem Opfer. Abels Glaube brachte also dieses Opfer. Das ist die Antwort auf den Tod Christi jetzt. Jeder Versuch, jetzt ohne das Opfer vor Gott zu stehen, zeigt, dass ich kein rechtes Bewusstsein der Sünde oder der Heiligkeit Gottes habe. Ich kenne weder mich selbst noch Ihn, sonst würde ich sicherlich auf das eine große Opfer schauen, das alle anderen vervollständigt und beendet – das Opfer Christi.
Nun, dann finden wir noch eine andere sehr wichtige Wahrheit von Anfang an, und das ist die Verbindung des Himmels mit dem Menschen auf der Erde, und das, was im Menschen auf der Erde geschehen soll, wird im Himmel angeordnet, bevor es den Menschen selbst erreicht. Nun, das ist jetzt wahr; das ist immer noch der Fall. Wir finden, dass das danach weitergeführt wird. Wir sehen bei David, auch wenn das eine andere Zeit war, die Opposition Satans, und zwar im letzten Kapitel von 2. Samuel (und in 1. Chronika, wiederholt in einer anderen Form); wir finden das auch im Buch der Könige. Aber dieses Buch Hiob wurde Hunderte von Jahren zuvor geschrieben. Es war also in Hiobs Fall vollkommen originell. Es wurde in keinem anderen Buch aufgezeichnet, sondern erst viel später. Und dort finden wir eine andere furchtbare Gestalt: nicht nur die Engel, die mit der Gegenwart Gottes vertraut sind und denen Gott voraussagt, was auf der Erde geschehen wird, sondern auch den Teufel, den großen Feind des Menschen, und doch die vollkommene Überlegenheit Gottes in seiner Liebe und in seiner Macht. Er stellt insbesondere Hiobs Fall vor den Satan; und Er rühmt (so können wir das nennen) Hiob vor dem Teufel; und der Teufel wird natürlich zu jeder Art von Bosheit und Eifersucht wegen eben dieser Sache erregt; und Gott lässt dies alles zu, wohl wissend, aber immer durch seine eigene Gnade wirkend, dass zu gegebener Zeit alles wieder in Ordnung gebracht werden würde. Es würde sein eigenes persönliches Eingreifen erfordern, und das ist eine der großen Besonderheiten des Buches Hiob.
Aber wir finden dasselbe in Sacharja – der Herr spricht zu Josua, und Satan widersetzt sich; und das in einem der letzten Bücher des Alten Testaments. Hier finden wir also, dass das Buch Hiob dieselbe große Wahrheit in einer früheren Form – am Anfang des Alten Testaments – enthält, was sich später fast an dessen Ende wiederfindet. Denn Sacharja war nur kurz vor Maleachi, und in der Tat können sie Zeitgenossen gewesen sein. Sie waren Propheten nach der babylonischen Gefangenschaft. Und dann kommt die große Prüfung. Und das Bemerkenswerte ist erstens, dass Satan völlig besiegt wurde. Satan konnte nichts bei Hiob erreichen. Er tat sein Schlimmstes, und die ganze Zeit über sah man Hiob von seiner besten Seite.
Aber da war zweitens etwas in Hiobs Herz, das irgendwie an die Oberfläche kommen musste. Es ist bemerkenswert, dass die Freunde Hiobs, nicht der Feind, das Mittel dazu gewesen zu sein scheinen. Und Gott hat eine sehr demütigende Lektion für sie, so wie Er eine demütigende Lektion für Hiob hat. Sie haben alles durchschaut; und tatsächlich waren Hiobs Freunde unwissender über die Wege Gottes als Hiob; und sie schätzten seinen Fall sehr schlecht ein, und das ist, wenn es um einen guten Menschen geht, immer eine Gefahr. Es mag etwas geben, was der Herr zu züchtigen hat. Doch sehr oft zeigen die, die das versuchen, nur ihre eigene Oberflächlichkeit, und auch, dass sie sehr ungeistlich sind – dass sie nicht in die Gedanken Gottes darüber eindringen. Das war der Fall bei den drei Freunden Hiobs. Ich zweifle nicht daran, dass sie sehr angesehen waren, und dass man sie auch für sehr gottesfürchtige Männer hielt. Aber gottesfürchtige Männer müssen ihr rechtes Maß finden.
Und so war es mit Hiob und seinen drei Freunden, und die große Debatte geht weiter. Sie waren gekommen und saßen da, um mitzufühlen. Das Ende davon war, dass sie ihn ansahen und den schrecklichen Zustand sahen, in dem er sich befand, und dass sie kein Wort zu ihm zu sagen hatten. Das konnte Hiob nicht verstehen. Wenn sie nicht da gewesen wären, hätte er das Leid vielleicht ertragen. Aber manchmal können wir allein ertragen, was wir in Gegenwart anderer Menschen nicht ertragen können, und das war bei Hiob der Fall. Und nachdem Hiob dies sieben Tage und Nächte lang ertragen hatte, saßen sie die ganze Zeit über still da und verurteilten ihn, ohne ein Wort des Mitgefühls zu sagen. Das erregte Hiob, und er tat Aussprüche, die ganz und gar nicht seiner Gewohnheit entsprachen und alles andere als Gott verherrlichten. Dann kamen ihre Zweifel an ihm, die immer leidenschaftlicher wurden, bis sie anfingen zu denken, er müsse ein sehr böser Mensch sein. Sie gingen davon aus, dass das, was jetzt geschah, dem absoluten Charakter Gottes entspricht.
Aber das ist ganz und gar nicht so. Wenn die Dinge jetzt nach Gottes Willen wären, gäbe es keinen Krieg; es gäbe keine Intrigen; es gäbe keine Menschen, die sich gegenseitig ausnutzen. Es gäbe keinen Raub oder Trunkenheit oder irgendeine andere Art von Schlechtigkeit, die erlaubt wäre. Es wird ein Tag kommen, an dem dies der Fall sein wird, und an dem der Zustand der Dinge auf der Erde den Gedanken Gottes im Himmel entsprechen wird. Das ist es ja, was im sogenannten „Vaterunser“ ausgedrückt wird – „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“ (Mt 6,10). Das wird nicht geschehen, wenn der Herr regiert. Und diese Männer hatten die sehr törichte Vorstellung, dass kein gottesfürchtiger Mensch, der dementsprechend recht wandelt, jemals leiden könnte, und dass, wenn ein Mensch in sehr großes Leid kam, es daran lag, dass er ein sehr großer Sünder war, und, wenn es niemand wusste, musste er ein Heuchler sein.
Das war das „liebenswerte“ oder „liebevolle“ oder wie man es auch immer nennen mag – wirklich selbstgerecht – das „selbstgerechte“ Urteil der drei Freunde Hiobs, gepaart mit grober Unwissenheit sowohl gegenüber Gott als auch gegenüber den Menschen. Nun, er wehrte sich dagegen und nahm es übel. Er sagte ihnen daher sehr deutlich, dass sie nichtige Ärzte seien (13,4); dass sie, anstatt ihm Trost zu spenden, im Gegenteil seine Wunden verätzten und dass sie sie nur entzündeten – in der Tat, dass sie leidige Tröster seien, während sie sich gleichzeitig für die Weisen hielten; und so hielt er inne, und wann immer sie ein Wort äußerten, äußerte er ein besseres; und so brachte er sie schließlich zum Schweigen.
Dann finden wir Elihu, der sehr zur rechten Zeit erscheint, und in einer für einen geistlichen Verstand, der es verstehen würde, sehr schönen Weise, denn er war ein junger Mann, und sie waren alt – er hatte geschwiegen, bis sie kein Wort mehr zu sagen hatten – nicht nur die drei Männer, sondern auch Hiob, denn er war am Ende seines langen Gesprächs angelangt. Elihu öffnete nicht früher seinen Mund. Aber als er es tat, sagte er ihnen deutlich, dass er als junger Mann verpflichtet sei, für Gott zu sprechen, und dass er entrüstet sei, erstens, dass die drei Männer Hiob völlig falsch verdächtigt hätten, und zweitens, dass Hiob Gott falsch verdächtigt habe, und dass Hiob es deshalb verdiene, getadelt zu werden, und dass er Ihm deutlich sagen müsse, wo Er falsch liege. Aber nachdem er das getan hatte, verschwand er. So spielte er die Rolle eines Auslegers, einer von tausend. Das hatte Hiob am Anfang gewollt, denn er war erschrocken, als er an die Majestät Gottes dachte; und er wollte einen, der vom Ton abgekniffen war wie er selbst.
„Nun,“ sagt Elihu, „ich bin Gottes wie du; vom Ton abgekniffen bin auch ich. Siehe, sein Schrecken wird dich nicht ängstigen“ (33,6.7). Und deshalb will ich dir die Wahrheit sagen, dass du in einer Weise geredet hast, die einem Heiligen Gottes ganz unwürdig ist. Du hast dich von den bitteren Vorwürfen anderer aufstacheln und entflammen lassen und hast es an Gott ausgelassen; dein richtiger Platz wäre gewesen, dich daran zu erinnern, dass Gott seine Züchtigung durchführt – dass Er das sogar mit den Unbekehrten tut, und noch mehr mit den Bekehrten, damit sie konsequent wandeln können. Das ist es, was Er mit Hiob tat; und Hiobs Platz hätte sein sollen, sich selbst zu richten und sich Gott zu unterwerfen. Nun, genau das war der Fall. Und dann greift der Herr in den Fall ein; und Er überwältigt Hiob mit einer Reihe von Fragen, die einer der wissenschaftlichsten Männer, die je gelebt haben, nicht beantworten konnte.
Eines der Dinge, in denen die Deutschen erfolgreich waren – nicht in Bezug auf die Bibel; da sind sie nirgends erfolgreich; aber in Bezug auf Angelegenheiten der Wissenschaft auf der Erde; sie haben einige sehr fähige Männer in den letzten Jahren gehabt, und niemand war vielleicht ein größeres Orakel in der Wissenschaft und in der Kenntnis der Welt im Allgemeinen als der berühmte Baron Alexander Humboldt; und diese Worte des Herrn versetzten ihn in Erstaunen; und er gab zu, dass das, was Hiob nicht beantworten konnte, die Männer der Wissenschaft noch nicht beantworten können. Es ist für sie überwältigend; denn obwohl die Männer der Wissenschaft sehr klug in Bezug auf sekundäre Ursachen sind, werden sie immer von den primären Ursachen aufgehalten. Sie können nie zur wichtigen Ursache gelangen, und sie wollen die wichtige Ursache nicht. Der Grund dafür ist Folgender: Niemand lernt Gott jemals durch Wissen oder Weisheit kennen. Wir lernen Gott durch unseren Mangel an Ihm kennen. Wir lernen Gott kennen, wenn wir arme Sünder sind, die in ihren Gewissen überwältigt sind. Und wer kann uns begegnen außer Gott? Reue ist also immer auf Gott gerichtet; und Reue bedeutet, dass ich nur noch ein Sünder bin; denn Gott wird mir Barmherzigkeit erweisen; und Gott erweist sie in unserem Herrn Jesus. Aber Hiob kannte den Herrn Jesus nicht und konnte ihn nicht kennen, wie wir ihn kennen; aber er wartete auf Ihn. Das ist eine weitere große Wahrheit, die hier zum Vorschein kommt.
Zweifellos war die Art und Weise, wie Hiob nach dem Herrn Ausschau hielt, eher die eines Blutsverwandten-Erlösers, der auch ein Rächer an den Feinden sein würde. Nun, das ist ganz natürlich: Der Same des Weibes wird der Schlange den Kopf zertreten (vgl. 1Mo 3,15). Das ist die richtige alttestamentliche Vorstellung. Aber er konnte sie noch nicht begreifen, das geschah erst eine ganze Weile später. Es gibt einen sehr bemerkenswerten Psalm von David (Ps 22); das ist der bemerkenswerteste im Buch der Psalmen in dieser Hinsicht. Und er ist nicht der einzige Psalm. Wir haben einen weiteren (besonders Ps 102). Und wir haben einen weiteren, der sich mehr auf den Rächer bezieht (Ps 69). Und es gibt noch zwei weitere, auf die ich jetzt nicht näher eingehen muss; aber auf jeden Fall gibt es im Alten Testament jemanden, der kommt, um zu rächen. Und deshalb erwartet Israel beim Kommen des Herrn, dass seine Feinde vernichtet werden, während sie selbst erlöst werden. Das ist überhaupt nicht unser Glaube an die Wiederkunft des Herrn. Wir schauen, dass wir in den Himmel hinaufgehen, wie der Herr Jesus in den Himmel hinaufging. Es wird für die Erde belanglos sein, und die Menschen werden es nicht sehen; sie werden wissen, dass wir irgendwie weg sind, wie sie es von dem Herrn wussten.
Das war ein Wunder von kurzer Dauer, und es wurde bald vergessen. Und so wird es dann auch sein. Man sollte meinen, dass es auf der ganzen Welt einen großen Eindruck machen würde, dass die Gläubigen verschwinden. Aber es wird ein Tag sein, an dem sie der Herzenshärte überlassen werden und an dem gerichtliche Blindheit auf sie fallen wird, so dass Gott deshalb nicht an ihnen wirken kann, um ihre Seelen aufzuwecken. Er wird durch bekehrte Juden das ewige Evangelium zu den Heiden bringen, und es wird eine sehr große Sammlung von Bekehrten geben, sowohl von Juden als auch von Heiden (Off 7); aber das geschieht zu der Zeit, wenn wir im Himmel sind, bevor der Herr [öffentlich, sichtbar] erscheint. Aber die Ansicht, dass der Erlöser für uns gestorben ist, und folglich die Bedeutung aller Opfer erfüllt – all das war den Gläubigen zur Zeit des Alten Testaments völlig verborgen. Sogar die Apostel haben es nicht verstanden, bis der Herr auferstanden war. Sie hatten keine Ahnung davon und glaubten nicht, dass Er sterben würde. Ich habe kaum Zweifel daran, dass Judas sich selbst schmeichelte, als er das Geld für den Verkauf des Herrn bekam, dass der Herr aus ihren Händen entkommen würde. Doch als er feststellte, dass der Herr sterben würde, beging er Selbstmord. Er gab sich ganz der Verzweiflung und dem Teufel hin.
In Jesaja 53 haben wir eine sehr leuchtende Prophezeiung. Ja, es ist alles sehr leuchtend für uns jetzt; aber was war es in Jesajas Tagen? Es ist sehr zweifelhaft, ob irgendjemand von ihnen es verstanden hat. Schauen wir uns den guten Kämmerer an, der aus Äthiopien heraufkam, um in Jerusalem anzubeten, und der genau in diesem Kapitel las, doch er verstand nicht, was es bedeutete. Er wusste es überhaupt nicht. Es ist sehr gut möglich, dass der Kämmerer von dem Tod des Propheten von Nazareth gehört hatte, aber er brachte es überhaupt nicht mit diesem Kapitel in Verbindung. Und wie ich schon sagte, waren sich die Apostel selbst nie darüber im Klaren, bis das Ereignis eingetreten war. Und erst nachdem der Heilige Geist gegeben war, gab es irgendeine Macht, es zu verkünden. Als der Herr in die Jünger gehaucht hatte, scheinen sie es in jenen vierzig oder fünfzig Tagen verstanden zu haben – vierzig, während der Herr bei ihnen war, und zehn Tage später, bevor der Heilige Geist gegeben wurde. So viel, wie es in der Schrift sogar an Vorbildern davon gibt, so wenig setzt der Mensch die Dinge zusammen. Wir sind sehr auf den Geist Gottes angewiesen, dass Er es uns gibt, die Schriften zu verstehen.
Nun, ich beziehe mich darauf, weil ‒ das möchte ich erwähnen ‒ eine andere Sache sehr bemerkenswert ist, denn sie zeigt uns, in wie weit sie verstanden haben, dass es zwei Auferstehungen geben würde. Hiob 14 bezieht sich, wie ich schon gesagt habe, auf die Auferstehung des Menschen, und zwar erst, wenn der Himmel nicht mehr da ist. Aber in Hiob 19 ist es die Auferstehung des Gläubigen, und da wird der Erlöser erwähnt, der auf dem Staub der Erde stehen wird, das heißt, bevor die Himmel nicht mehr sind. Siehst du, dass das genau mit den beiden Auferstehungen in Offenbarung 20 übereinstimmt? Da gibt es die Auferstehung der Gläubigen, während die Erde noch besteht, und die Auferstehung der Bösen, nachdem Himmel und Erde völlig aufgelöst sind. Dann wird es wieder einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Aber Hiob spricht nicht darüber. Jesaja tut es zwar, aber er wendet das auf Israel an. Er stellt eine sehr verkürzte Sichtweise vor. Es war ihm nicht gegönnt, es vollständig zu sehen. Aber in 2. Petrus 3 finden wir die völlige Entfaltung der Lehre; und Johannes hat in Offenbarung 21 eine himmlische Vision, die es uns offenbart und alles klar macht.
Nun, der Herr überwältigt Hiob; aber auch er spricht nicht von dem Opfer Christi. Was Hiob bekennt, ist sein Unrecht, den Irrtum seiner eigenen Unwissenheit und der Allwissenheit Gottes – denn Hiob hatte sich angemaßt, das zu verstehen, was Gott ihm noch nicht offenbart hatte. Es war noch nicht offenbart. Das geschah erst später. Aber was soll der Mensch tun, wenn er etwas nicht versteht? Erstens, vertrauensvoll zu Gott aufschauen; und zweitens, sich selbst richten, damit er keine Gedanken zulässt, die falsch sind. Hiob war in diesen beiden Punkten im Unrecht, wird aber völlig zurechtgebracht; denn diese wunderbaren Fragen des Allmächtigen legten Hiob zum ersten Mal in den Staub. Und der Herr blieb mittendrin stehen und wandte sich an Hiob, und schon da sagte Hiob: „Siehe, zu gering bin ich“ (40,4a). Nun hatte er über sich selbst nachgedacht. Nicht nur: Ich war zu gering, bevor ich etwas von Dir wusste, sondern: „Trotz all dem, was Du für mich gewesen bist, und trotz all der Gnade, die mir erwiesen wurde, muss ich zu diesem Schluss kommen: „Siehe, zu gering bin ich, was soll ich Dir erwidern?“ Nun, gar nichts. Dieser Mann, der so fein, anderen antworten und besonders über sich selbst reden konnte! Denn in Hiob 31 steht die großartigste Beschreibung eines bewundernswerten Gläubigen, die es gibt. Aber das Unglück ist, dass Hiob über sich selbst spricht. Nun, es ist eine feine Sache, über die Güte anderer Leute zu reden; doch es ist kein feines Thema im Blick auf sich selbst so zu reden. Und das ist es, was Hiob tat. Er hatte die größte Freude daran, an die große Ehre zu denken, die ihm erwiesen wurde, und wie die Edlen ihre Zunge zurückhielten, wenn Hiob ein Wort sagte, und wie sich alle vor Hiob verneigten. Und nun war es so weit gekommen, dass er der Spott aller kleinen frechen Knaben war, und dass die größeren Knaben versuchten, seine Füße zu binden und ihn hinunterzustoßen – und all die schurkenhaften Weisen einer elenden Welt – gerade solche Dinge, wie es jetzt sein würde, wenn die Leute einen Großen sehen würden, der heruntergekommen ist, in schmutzigen Lumpen auf der Straße einherzugehen, und sein ganzer Körper faulte!
Oh, es ist eine schreckliche Notlage und eine furchtbare Sache! Aber wie gut war das Ergebnis! Jetzt sagt er endlich: „Ich lege meine Hand auf meinen Mund“ (V. 4b) – dieser Mund, der so gut gesprochen hatte! „Einmal habe ich geredet, und ich will nicht mehr antworten, und zweimal, und ich will es nicht mehr tun.“ Das war ein gutes Zeichen. Aber nun, nachdem der Herr alles offenbar gemacht hatte, sind es vor allem zwei Dinge, auf die Er eingeht – seine Überlegenheit und auch seine Macht, begleitet von der zärtlichsten Fürsorge. Fürsorge nicht nur für gute Tiere, wie Schafe und Lämmer oder dergleichen, sondern für Löwen und Löwinnen, die gewiss sehr furchterregend sind. Und der Adler – ein Objekt von besonderem Interesse für Gott; ja, und darüber hinaus hatte Er sich entschieden, den Strauß zu schaffen; und obwohl der Strauß kein Flugvogel ist, sondern einfach ein sehr schneller Läufer, so war er doch da und konnte ein Rennpferd eine gewisse Zeit schlagen. Wer ist es? – Warst du es, Hiob, der all diese Dinge verwaltete? Warst du es, der sich um sie alle kümmerte, für sie alle sorgte? Warst du geboren, als sie geschaffen wurden? In der Tat war Hiob in jedem Punkt gründlich geschlagen und in jeder Hinsicht überwältigt von dem Gefühl seiner Unwissenheit und Anmaßung, wenn er über die weitaus wundervolleren Wege eines Gottes sprach, nämlich wie Er jetzt mit dem Herzen eines Menschen, mit der Seele eines Menschen und mit den Umständen eines Menschen umgeht. Der Herr drückt diesen letzten Teil nicht aus. Es war Gott, der seine Majestät, Macht, Weisheit und Güte in äußeren Dingen zeigte. Wenn das auf Gott zutraf, wie viel mehr in geistlichen Dingen? Das ist die große Lektion des Buches, die Hiob lernen und nach der er handeln musste! Und sie hatte ihre Wirkung.
„Ich weiß, dass du alles vermagst und kein Vorhaben dir verwehrt werden kann“ (42,2). Nicht nur kein Wort; er hatte falsche Dinge gesprochen. „Wer ist es, der den Rat verhüllt ohne Erkenntnis?“ (V. 3). Es war er selbst, und er gibt es zu. Dies ist sein großes Bekenntnis: „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört“ (V. 5a) – ich wusste es objektiv; aber jetzt, nachdem ich es mir zu eigen gemacht habe, es auf meine eigene Seele, meine eigenen Umstände, meinen eigenen Zustand angewendet habe – „... nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (V. 5b.6). Das war der große moralische Sieg, den Gott im Angesicht Satans und im Angesicht der drei Freunde Hiobs und im Angesicht Hiobs selbst errungen hatte. Denn das, was er gesagt hatte, hätte jeden außer Gott herausfordern können. Und so sehen wir die wunderbare Güte des Herrn inmitten all diesem Handeln.
„Und es geschah, nachdem der Herr diese Worte zu Hiob geredet hatte, da sprach der Herr zu Eliphas, dem Temaniter“ (V. 7a) – warum sprach er zu ihm? Er beobachtete, dass keiner dieser drei Männer ein Wort sagte. Sie haben nicht davon profitiert wie Hiob. Hätten sie richtig davon profitiert, so hätten sie sich Hiob angeschlossen und gesagt: „O Herr, vergib uns unsere Torheit; wir haben nicht nur gegen Dich gesündigt, sondern auch gegen unseren lieben Freund Hiob.“ Aber nein, sie hielten den Mund, wie so viele Menschen es tun, wenn sie sich sehr irren. Sie sagten nichts. Sie sollten es aussprechen. „Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und gegen deine beiden Freunde; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob“ (V. 7b).
Wann hat Hiob das Geziemende gesagt? Die erste Aussage, die ich gerade aus Kapitel 40 gelesen habe, nachdem der Herr zuerst gesprochen hatte; und dann die zweite Aussage, die der Herr hinzufügte. Es waren nicht seine schönen Reden. Das war überhaupt nicht die Sache, die der Herr schätzte. Es war seine Demütigung und das Einnehmen des wahren Platzes. Und der Herr wies die anderen in ihre Schranken. Sie hatten sich nicht gedemütigt. Aber der Herr drohte ihnen und sagte ihnen – nicht, dass sie jetzt geredet hätten, denn sie hatten nicht geredet – „Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und über deine beiden Freunde; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Und nun nehmt euch sieben Stiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und opfert ein Brandopfer für euch. Und Hiob, mein Knecht, möge für euch bitten“ (V. 7b.8a). Er musste ein Fürsprecher für sie werden: „denn ihn will ich annehmen.“
Jetzt war alles klar; so klar, dass er für die, die im Unrecht waren, handeln konnte. „damit ich nicht an euch tue nach eurer Torheit; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob“ (V. 8b). Nun waren sie gebeugt; und dementsprechend nahmen sie, die über Hiob zu Gericht gesessen hatten, den Platz der Übertreter gegen Gott ein und erwarteten von Hiob, dass er den Herrn für sie bitten würde.
„Und der Herr wendete die Gefangenschaft Hiobs, als er für seine Freunde betete“ (V. 10a). Da war das Erweisen von Gutem für Böses. Er betete für seine Freunde. „und der Herr mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte“ (V. 10b). Dann finden wir, dass sich alles umdreht (V. 11). „Und der Herr segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang; und er bekam 14.000 Stück Kleinvieh und 6.000 Kamele und 1.000 Joch Rinder und 1.000 Eselinnen“ – eben das Doppelte von dem, was er vorher hatte. Nun wird das – was darauf antwortet – auf der Erde vollbracht.
Das ist überhaupt kein himmlischer Lohn, sondern das, was mit dem Menschen auf der Erde der Fall sein wird. Das Alte Testament hebt nicht von diesem Boden ab, und selbst bei Hiob, der kein Jude war, finden wir dasselbe. Die Zeit, in der Israel gesegnet sein wird, wird die Zeit sein, in der die Nationen gesegnet sein werden. Israel ist der Erstgeborene der Nationen, und sie werden sich dem Juden unterordnen. Aber diese Zeit ist noch nicht gekommen, und sie wird der völlige Gegensatz zu unserer Zeit sein. Unser Platz ist in Christus, so wie, bildlich gesprochen, die Menschheit in Adam war, als derjenige, der der Vater von ihnen allen war. Jetzt gibt es ein anderes Haupt, und von uns heißt es, dass wir in ihm sind – in Christus. Und noch etwas ist wahr: „An jenem Tag werdet ihr erkennen“ (Joh 14,20). Die große Wahrheit der Briefe an die Epheser und an die Kolosser ist, dass wir im Epheserbrief in Christus sind, in dem all unser Segen ist; und im Kolosserbrief ist es Christus in uns, damit wir unserer Verantwortung entsprechen können, den zu offenbaren, der in uns ist. Wenn also das eine der große Trost des Christen ist, so ist das andere die ernste Mahnung an den Christen. „Ihr in mir“ – da war Gott segnend; „ich in euch“ – damit ihr auf mich zählen könnt, um eurer Verantwortung hier unten zu entsprechen. Nun, wir haben hier nichts von dieser Art; aber wir haben alles, was das Herz hier unten wünschen könnte. Hiob war ein weitaus größerer Mann als je zuvor – wenn man das zu den unermesslichen Dingen zählt, die er besaß; und darüber hinaus war er besonders in seiner Familie gesegnet.
„Und Hiob lebte nach diesen Dingen 140 Jahre.“ Ich meine damit nicht, und ich glaube auch nicht, dass die Worte ausdrücken sollen, dass Hiob nach diesem noch 140 Jahre lebte, sondern dass das ganze Leben Hiobs 140 Jahre betrug; ein sehr ansehnliches Alter – sehr. Es war nicht so lang wie das von Abraham oder Isaak; aber es war, denke ich, ungefähr so viel wie das von Jakob, so ungefähr im Allgemeinen, und größer als das Alter Moses. So war es auch vor Mose, der in seinem Psalm (Ps 90) sagt: „Die Tage unserer Jahre – es sind siebzig Jahre, und wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin“ (V. 10). Mose scheint der Schreiber des Buches gewesen zu sein. Er und sein Bruder Aaron wurden keine 140 Jahre alt, Hiob hingegen schon. Aber wenn man annimmt, dass er 80 Jahre vor den 140 gelebt hat, würde ihn das weit älter machen als irgendeinen der Patriarchen. Ich meine nicht einige der Ältesten vor der Sintflut, aber nach der Sintflut lebten die Menschen nicht bis zu einem solch hohen Alter – mit Ausnahmen. Und so endet das Buch damit, dass Hiob „starb, alt und der Tage satt“ (V. 17).