Behandelter Abschnitt Hiob 42,1-6
Verse 1–6 | Hiob bereut
Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach:
Ich weiß, dass du alles vermagst und kein Vorhaben dir verwehrt werden kann. 3 Wer ist es, der den Rat verhüllt ohne Erkenntnis? So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand, Dinge, zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte. 4 Höre doch, und ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich! 5 Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum verabscheue ich [mich] und bereue in Staub und Asche.
Nachdem der HERR ausgesprochen hat, antwortet Hiob Ihm erneut (Vers 1). Seine Antwort zeugt von einem tiefgehenden Wirken des Geistes Gottes in ihm. Er hat die Botschaft verstanden, dass es allein darum geht, was Gott will und dass Er diesen Willen auch ausführt, ohne dem Menschen darüber Rechenschaft abzulegen. Hiob unterwirft sich der Regierung Gottes und kommt zu dem Bekenntnis, das der Psalmist Jahrhunderte später aussprechen wird: „Ich weiß, HERR, dass deine Gerichte Gerechtigkeit sind“ (Ps 119,75a).
Hiob hat in seiner ersten Antwort anerkannt, dass er gering und unbedeutend ist (Hiob 39,37); nun erkennt er in seiner zweiten Antwort die Allmacht Gottes an, dass Er alles ausführen kann, was Er sich vornimmt (Vers 2). Er erkennt an, dass Gott nicht nur für die gesamte Schöpfung sorgt und die Welt regiert, sondern dies auch in seinem Leben tut. Gott hat für jeden der Seinen einen Plan. Diesen Plan führt Er zu ihrem Besten aus. Das zeigt sich im Leben von Hiob. Wenn Er Trübsal für nötig hält, bringt Er sie in das Leben der Seinen. Wenn Er sein Ziel mit dem Leiden erreicht hat, nimmt Er es weg.
In Vers 3 wiederholt Hiob, was Gott in Hiob 38 zu ihm gesagt hat, wer Er ist, dass Er seinen Ratschluss verhüllt oder verbirgt (Hiob 38,2). Diese Wiederholung bedeutet, dass Hiob seine Sünde bekennt. Eine Sünde zu bekennen bedeutet nämlich, Gottes Urteil über diese Sünde zu wiederholen und zuzustimmen, dass sein Urteil über sie gerecht ist. Hiob erkennt an, dass er mehr ausgesprochen hat, als er verstanden hat (vgl. Ps 131,1). Er hat sich ein Urteil über Dinge angemaßt, die für ihn zu wunderbar sind und die er nicht kennt (vgl. Ps 73,21.22).
Er sieht ein, dass er Gott gegenüber eine unangemessene Haltung eingenommen hat, indem er Ihm befehlen wollte, auf ihn zu hören, weil er Ihm etwas zu sagen habe (Vers 4; Hiob 13,22). Er würde Gott befragen, und dann müsste Gott ihm wohl antworten. Hiob hatte Gott zur Rechenschaft gezogen, und das ist natürlich nicht erlaubt.
Hiob kommt zur völligen Hingabe an Gott. Nachdem er Gott in seiner ersten Rede sprechen gehört hat, ist er zu der Einsicht gelangt, dass es besser ist, Gott nicht mehr zu widersprechen (Hiob 39,38). Das ist zwar gut, aber es reicht nicht aus, denn er hat Gott widersprochen und das muss er noch bekennen. Er tut dies als Antwort auf die zweite Rede Gottes. In ihr hat er Gott in seinen Werken gesehen und wie Er alles regiert (Vers 5). Das zerbricht ihn. Er verachtet sich selbst und tut Buße „in Staub und Asche“ (Vers 6), d. h. er sitzt in buchstäblichem Staub und Asche, die zugleich als Symbole der Trauer dienen (Hiob 2,8; Jer 6,26; 25,34; Jona 3,6). Was er jetzt sagt, hat er in den Tagen seines Wohlstandes nicht gesagt.